Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.
Nun wurde B. J. nicht nur in diesem Hause, sondern in der ganzen Stadt für einen Propheten gehalten, der den Tod dieses Mädchens vorausgesagt hätte. B. J., der zu nichts weniger als zum Betruge geneigt ist, suchte diese abergläubischen Menschen auf andre Gedanken zu bringen, und sagte, daß ein jeder, der einige Beobachtungen in der Welt gemacht hätte, ebendasselbe hätte voraussagen können; aber es half nichts; er war einmal Prophet und mußte es bleiben. Zweitens wurden in einem jüdischen Hause des Freitags Fische auf den Sabbath zurecht gemacht. Es kam demjenigen, der einen Karpfen aufschnitt, vor, als gäbe dieser einen Laut von sich. Dieses setzte alle in ein panisches Schrecken. Man ließ den Rabbiner fragen, was man mit diesem stummen Fische, der zu reden gewagt hätte, machen solle? Dieser befahl, in der abergläubischen Meinung, als wäre der Karpfen von einem Geiste besessen, man solle den Karpfen in einem Leichentuche aufs herrlichste begraben. Nun wurde in dem Hause, wo B. J. war, von dieser schauervollen Begebenheit gesprochen. B. J. der durchs fleißige studieren des More Ne-
Nun wurde B. J. nicht nur in diesem Hause, sondern in der ganzen Stadt fuͤr einen Propheten gehalten, der den Tod dieses Maͤdchens vorausgesagt haͤtte. B. J., der zu nichts weniger als zum Betruge geneigt ist, suchte diese aberglaͤubischen Menschen auf andre Gedanken zu bringen, und sagte, daß ein jeder, der einige Beobachtungen in der Welt gemacht haͤtte, ebendasselbe haͤtte voraussagen koͤnnen; aber es half nichts; er war einmal Prophet und mußte es bleiben. Zweitens wurden in einem juͤdischen Hause des Freitags Fische auf den Sabbath zurecht gemacht. Es kam demjenigen, der einen Karpfen aufschnitt, vor, als gaͤbe dieser einen Laut von sich. Dieses setzte alle in ein panisches Schrecken. Man ließ den Rabbiner fragen, was man mit diesem stummen Fische, der zu reden gewagt haͤtte, machen solle? Dieser befahl, in der aberglaͤubischen Meinung, als waͤre der Karpfen von einem Geiste besessen, man solle den Karpfen in einem Leichentuche aufs herrlichste begraben. Nun wurde in dem Hause, wo B. J. war, von dieser schauervollen Begebenheit gesprochen. B. J. der durchs fleißige studieren des More Ne- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0069" n="67"/><lb/> Dauer seyn wuͤrde. Nach dem Feiertage wurde das Maͤdchen zu ihren Aeltern zuruͤckgeschickt. Vierzehn Tage nachher bekam man hier einen Brief, worin der Tod dieses Maͤdchens gemeldet wurde.</p> <p>Nun wurde <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> nicht nur in diesem Hause, sondern in der ganzen Stadt fuͤr einen Propheten gehalten, der den Tod dieses Maͤdchens vorausgesagt haͤtte.</p> <p><hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi>, der zu nichts weniger als zum Betruge geneigt ist, suchte diese aberglaͤubischen Menschen auf andre Gedanken zu bringen, und sagte, daß ein jeder, der einige Beobachtungen in der Welt gemacht haͤtte, ebendasselbe haͤtte voraussagen koͤnnen; aber es half nichts; er war einmal Prophet und mußte es bleiben.</p> <p>Zweitens wurden in einem juͤdischen Hause des Freitags Fische auf den Sabbath zurecht gemacht. Es kam demjenigen, der einen Karpfen aufschnitt, vor, als gaͤbe dieser einen Laut von sich. Dieses setzte alle in ein panisches Schrecken. Man ließ den Rabbiner fragen, was man mit diesem stummen Fische, der zu reden gewagt haͤtte, machen solle? Dieser befahl, in der aberglaͤubischen Meinung, als waͤre der Karpfen von einem Geiste besessen, man solle den Karpfen in einem Leichentuche aufs herrlichste begraben.</p> <p>Nun wurde in dem Hause, wo <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> war, von dieser schauervollen Begebenheit gesprochen. <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> der durchs fleißige studieren des More Ne-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0069]
Dauer seyn wuͤrde. Nach dem Feiertage wurde das Maͤdchen zu ihren Aeltern zuruͤckgeschickt. Vierzehn Tage nachher bekam man hier einen Brief, worin der Tod dieses Maͤdchens gemeldet wurde.
Nun wurde B. J. nicht nur in diesem Hause, sondern in der ganzen Stadt fuͤr einen Propheten gehalten, der den Tod dieses Maͤdchens vorausgesagt haͤtte.
B. J., der zu nichts weniger als zum Betruge geneigt ist, suchte diese aberglaͤubischen Menschen auf andre Gedanken zu bringen, und sagte, daß ein jeder, der einige Beobachtungen in der Welt gemacht haͤtte, ebendasselbe haͤtte voraussagen koͤnnen; aber es half nichts; er war einmal Prophet und mußte es bleiben.
Zweitens wurden in einem juͤdischen Hause des Freitags Fische auf den Sabbath zurecht gemacht. Es kam demjenigen, der einen Karpfen aufschnitt, vor, als gaͤbe dieser einen Laut von sich. Dieses setzte alle in ein panisches Schrecken. Man ließ den Rabbiner fragen, was man mit diesem stummen Fische, der zu reden gewagt haͤtte, machen solle? Dieser befahl, in der aberglaͤubischen Meinung, als waͤre der Karpfen von einem Geiste besessen, man solle den Karpfen in einem Leichentuche aufs herrlichste begraben.
Nun wurde in dem Hause, wo B. J. war, von dieser schauervollen Begebenheit gesprochen. B. J. der durchs fleißige studieren des More Ne-
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