Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.Und man gedenket meiner nicht! und warum sollte man denn auch meiner gedenken? Jch bin ein elendes verworfnes Geschöpf! Und muß es erkennen, daß ich es bin! Andre sind es auch, aber es hängt eine Decke vor ihrer Seele, und sie können nicht hineinschauen, darum sind sie glücklich und zufrieden mit sich selbst. Aber ich fühle mein Elend! Jch irre im Dunkeln, und finde keinen Ausweg! Erbarme dich meiner, du unbegreifliche Ursach meines Daseyns! Meine Arbeit, worin ich hätte Freude finden können, muß mir mißlingen, und nun habe ich keine Freude mehr! Ach was hilft mir nun mein Leben? Aber gern wollt' ichs tragen, wenn ich wüßte, daß ich noch einmal glücklich, glücklich, seyn sollte. Jetzt glaubt' ich es zu werden, und wo ist meine Hofnung hin? -- Aber sollt' es denn unmöglich seyn, auch den Unmuth zu überwinden? Jetzt will ich, ohngeachtet daß meine Seele sich dagegen empört, will arbeiten, will mit den Zähnen knirschen, und meinen ausbrechenden Kummer unterdrücken! und wenn auch, von diesem Abend an sey das mein Entschluß, und wenn auch Verachtung mein Looß ist, und wenn auch mein liebstes Werk mir mißlingt, so will ich arbeiten, und jeden aufkeimenden stolzen Gedanken unterdrücken. Vergessen will ich es, daß ich meinen Haß und meine eigne Verachtung verdiene! Meine Thränen Und man gedenket meiner nicht! und warum sollte man denn auch meiner gedenken? Jch bin ein elendes verworfnes Geschoͤpf! Und muß es erkennen, daß ich es bin! Andre sind es auch, aber es haͤngt eine Decke vor ihrer Seele, und sie koͤnnen nicht hineinschauen, darum sind sie gluͤcklich und zufrieden mit sich selbst. Aber ich fuͤhle mein Elend! Jch irre im Dunkeln, und finde keinen Ausweg! Erbarme dich meiner, du unbegreifliche Ursach meines Daseyns! Meine Arbeit, worin ich haͤtte Freude finden koͤnnen, muß mir mißlingen, und nun habe ich keine Freude mehr! Ach was hilft mir nun mein Leben? Aber gern wollt' ichs tragen, wenn ich wuͤßte, daß ich noch einmal gluͤcklich, gluͤcklich, seyn sollte. Jetzt glaubt' ich es zu werden, und wo ist meine Hofnung hin? — Aber sollt' es denn unmoͤglich seyn, auch den Unmuth zu uͤberwinden? Jetzt will ich, ohngeachtet daß meine Seele sich dagegen empoͤrt, will arbeiten, will mit den Zaͤhnen knirschen, und meinen ausbrechenden Kummer unterdruͤcken! und wenn auch, von diesem Abend an sey das mein Entschluß, und wenn auch Verachtung mein Looß ist, und wenn auch mein liebstes Werk mir mißlingt, so will ich arbeiten, und jeden aufkeimenden stolzen Gedanken unterdruͤcken. Vergessen will ich es, daß ich meinen Haß und meine eigne Verachtung verdiene! Meine Thraͤnen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0069" n="67"/><lb/> <p>Und man gedenket meiner nicht! und warum sollte man denn auch meiner gedenken? Jch bin ein elendes verworfnes Geschoͤpf! Und muß es erkennen, daß ich es bin! </p> <p>Andre sind es auch, aber es haͤngt eine Decke vor ihrer Seele, und sie koͤnnen nicht hineinschauen, darum sind sie gluͤcklich und zufrieden mit sich selbst. </p> <p>Aber ich fuͤhle mein Elend! Jch irre im Dunkeln, und finde keinen Ausweg! Erbarme dich meiner, du unbegreifliche Ursach meines Daseyns! </p> <p>Meine Arbeit, worin ich haͤtte Freude finden koͤnnen, muß mir mißlingen, und nun habe ich keine Freude mehr! Ach was hilft mir nun mein Leben? </p> <p>Aber gern wollt' ichs tragen, wenn ich wuͤßte, daß ich noch einmal gluͤcklich, gluͤcklich, seyn sollte. Jetzt glaubt' ich es zu werden, und wo ist meine Hofnung hin? — </p> <p>Aber sollt' es denn unmoͤglich seyn, auch den Unmuth zu uͤberwinden? Jetzt will ich, ohngeachtet daß meine Seele sich dagegen empoͤrt, will arbeiten, will mit den Zaͤhnen knirschen, und meinen ausbrechenden Kummer unterdruͤcken! und wenn auch, von diesem Abend an sey das mein Entschluß, und wenn auch Verachtung mein Looß ist, und wenn auch mein liebstes Werk mir mißlingt, so will ich arbeiten, und jeden aufkeimenden stolzen Gedanken unterdruͤcken. </p> <p>Vergessen will ich es, daß ich meinen Haß und meine eigne Verachtung verdiene! Meine Thraͤnen<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0069]
Und man gedenket meiner nicht! und warum sollte man denn auch meiner gedenken? Jch bin ein elendes verworfnes Geschoͤpf! Und muß es erkennen, daß ich es bin!
Andre sind es auch, aber es haͤngt eine Decke vor ihrer Seele, und sie koͤnnen nicht hineinschauen, darum sind sie gluͤcklich und zufrieden mit sich selbst.
Aber ich fuͤhle mein Elend! Jch irre im Dunkeln, und finde keinen Ausweg! Erbarme dich meiner, du unbegreifliche Ursach meines Daseyns!
Meine Arbeit, worin ich haͤtte Freude finden koͤnnen, muß mir mißlingen, und nun habe ich keine Freude mehr! Ach was hilft mir nun mein Leben?
Aber gern wollt' ichs tragen, wenn ich wuͤßte, daß ich noch einmal gluͤcklich, gluͤcklich, seyn sollte. Jetzt glaubt' ich es zu werden, und wo ist meine Hofnung hin? —
Aber sollt' es denn unmoͤglich seyn, auch den Unmuth zu uͤberwinden? Jetzt will ich, ohngeachtet daß meine Seele sich dagegen empoͤrt, will arbeiten, will mit den Zaͤhnen knirschen, und meinen ausbrechenden Kummer unterdruͤcken! und wenn auch, von diesem Abend an sey das mein Entschluß, und wenn auch Verachtung mein Looß ist, und wenn auch mein liebstes Werk mir mißlingt, so will ich arbeiten, und jeden aufkeimenden stolzen Gedanken unterdruͤcken.
Vergessen will ich es, daß ich meinen Haß und meine eigne Verachtung verdiene! Meine Thraͤnen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |