Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.
Nachdem er dieses einige Abende getrieben hatte, kam er endlich zu der Vorstellung von dem Himmelsglobus und seinen zur Erklärung der astronomischen Erscheinungen erdichteten Zirkeln. Dieses war im Buche durch eine einzige Figur vorgestellt, wobei der Verfasser dem Leser den guten Rath gab, daß er zur bessern Verständlichkeit, indem die mannigfaltigen Zirkel in einer Flächenfigur nicht anders als durch gerade Linien vorgestellt werden könnten, sich entweder einen ordentlichen Globus, oder einen Globus armillaris verfertigen solle. B. J. faßte also den Vorsatz einen solchen Globus armillaris aus geflochtenen Ruthen zu verfertigen; nachdem er diese Arbeit zu Ende gebracht hatte, war er im Stande das ganze Buch zu fassen. Da er sich aber in Acht nehmen mußte, daß sein Vater von dieser seiner Beschäftigung nichts erfahre, so versteckte er immer seinen Globus armillaris, ehe er zu Bette gieng, in einen Winkel hinter den Schrank. Seine Großmutter, die verschiedenemal bemerkt hatte, daß er ganz im Lesen vertieft sey, und dann und wann auf aus Ruthen geflochtene, kreuzweise aufeinander gelegte Kreise seinen Blick richtete, gerieth hierüber in den größten Schreck; sie glaubte nicht anders, als daß ihr Enkel närrisch geworden sey.
Nachdem er dieses einige Abende getrieben hatte, kam er endlich zu der Vorstellung von dem Himmelsglobus und seinen zur Erklaͤrung der astronomischen Erscheinungen erdichteten Zirkeln. Dieses war im Buche durch eine einzige Figur vorgestellt, wobei der Verfasser dem Leser den guten Rath gab, daß er zur bessern Verstaͤndlichkeit, indem die mannigfaltigen Zirkel in einer Flaͤchenfigur nicht anders als durch gerade Linien vorgestellt werden koͤnnten, sich entweder einen ordentlichen Globus, oder einen Globus armillaris verfertigen solle. B. J. faßte also den Vorsatz einen solchen Globus armillaris aus geflochtenen Ruthen zu verfertigen; nachdem er diese Arbeit zu Ende gebracht hatte, war er im Stande das ganze Buch zu fassen. Da er sich aber in Acht nehmen mußte, daß sein Vater von dieser seiner Beschaͤftigung nichts erfahre, so versteckte er immer seinen Globus armillaris, ehe er zu Bette gieng, in einen Winkel hinter den Schrank. Seine Großmutter, die verschiedenemal bemerkt hatte, daß er ganz im Lesen vertieft sey, und dann und wann auf aus Ruthen geflochtene, kreuzweise aufeinander gelegte Kreise seinen Blick richtete, gerieth hieruͤber in den groͤßten Schreck; sie glaubte nicht anders, als daß ihr Enkel naͤrrisch geworden sey. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0030" n="28"/><lb/> dium so lange fort, bis das Kienholz ausgebrannt war.</p> <p>Nachdem er dieses einige Abende getrieben hatte, kam er endlich zu der Vorstellung von dem Himmelsglobus und seinen zur Erklaͤrung der astronomischen Erscheinungen erdichteten Zirkeln.</p> <p>Dieses war im Buche durch eine einzige Figur vorgestellt, wobei der Verfasser dem Leser den guten Rath gab, daß er zur bessern Verstaͤndlichkeit, indem die mannigfaltigen Zirkel in einer Flaͤchenfigur nicht anders als durch gerade Linien vorgestellt werden koͤnnten, sich entweder einen ordentlichen Globus, oder einen <hi rendition="#aq">Globus armillaris </hi> verfertigen solle.</p> <p><hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> faßte also den Vorsatz einen solchen <hi rendition="#aq">Globus armillaris</hi> aus geflochtenen Ruthen zu verfertigen; nachdem er diese Arbeit zu Ende gebracht hatte, war er im Stande das ganze Buch zu fassen. Da er sich aber in Acht nehmen mußte, daß sein Vater von dieser seiner Beschaͤftigung nichts erfahre, so versteckte er immer seinen <hi rendition="#aq">Globus armillaris,</hi> ehe er zu Bette gieng, in einen Winkel hinter den Schrank.</p> <p>Seine Großmutter, die verschiedenemal bemerkt hatte, daß er ganz im Lesen vertieft sey, und dann und wann auf aus Ruthen geflochtene, kreuzweise aufeinander gelegte Kreise seinen Blick richtete, gerieth hieruͤber in den groͤßten Schreck; sie glaubte nicht anders, als daß ihr Enkel naͤrrisch geworden sey.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [28/0030]
dium so lange fort, bis das Kienholz ausgebrannt war.
Nachdem er dieses einige Abende getrieben hatte, kam er endlich zu der Vorstellung von dem Himmelsglobus und seinen zur Erklaͤrung der astronomischen Erscheinungen erdichteten Zirkeln.
Dieses war im Buche durch eine einzige Figur vorgestellt, wobei der Verfasser dem Leser den guten Rath gab, daß er zur bessern Verstaͤndlichkeit, indem die mannigfaltigen Zirkel in einer Flaͤchenfigur nicht anders als durch gerade Linien vorgestellt werden koͤnnten, sich entweder einen ordentlichen Globus, oder einen Globus armillaris verfertigen solle.
B. J. faßte also den Vorsatz einen solchen Globus armillaris aus geflochtenen Ruthen zu verfertigen; nachdem er diese Arbeit zu Ende gebracht hatte, war er im Stande das ganze Buch zu fassen. Da er sich aber in Acht nehmen mußte, daß sein Vater von dieser seiner Beschaͤftigung nichts erfahre, so versteckte er immer seinen Globus armillaris, ehe er zu Bette gieng, in einen Winkel hinter den Schrank.
Seine Großmutter, die verschiedenemal bemerkt hatte, daß er ganz im Lesen vertieft sey, und dann und wann auf aus Ruthen geflochtene, kreuzweise aufeinander gelegte Kreise seinen Blick richtete, gerieth hieruͤber in den groͤßten Schreck; sie glaubte nicht anders, als daß ihr Enkel naͤrrisch geworden sey.
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