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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

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Lebrecht stellt seine Gedanken durch sehr passende Zeichen allemal dar, und ich vermuthe schier, daß Herrn Abbe de l'Epee und Herrn Abbe Storks gepriesene methodische Zeichen nicht passender seyn können.*)

Bei seiner Ankunft im Jnstitute zu Leipzig sah sich Lebrecht in eine neue Welt versetzt, und man witterte es ihm ab, daß er sich lieber wieder in die alte sehnte. Herr Direktor Heinike und ich däuchten seiner Freiheit ein Kapzaum, und er schien darüber empfindlich. Jndessen erwarb ich mir bald Zugang zu seinem Herzen, Liebe und Vertrauen. Jch gab ihm nach, wo ich konnte. Erlaubten Wünschen eilte ich zuvor, und blieb ihre Erfüllung augenblicklich unmöglich, so suchte ich sie wenigstens zu beflügeln. Jch lauerte auf die Minuten, wo er meinen Unterricht anzunehmen geneigt war. Jch strengte ihn Anfangs nicht im mindesten an. Worauf seine Aufmerksamkeit stieß, da folgte ich ihm treulich. Und so betrachteten wir in einer Stunde öfters mit ziemlich flüchtigen Blicken eine Menge Gegenstände, die so pudelnärrisch durch einander liefen, wie sie kaum ein Marionettendirektor zusammenzumischen im Stande ist.


*) Mit beiden Herren Abbes stehe ich jetzt über unsre heterogenen Lehrarten im Briefwechsel. Eschke.

Lebrecht stellt seine Gedanken durch sehr passende Zeichen allemal dar, und ich vermuthe schier, daß Herrn Abbé de l'Epee und Herrn Abbé Storks gepriesene methodische Zeichen nicht passender seyn koͤnnen.*)

Bei seiner Ankunft im Jnstitute zu Leipzig sah sich Lebrecht in eine neue Welt versetzt, und man witterte es ihm ab, daß er sich lieber wieder in die alte sehnte. Herr Direktor Heinike und ich daͤuchten seiner Freiheit ein Kapzaum, und er schien daruͤber empfindlich. Jndessen erwarb ich mir bald Zugang zu seinem Herzen, Liebe und Vertrauen. Jch gab ihm nach, wo ich konnte. Erlaubten Wuͤnschen eilte ich zuvor, und blieb ihre Erfuͤllung augenblicklich unmoͤglich, so suchte ich sie wenigstens zu befluͤgeln. Jch lauerte auf die Minuten, wo er meinen Unterricht anzunehmen geneigt war. Jch strengte ihn Anfangs nicht im mindesten an. Worauf seine Aufmerksamkeit stieß, da folgte ich ihm treulich. Und so betrachteten wir in einer Stunde oͤfters mit ziemlich fluͤchtigen Blicken eine Menge Gegenstaͤnde, die so pudelnaͤrrisch durch einander liefen, wie sie kaum ein Marionettendirektor zusammenzumischen im Stande ist.


*) Mit beiden Herren Abbés stehe ich jetzt uͤber unsre heterogenen Lehrarten im Briefwechsel. Eschke.
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[57/0059] Lebrecht stellt seine Gedanken durch sehr passende Zeichen allemal dar, und ich vermuthe schier, daß Herrn Abbé de l'Epee und Herrn Abbé Storks gepriesene methodische Zeichen nicht passender seyn koͤnnen.*) Bei seiner Ankunft im Jnstitute zu Leipzig sah sich Lebrecht in eine neue Welt versetzt, und man witterte es ihm ab, daß er sich lieber wieder in die alte sehnte. Herr Direktor Heinike und ich daͤuchten seiner Freiheit ein Kapzaum, und er schien daruͤber empfindlich. Jndessen erwarb ich mir bald Zugang zu seinem Herzen, Liebe und Vertrauen. Jch gab ihm nach, wo ich konnte. Erlaubten Wuͤnschen eilte ich zuvor, und blieb ihre Erfuͤllung augenblicklich unmoͤglich, so suchte ich sie wenigstens zu befluͤgeln. Jch lauerte auf die Minuten, wo er meinen Unterricht anzunehmen geneigt war. Jch strengte ihn Anfangs nicht im mindesten an. Worauf seine Aufmerksamkeit stieß, da folgte ich ihm treulich. Und so betrachteten wir in einer Stunde oͤfters mit ziemlich fluͤchtigen Blicken eine Menge Gegenstaͤnde, die so pudelnaͤrrisch durch einander liefen, wie sie kaum ein Marionettendirektor zusammenzumischen im Stande ist. *) Mit beiden Herren Abbés stehe ich jetzt uͤber unsre heterogenen Lehrarten im Briefwechsel. Eschke.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/59>, abgerufen am 24.11.2024.