Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.
Sie werden erfahren, daß, wann Sie hierin getreu sind, und in den Zerstreuungen die bestimmte Zeit des innern stillen Gebets doch aushalten, daß Jhnen für die übrige Zeit des Tags unter den Geschäften doch eine verborgene Salbung und Sammlung bleiben wird, daß Sie werden ruhig seyn und Jhre Geschäfte in dem Willen Gottes vollbringen können, und daß die göttliche Gnade in Jhnen erhalten wird. Wollten Sie aber ohne Noth, noch daß die Berufsgeschäfte es erfordern, die zum innern Gebet bestimmte Zeit vernachlässigen, so würde alles verloren gehen, und Sie nach und nach wie eine Schnecke austrocknen, daß Sie zuletzt alles innere Gebet verlieren, und wieder zur Welt kehrten, wofür Sie die Erbarmung Gottes bewahren wird. Jhre Fehler betreffend, so seyn Sie ja getreu, solche nicht bemänteln zu wollen, und sind solche
Sie werden erfahren, daß, wann Sie hierin getreu sind, und in den Zerstreuungen die bestimmte Zeit des innern stillen Gebets doch aushalten, daß Jhnen fuͤr die uͤbrige Zeit des Tags unter den Geschaͤften doch eine verborgene Salbung und Sammlung bleiben wird, daß Sie werden ruhig seyn und Jhre Geschaͤfte in dem Willen Gottes vollbringen koͤnnen, und daß die goͤttliche Gnade in Jhnen erhalten wird. Wollten Sie aber ohne Noth, noch daß die Berufsgeschaͤfte es erfordern, die zum innern Gebet bestimmte Zeit vernachlaͤssigen, so wuͤrde alles verloren gehen, und Sie nach und nach wie eine Schnecke austrocknen, daß Sie zuletzt alles innere Gebet verlieren, und wieder zur Welt kehrten, wofuͤr Sie die Erbarmung Gottes bewahren wird. Jhre Fehler betreffend, so seyn Sie ja getreu, solche nicht bemaͤnteln zu wollen, und sind solche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0083" n="81"/><lb/> wohl ein paar Blaͤtter vor dieser Zeit in der <persName ref="#ref12"><note type="editorial">Madame Guyon</note>M. G.</persName> Schriften zu lesen, der Friede wird schon wieder kommen. Dulden Sie diese Pruͤfung, wodurch Jhr innerer Grund stets mehr gelaͤutert wird, und lassen sich ja nichts in der Welt abhalten, die zum innern Gebet bestimmte Zeiten in der Stille vor Gott zu bleiben, auszuuͤben und zu erhalten. Werden Sie von Jhren Berufsgeschaͤften, die Sie ja nicht versaͤumen muͤssen, davon abgehalten, so holen sie diese Zeit nach, auf eine andre Zeit des Tags.</p> <p>Sie werden erfahren, daß, wann Sie hierin getreu sind, und in den Zerstreuungen die bestimmte Zeit des innern stillen Gebets doch aushalten, daß Jhnen fuͤr die uͤbrige Zeit des Tags unter den Geschaͤften doch eine verborgene Salbung und Sammlung bleiben wird, daß Sie werden ruhig seyn und Jhre Geschaͤfte in dem Willen Gottes vollbringen koͤnnen, und daß die goͤttliche Gnade in Jhnen erhalten wird. Wollten Sie aber ohne Noth, noch daß die Berufsgeschaͤfte es erfordern, die zum innern Gebet bestimmte Zeit vernachlaͤssigen, so wuͤrde alles verloren gehen, und Sie nach und nach wie eine Schnecke austrocknen, daß Sie zuletzt alles innere Gebet verlieren, und wieder zur Welt kehrten, wofuͤr Sie die Erbarmung Gottes bewahren wird. </p> <p>Jhre Fehler betreffend, so seyn Sie ja getreu, solche nicht bemaͤnteln zu wollen, und sind solche<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [81/0083]
wohl ein paar Blaͤtter vor dieser Zeit in der M. G. Schriften zu lesen, der Friede wird schon wieder kommen. Dulden Sie diese Pruͤfung, wodurch Jhr innerer Grund stets mehr gelaͤutert wird, und lassen sich ja nichts in der Welt abhalten, die zum innern Gebet bestimmte Zeiten in der Stille vor Gott zu bleiben, auszuuͤben und zu erhalten. Werden Sie von Jhren Berufsgeschaͤften, die Sie ja nicht versaͤumen muͤssen, davon abgehalten, so holen sie diese Zeit nach, auf eine andre Zeit des Tags.
Sie werden erfahren, daß, wann Sie hierin getreu sind, und in den Zerstreuungen die bestimmte Zeit des innern stillen Gebets doch aushalten, daß Jhnen fuͤr die uͤbrige Zeit des Tags unter den Geschaͤften doch eine verborgene Salbung und Sammlung bleiben wird, daß Sie werden ruhig seyn und Jhre Geschaͤfte in dem Willen Gottes vollbringen koͤnnen, und daß die goͤttliche Gnade in Jhnen erhalten wird. Wollten Sie aber ohne Noth, noch daß die Berufsgeschaͤfte es erfordern, die zum innern Gebet bestimmte Zeit vernachlaͤssigen, so wuͤrde alles verloren gehen, und Sie nach und nach wie eine Schnecke austrocknen, daß Sie zuletzt alles innere Gebet verlieren, und wieder zur Welt kehrten, wofuͤr Sie die Erbarmung Gottes bewahren wird.
Jhre Fehler betreffend, so seyn Sie ja getreu, solche nicht bemaͤnteln zu wollen, und sind solche
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| Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/83>, abgerufen am 18.05.2024. |
