Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.Sie unterließ also nicht, seinen Vater hiervon zu benachrichtigen, und demselben den Verwahrungsort des magischen Jnstruments anzuzeigen. Dieser rieth bald, was dieses bedeuten müßte. Er nahm also den Globus in die Hand und ließ B. J. zu sich rufen. Nachdem dieser gekommen war, fragte er ihn mit folgenden Worten: V. Was hast du dir da für ein Spielwerk gemacht? B. J. Dieses ist ein Kader.*) V. Was soll dieses bedeuten? B. J. erklärte ihm hierauf den Gebrauch aller Zirkel zur Begreiflichmachung der himmlischen Erscheinungen. Der Vater der zwar ein guter Rabiner war, aber kein sonderliches Talent zu Wissenschaften hatte, konnte nicht alles begreifen, was B. J. ihm begreiflich machen wollte; besonders befremdete ihn die Vergleichung seiner Sphaera armillaris mit der Figur im Buche, und wie aus geraden Linien Zirkel entsprungen wären, aber so viel konnte er doch einsehen, daß B. J. seiner Sache gewiß war. Er schalt daher zwar auf ihn, daß er sein Verbot sich mit etwas anderm außer dem Talmud abzugeben, übertreten habe, freute sich aber doch innerlich, daß sein junger Sohn, ohne einen Anführer *) Die Benennung eines Globus im Hebräischen.
Sie unterließ also nicht, seinen Vater hiervon zu benachrichtigen, und demselben den Verwahrungsort des magischen Jnstruments anzuzeigen. Dieser rieth bald, was dieses bedeuten muͤßte. Er nahm also den Globus in die Hand und ließ B. J. zu sich rufen. Nachdem dieser gekommen war, fragte er ihn mit folgenden Worten: V. Was hast du dir da fuͤr ein Spielwerk gemacht? B. J. Dieses ist ein Kader.*) V. Was soll dieses bedeuten? B. J. erklaͤrte ihm hierauf den Gebrauch aller Zirkel zur Begreiflichmachung der himmlischen Erscheinungen. Der Vater der zwar ein guter Rabiner war, aber kein sonderliches Talent zu Wissenschaften hatte, konnte nicht alles begreifen, was B. J. ihm begreiflich machen wollte; besonders befremdete ihn die Vergleichung seiner Sphaera armillaris mit der Figur im Buche, und wie aus geraden Linien Zirkel entsprungen waͤren, aber so viel konnte er doch einsehen, daß B. J. seiner Sache gewiß war. Er schalt daher zwar auf ihn, daß er sein Verbot sich mit etwas anderm außer dem Talmud abzugeben, uͤbertreten habe, freute sich aber doch innerlich, daß sein junger Sohn, ohne einen Anfuͤhrer *) Die Benennung eines Globus im Hebraͤischen.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0031" n="29"/><lb/> <p>Sie unterließ also nicht, seinen Vater hiervon zu benachrichtigen, und demselben den Verwahrungsort des magischen Jnstruments anzuzeigen. Dieser rieth bald, was dieses bedeuten muͤßte. Er nahm also den Globus in die Hand und ließ <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> zu sich rufen. Nachdem dieser gekommen war, fragte er ihn mit folgenden Worten:</p> <p><hi rendition="#b">V.</hi> Was hast du dir da fuͤr ein Spielwerk gemacht?</p> <p><hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> Dieses ist ein <hi rendition="#b">Kader.</hi>*)<note place="foot"><p>*) Die Benennung eines Globus im Hebraͤischen.</p></note></p> <p><hi rendition="#b">V.</hi> Was soll dieses bedeuten?</p> <p><hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> erklaͤrte ihm hierauf den Gebrauch aller Zirkel zur Begreiflichmachung der himmlischen Erscheinungen.</p> <p>Der Vater der zwar ein guter Rabiner war, aber kein sonderliches Talent zu Wissenschaften hatte, konnte nicht alles begreifen, was <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> ihm begreiflich machen wollte; besonders befremdete ihn die Vergleichung seiner <hi rendition="#aq">Sphaera armillaris</hi> mit der Figur im Buche, und wie aus geraden Linien Zirkel entsprungen waͤren, aber so viel konnte er doch einsehen, daß <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> seiner Sache gewiß war.</p> <p>Er schalt daher zwar auf ihn, daß er sein Verbot sich mit etwas anderm außer dem Talmud abzugeben, uͤbertreten habe, freute sich aber doch innerlich, daß sein junger Sohn, ohne einen Anfuͤhrer<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0031]
Sie unterließ also nicht, seinen Vater hiervon zu benachrichtigen, und demselben den Verwahrungsort des magischen Jnstruments anzuzeigen. Dieser rieth bald, was dieses bedeuten muͤßte. Er nahm also den Globus in die Hand und ließ B. J. zu sich rufen. Nachdem dieser gekommen war, fragte er ihn mit folgenden Worten:
V. Was hast du dir da fuͤr ein Spielwerk gemacht?
B. J. Dieses ist ein Kader.*)
V. Was soll dieses bedeuten?
B. J. erklaͤrte ihm hierauf den Gebrauch aller Zirkel zur Begreiflichmachung der himmlischen Erscheinungen.
Der Vater der zwar ein guter Rabiner war, aber kein sonderliches Talent zu Wissenschaften hatte, konnte nicht alles begreifen, was B. J. ihm begreiflich machen wollte; besonders befremdete ihn die Vergleichung seiner Sphaera armillaris mit der Figur im Buche, und wie aus geraden Linien Zirkel entsprungen waͤren, aber so viel konnte er doch einsehen, daß B. J. seiner Sache gewiß war.
Er schalt daher zwar auf ihn, daß er sein Verbot sich mit etwas anderm außer dem Talmud abzugeben, uͤbertreten habe, freute sich aber doch innerlich, daß sein junger Sohn, ohne einen Anfuͤhrer
*) Die Benennung eines Globus im Hebraͤischen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |