Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.
Um aber recht sicher zu gehen, vertrauet er sich einem Führer an, der der Gegend und des Weges kundig; und auf diese Art giebt es eine eigene ordentliche Verfahrungsart in der Mystik, welcher nachzuspähen keine unnütze Beschäftigung für die Psychologie zu seyn scheint, in so fern die verschiedenen Arten von Selbsttäuschung dabei in Betracht kommen. Herr aber lehret seinen Zögling also: von F.... den 8. December 1769. Sie schreiben, daß Sie seit zwei oder drei Wochen eine Aenderung in Jhrem Jnnern erführen, und eine Menge zerstreuender Gedanken Sie beunruhigten. Auf die Tröstungen und Süßigkeiten folgen jederzeit Trockenheiten und Zerstreuungen der Gedanken, indem man über die flüchtige Einbildungskraft nicht Meister werden kann. Diese Abwechselungen werden Sie noch lange Zeit erfahren. Hierbei ist absolut nöthig, daß Sie nicht müde werden, noch sich abhalten lassen, die zum innern Gebet bestimmte Zeiten dennoch in der Gegenwart Gottes auszuhalten und in der Stille zu bleiben, sich so viel möglich immer wieder zu sammlen, auch
Um aber recht sicher zu gehen, vertrauet er sich einem Fuͤhrer an, der der Gegend und des Weges kundig; und auf diese Art giebt es eine eigene ordentliche Verfahrungsart in der Mystik, welcher nachzuspaͤhen keine unnuͤtze Beschaͤftigung fuͤr die Psychologie zu seyn scheint, in so fern die verschiedenen Arten von Selbsttaͤuschung dabei in Betracht kommen. Herr aber lehret seinen Zoͤgling also: von F.... den 8. December 1769. Sie schreiben, daß Sie seit zwei oder drei Wochen eine Aenderung in Jhrem Jnnern erfuͤhren, und eine Menge zerstreuender Gedanken Sie beunruhigten. Auf die Troͤstungen und Suͤßigkeiten folgen jederzeit Trockenheiten und Zerstreuungen der Gedanken, indem man uͤber die fluͤchtige Einbildungskraft nicht Meister werden kann. Diese Abwechselungen werden Sie noch lange Zeit erfahren. Hierbei ist absolut noͤthig, daß Sie nicht muͤde werden, noch sich abhalten lassen, die zum innern Gebet bestimmte Zeiten dennoch in der Gegenwart Gottes auszuhalten und in der Stille zu bleiben, sich so viel moͤglich immer wieder zu sammlen, auch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0082" n="80"/><lb/> zuruͤckgehe, und sich daher wieder etwas einbilde, dadurch er denn endlich dahin gelanget, daß er sich fest einbildet, er habe die verlorne Empfindung nun wieder, und sey also wieder auf dem rechten Wege. </p> <p>Um aber recht sicher zu gehen, vertrauet er sich einem Fuͤhrer an, der der Gegend und des Weges kundig; und auf diese Art giebt es eine eigene ordentliche Verfahrungsart in der Mystik, welcher nachzuspaͤhen keine unnuͤtze Beschaͤftigung fuͤr die Psychologie zu seyn scheint, in so fern die verschiedenen Arten von Selbsttaͤuschung dabei in Betracht kommen. </p> <p>Herr <persName ref="#ref11"><note type="editorial">Fleischbein, Johann Friedrich von</note>von F....</persName> aber lehret seinen Zoͤgling also: </p> <p rendition="#right">den 8. December 1769.</p> <p>Sie schreiben, daß Sie seit zwei oder drei Wochen eine Aenderung in Jhrem Jnnern erfuͤhren, und eine Menge zerstreuender Gedanken Sie beunruhigten. </p> <p>Auf die Troͤstungen und Suͤßigkeiten folgen jederzeit Trockenheiten und Zerstreuungen der Gedanken, indem man uͤber die fluͤchtige Einbildungskraft nicht Meister werden kann. Diese Abwechselungen werden Sie noch lange Zeit erfahren. Hierbei ist absolut noͤthig, daß Sie nicht muͤde werden, noch sich abhalten lassen, die zum innern Gebet bestimmte Zeiten dennoch in der Gegenwart Gottes auszuhalten und in der Stille zu bleiben, sich so viel moͤglich immer wieder zu sammlen, auch<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [80/0082]
zuruͤckgehe, und sich daher wieder etwas einbilde, dadurch er denn endlich dahin gelanget, daß er sich fest einbildet, er habe die verlorne Empfindung nun wieder, und sey also wieder auf dem rechten Wege.
Um aber recht sicher zu gehen, vertrauet er sich einem Fuͤhrer an, der der Gegend und des Weges kundig; und auf diese Art giebt es eine eigene ordentliche Verfahrungsart in der Mystik, welcher nachzuspaͤhen keine unnuͤtze Beschaͤftigung fuͤr die Psychologie zu seyn scheint, in so fern die verschiedenen Arten von Selbsttaͤuschung dabei in Betracht kommen.
Herr von F.... aber lehret seinen Zoͤgling also:
den 8. December 1769.
Sie schreiben, daß Sie seit zwei oder drei Wochen eine Aenderung in Jhrem Jnnern erfuͤhren, und eine Menge zerstreuender Gedanken Sie beunruhigten.
Auf die Troͤstungen und Suͤßigkeiten folgen jederzeit Trockenheiten und Zerstreuungen der Gedanken, indem man uͤber die fluͤchtige Einbildungskraft nicht Meister werden kann. Diese Abwechselungen werden Sie noch lange Zeit erfahren. Hierbei ist absolut noͤthig, daß Sie nicht muͤde werden, noch sich abhalten lassen, die zum innern Gebet bestimmte Zeiten dennoch in der Gegenwart Gottes auszuhalten und in der Stille zu bleiben, sich so viel moͤglich immer wieder zu sammlen, auch
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