Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.
Jn ein Paar Tagen wurde er auf diese Art mit seinem Buche fertig. Dieses aber, anstatt seine Begierde zu befriedigen, reitzte dieselbe noch vielmehr. Er wünschte noch mehrere Bücher dieser Art zu lesen. Da er aber zu schüchtern war, um dieses dem Prediger zu entdecken, so beschloß er einen Brief an ihn zu schreiben, worin er seine unwiderstehliche Begierde nach dieser heiligen Wissenschaft äußerte, und daher den Prediger inständig bat, daß er ihn mit Büchern unterstützen möchte. Darauf erhielt er von dem Prediger eine sehr günstige Antwort. Dieser lobte seinen Eifer für diese heilige Wissenschaft, und versicherte ihn, daß dieser Eifer, unter so wenig Begünstigung, ein offenbares Merkmaal sey, daß B. J. Seele von Olam Aziloth (der Welt des unmittelbaren göttlichen Ausflusses) herkomme, anstatt daß die Seelen der bloßen Talmudisten von Olam Jnzire (der Welt der Schöpfung) ihren Ursprung nehmen. Er versprach ihm daher, so viel in seinem Vermögen wäre, ihn mit Büchern zu unterstützen. Da er aber sich selbst hauptsächlich mit dieser Wissenschaft beschäftigte, und dergleichen Bücher beständig bei der Hand haben mußte, so konnte er ihm dieselben nicht leihen, erlaubte ihm aber,
Jn ein Paar Tagen wurde er auf diese Art mit seinem Buche fertig. Dieses aber, anstatt seine Begierde zu befriedigen, reitzte dieselbe noch vielmehr. Er wuͤnschte noch mehrere Buͤcher dieser Art zu lesen. Da er aber zu schuͤchtern war, um dieses dem Prediger zu entdecken, so beschloß er einen Brief an ihn zu schreiben, worin er seine unwiderstehliche Begierde nach dieser heiligen Wissenschaft aͤußerte, und daher den Prediger instaͤndig bat, daß er ihn mit Buͤchern unterstuͤtzen moͤchte. Darauf erhielt er von dem Prediger eine sehr guͤnstige Antwort. Dieser lobte seinen Eifer fuͤr diese heilige Wissenschaft, und versicherte ihn, daß dieser Eifer, unter so wenig Beguͤnstigung, ein offenbares Merkmaal sey, daß B. J. Seele von Olam Aziloth (der Welt des unmittelbaren goͤttlichen Ausflusses) herkomme, anstatt daß die Seelen der bloßen Talmudisten von Olam Jnzire (der Welt der Schoͤpfung) ihren Ursprung nehmen. Er versprach ihm daher, so viel in seinem Vermoͤgen waͤre, ihn mit Buͤchern zu unterstuͤtzen. Da er aber sich selbst hauptsaͤchlich mit dieser Wissenschaft beschaͤftigte, und dergleichen Buͤcher bestaͤndig bei der Hand haben mußte, so konnte er ihm dieselben nicht leihen, erlaubte ihm aber, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0038" n="36"/><lb/> aufmachte; ohne den ganzen Tag uͤber an Essen oder Trinken zu denken.</p> <p>Jn ein Paar Tagen wurde er auf diese Art mit seinem Buche fertig. Dieses aber, anstatt seine Begierde zu befriedigen, reitzte dieselbe noch vielmehr. Er wuͤnschte noch mehrere Buͤcher dieser Art zu lesen.</p> <p>Da er aber zu schuͤchtern war, um dieses dem Prediger zu entdecken, so beschloß er einen Brief an ihn zu schreiben, worin er seine unwiderstehliche Begierde nach dieser heiligen Wissenschaft aͤußerte, und daher den Prediger instaͤndig bat, daß er ihn mit Buͤchern unterstuͤtzen moͤchte.</p> <p>Darauf erhielt er von dem Prediger eine sehr guͤnstige Antwort. Dieser lobte seinen Eifer fuͤr diese heilige Wissenschaft, und versicherte ihn, daß dieser Eifer, unter so wenig Beguͤnstigung, ein offenbares Merkmaal sey, daß <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> Seele von <hi rendition="#b">Olam Aziloth</hi> (der Welt des unmittelbaren goͤttlichen Ausflusses) herkomme, anstatt daß die Seelen der bloßen Talmudisten von <hi rendition="#b">Olam Jnzire</hi> (der Welt der Schoͤpfung) ihren Ursprung nehmen. Er versprach ihm daher, so viel in seinem Vermoͤgen waͤre, ihn mit Buͤchern zu unterstuͤtzen.</p> <p>Da er aber sich selbst hauptsaͤchlich mit dieser Wissenschaft beschaͤftigte, und dergleichen Buͤcher bestaͤndig bei der Hand haben mußte, so konnte er ihm dieselben nicht leihen, erlaubte ihm aber,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0038]
aufmachte; ohne den ganzen Tag uͤber an Essen oder Trinken zu denken.
Jn ein Paar Tagen wurde er auf diese Art mit seinem Buche fertig. Dieses aber, anstatt seine Begierde zu befriedigen, reitzte dieselbe noch vielmehr. Er wuͤnschte noch mehrere Buͤcher dieser Art zu lesen.
Da er aber zu schuͤchtern war, um dieses dem Prediger zu entdecken, so beschloß er einen Brief an ihn zu schreiben, worin er seine unwiderstehliche Begierde nach dieser heiligen Wissenschaft aͤußerte, und daher den Prediger instaͤndig bat, daß er ihn mit Buͤchern unterstuͤtzen moͤchte.
Darauf erhielt er von dem Prediger eine sehr guͤnstige Antwort. Dieser lobte seinen Eifer fuͤr diese heilige Wissenschaft, und versicherte ihn, daß dieser Eifer, unter so wenig Beguͤnstigung, ein offenbares Merkmaal sey, daß B. J. Seele von Olam Aziloth (der Welt des unmittelbaren goͤttlichen Ausflusses) herkomme, anstatt daß die Seelen der bloßen Talmudisten von Olam Jnzire (der Welt der Schoͤpfung) ihren Ursprung nehmen. Er versprach ihm daher, so viel in seinem Vermoͤgen waͤre, ihn mit Buͤchern zu unterstuͤtzen.
Da er aber sich selbst hauptsaͤchlich mit dieser Wissenschaft beschaͤftigte, und dergleichen Buͤcher bestaͤndig bei der Hand haben mußte, so konnte er ihm dieselben nicht leihen, erlaubte ihm aber,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |