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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

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3.

Besonders auffallend ist es mir, daß ich in meiner Kindheit immer eine Aehnlichkeit unter den Sachen und ihren Namen suchte.

Daher kam es, z.B. daß ich roth immer blau nannte. Denn weil roth die Farbe des Bluts ist, und dies im Plattdeutschen Blaut genannt wird, so hielt ich es wahrscheinlicher Weise für natürlich, der Farbe des Bluts auch die Benennung zu geben, die dem Namen des Bluts am ähnlichsten war; dahingegen ich, da ich doch einen Unterschied in Ansehung der Farben machte, blau roth nannte, mich aber übrigens durch nichts von meiner Benennung abbringen ließ.

Eben so hartnäckig nannte ich die Flöte Hobo und die Hobo Flöte; welches ganz wahrscheinlich daher rührt, weil zwischen dem Laut des Worts Hobo und dem vollen sanften Laut der Flöte in den untern Tönen, welche mir besonders gefielen, und zwischen dem Worte Flöte wegen des zugespitzten ö, und dem schneidenden Tone der Hobo wirklich einige Aehnlichkeit statt zu finden scheint.

K. St.



3.

Besonders auffallend ist es mir, daß ich in meiner Kindheit immer eine Aehnlichkeit unter den Sachen und ihren Namen suchte.

Daher kam es, z.B. daß ich roth immer blau nannte. Denn weil roth die Farbe des Bluts ist, und dies im Plattdeutschen Blaut genannt wird, so hielt ich es wahrscheinlicher Weise fuͤr natuͤrlich, der Farbe des Bluts auch die Benennung zu geben, die dem Namen des Bluts am aͤhnlichsten war; dahingegen ich, da ich doch einen Unterschied in Ansehung der Farben machte, blau roth nannte, mich aber uͤbrigens durch nichts von meiner Benennung abbringen ließ.

Eben so hartnaͤckig nannte ich die Floͤte Hobo und die Hobo Floͤte; welches ganz wahrscheinlich daher ruͤhrt, weil zwischen dem Laut des Worts Hobo und dem vollen sanften Laut der Floͤte in den untern Toͤnen, welche mir besonders gefielen, und zwischen dem Worte Floͤte wegen des zugespitzten , und dem schneidenden Tone der Hobo wirklich einige Aehnlichkeit statt zu finden scheint.

K. St.


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[89/0091] 3. Besonders auffallend ist es mir, daß ich in meiner Kindheit immer eine Aehnlichkeit unter den Sachen und ihren Namen suchte. Daher kam es, z.B. daß ich roth immer blau nannte. Denn weil roth die Farbe des Bluts ist, und dies im Plattdeutschen Blaut genannt wird, so hielt ich es wahrscheinlicher Weise fuͤr natuͤrlich, der Farbe des Bluts auch die Benennung zu geben, die dem Namen des Bluts am aͤhnlichsten war; dahingegen ich, da ich doch einen Unterschied in Ansehung der Farben machte, blau roth nannte, mich aber uͤbrigens durch nichts von meiner Benennung abbringen ließ. Eben so hartnaͤckig nannte ich die Floͤte Hobo und die Hobo Floͤte; welches ganz wahrscheinlich daher ruͤhrt, weil zwischen dem Laut des Worts Hobo und dem vollen sanften Laut der Floͤte in den untern Toͤnen, welche mir besonders gefielen, und zwischen dem Worte Floͤte wegen des zugespitzten oͤ, und dem schneidenden Tone der Hobo wirklich einige Aehnlichkeit statt zu finden scheint. K. St.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/91>, abgerufen am 25.05.2024.