Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite


ihm, auf die freigewordenen Amerikaner, welches wohl verdient hätte, in einer Sammlung von den vorzüglichsten Poesien der Deutschen zu stehen, und nun in einem Blatte sich verlohr, das in den Bierhäusern von Erfurt feil geboten wurde.

Es war als ob in diesem Gedichte sein unterdrückter Geist alle sein Freiheitsgefühl noch einmal ausgehaucht hätte, ein solcher Schwung und feurige Theilnehmung herrschten in den Gedanken.

Ganz entzückt durch dies Gedicht konnte Reiser nicht ruhen, bis er die Bekanntschaft eines so vorzüglichen Mitarbeiters an der Wochenschrift der Bürger und der Bauer gemacht hatte. Es hielt aber schwer, bis er diesen Wunsch erreichte, weil der Doktor Sauer eben keinen großen Hang in sich fühlen konnte, sich noch ferner an irgend einen aus der Klasse von Wesen anzuschließen, die ihn gleichsam ausgestoßen .

Jndeß fand sich doch ein Weg dazu, weil Reiser sein Studium der englischen Sprache auch in Erfurt fortgesetzt hatte, daß er sich erbot den Doktor Sauer Englisch zu lehren, da dieser schon einigemal den Wunsch geäußert hatte, mit dieser Sprache bekannt zu seyn. Dies Anerbieten wurde denn angenommen, und so erhielt Reiser Gelegenheit wöchentlich wenigstens ein paarmal mit diesem Manne zusammen zu kommen, an den er sich nun so nahe wie möglich anzuschließen wünschte.



ihm, auf die freigewordenen Amerikaner, welches wohl verdient haͤtte, in einer Sammlung von den vorzuͤglichsten Poesien der Deutschen zu stehen, und nun in einem Blatte sich verlohr, das in den Bierhaͤusern von Erfurt feil geboten wurde.

Es war als ob in diesem Gedichte sein unterdruͤckter Geist alle sein Freiheitsgefuͤhl noch einmal ausgehaucht haͤtte, ein solcher Schwung und feurige Theilnehmung herrschten in den Gedanken.

Ganz entzuͤckt durch dies Gedicht konnte Reiser nicht ruhen, bis er die Bekanntschaft eines so vorzuͤglichen Mitarbeiters an der Wochenschrift der Buͤrger und der Bauer gemacht hatte. Es hielt aber schwer, bis er diesen Wunsch erreichte, weil der Doktor Sauer eben keinen großen Hang in sich fuͤhlen konnte, sich noch ferner an irgend einen aus der Klasse von Wesen anzuschließen, die ihn gleichsam ausgestoßen .

Jndeß fand sich doch ein Weg dazu, weil Reiser sein Studium der englischen Sprache auch in Erfurt fortgesetzt hatte, daß er sich erbot den Doktor Sauer Englisch zu lehren, da dieser schon einigemal den Wunsch geaͤußert hatte, mit dieser Sprache bekannt zu seyn. Dies Anerbieten wurde denn angenommen, und so erhielt Reiser Gelegenheit woͤchentlich wenigstens ein paarmal mit diesem Manne zusammen zu kommen, an den er sich nun so nahe wie moͤglich anzuschließen wuͤnschte.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0013" n="13"/><lb/>
ihm, auf die freigewordenen Amerikaner, welches                         wohl verdient ha&#x0364;tte, in einer Sammlung von den vorzu&#x0364;glichsten Poesien der                         Deutschen zu stehen, und nun in einem Blatte sich verlohr, das in den                         Bierha&#x0364;usern von Erfurt feil geboten wurde. </p>
            <p>Es war als ob in diesem Gedichte sein unterdru&#x0364;ckter Geist alle sein                         Freiheitsgefu&#x0364;hl noch einmal ausgehaucht <choice><corr>ha&#x0364;tte</corr><sic>hatte</sic></choice>, ein solcher Schwung und feurige Theilnehmung herrschten in den                         Gedanken. </p>
            <p>Ganz entzu&#x0364;ckt durch dies Gedicht konnte Reiser nicht ruhen, bis er die                         Bekanntschaft eines so vorzu&#x0364;glichen Mitarbeiters an der Wochenschrift der                         Bu&#x0364;rger und der Bauer gemacht hatte. Es hielt aber schwer, bis er diesen                         Wunsch erreichte, weil der Doktor Sauer eben keinen großen Hang in sich                         fu&#x0364;hlen konnte, sich noch ferner an irgend einen aus der Klasse von Wesen                         anzuschließen, die ihn gleichsam ausgestoßen <choice><reg/><sic>hattte</sic></choice>.</p>
            <p>Jndeß fand sich doch ein Weg dazu, weil Reiser sein Studium der englischen                         Sprache auch in Erfurt fortgesetzt hatte, daß er sich erbot den Doktor Sauer                         Englisch zu lehren, da dieser schon einigemal den Wunsch gea&#x0364;ußert hatte, mit                         dieser Sprache bekannt zu seyn. Dies Anerbieten wurde denn angenommen, und                         so erhielt Reiser Gelegenheit wo&#x0364;chentlich wenigstens ein paarmal mit diesem                         Manne zusammen zu kommen, an den er sich nun so nahe wie mo&#x0364;glich                         anzuschließen wu&#x0364;nschte. </p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0013] ihm, auf die freigewordenen Amerikaner, welches wohl verdient haͤtte, in einer Sammlung von den vorzuͤglichsten Poesien der Deutschen zu stehen, und nun in einem Blatte sich verlohr, das in den Bierhaͤusern von Erfurt feil geboten wurde. Es war als ob in diesem Gedichte sein unterdruͤckter Geist alle sein Freiheitsgefuͤhl noch einmal ausgehaucht haͤtte, ein solcher Schwung und feurige Theilnehmung herrschten in den Gedanken. Ganz entzuͤckt durch dies Gedicht konnte Reiser nicht ruhen, bis er die Bekanntschaft eines so vorzuͤglichen Mitarbeiters an der Wochenschrift der Buͤrger und der Bauer gemacht hatte. Es hielt aber schwer, bis er diesen Wunsch erreichte, weil der Doktor Sauer eben keinen großen Hang in sich fuͤhlen konnte, sich noch ferner an irgend einen aus der Klasse von Wesen anzuschließen, die ihn gleichsam ausgestoßen . Jndeß fand sich doch ein Weg dazu, weil Reiser sein Studium der englischen Sprache auch in Erfurt fortgesetzt hatte, daß er sich erbot den Doktor Sauer Englisch zu lehren, da dieser schon einigemal den Wunsch geaͤußert hatte, mit dieser Sprache bekannt zu seyn. Dies Anerbieten wurde denn angenommen, und so erhielt Reiser Gelegenheit woͤchentlich wenigstens ein paarmal mit diesem Manne zusammen zu kommen, an den er sich nun so nahe wie moͤglich anzuschließen wuͤnschte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/13
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 2. Berlin, 1791, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0802_1791/13>, abgerufen am 03.12.2024.