Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.
Ferner S. 39: "Es müssen einige ganz von einander abgehende Empfindungen bei einem Anfänger sich gleichsam aneinander zu reiben Gelegenheit haben, ehe Klarheit oder Entwickelung, so ge-
Ferner S. 39: »Es muͤssen einige ganz von einander abgehende Empfindungen bei einem Anfaͤnger sich gleichsam aneinander zu reiben Gelegenheit haben, ehe Klarheit oder Entwickelung, so ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0095" n="93"/><lb/> und dem Willen zu vollziehen auftraͤgt, oder bei aͤußern reizenden Vorfaͤllen seine Regeln und Vorschriften mit dem Neuvorkommenden vergleicht und dieses darnach regulirt und beurtheilt; sondern umgekehrt, die Gefuͤhle tragen den Mitgefuͤhlen die Miterkenntniß auf. Sie unter sich muͤssen die Sachen abmachen und executiren, beides, die <hi rendition="#aq">potestas <choice><corr>legislativa</corr><sic>legistativa</sic></choice> et executiva,</hi> koͤnnen nicht getrennt werden. Da wo man sie zu trennen genoͤthigt ist, erweckt man Verdacht, sich mehr aufgeladen zu haben, als man beschicken kann, welches, so gewoͤhnlich es ist, so laͤcherlich ist. Gefuͤhle muͤssen einander selbst balanziren und kontrebalanziren, das ist das wahre Reciprokum im <hi rendition="#aq">jure publico animi humani.</hi> Die ganze Kraft des Geistes besteht uͤberhaupt im Anziehen der gefuͤhlten Genuͤge, und ist also pur Fuͤhlen und Anziehen, d.i. Wollen das, was ihn konvenirt. Dies schließt von selbst das Abweisen des Gegentheils in sich. Es genuͤget ihm aber nichts, als worauf er vom Urheber gestellet, oder dagegen er in ein solches Verhaͤltniß, gleichsam Gefuge, gesetzt ist. Ueberdem aber kann er sich auch selbst noch <hi rendition="#aq">ex post</hi> stellen, und hat er das auf die groͤßere Genuͤge gethan, so verschmaͤhet er die kleinere, zieht sie nicht an.«</p> <p>Ferner S. 39: »Es muͤssen einige ganz von einander abgehende Empfindungen bei einem Anfaͤnger sich gleichsam aneinander zu reiben Gelegenheit haben, ehe Klarheit oder Entwickelung, so ge-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [93/0095]
und dem Willen zu vollziehen auftraͤgt, oder bei aͤußern reizenden Vorfaͤllen seine Regeln und Vorschriften mit dem Neuvorkommenden vergleicht und dieses darnach regulirt und beurtheilt; sondern umgekehrt, die Gefuͤhle tragen den Mitgefuͤhlen die Miterkenntniß auf. Sie unter sich muͤssen die Sachen abmachen und executiren, beides, die potestas legislativa et executiva, koͤnnen nicht getrennt werden. Da wo man sie zu trennen genoͤthigt ist, erweckt man Verdacht, sich mehr aufgeladen zu haben, als man beschicken kann, welches, so gewoͤhnlich es ist, so laͤcherlich ist. Gefuͤhle muͤssen einander selbst balanziren und kontrebalanziren, das ist das wahre Reciprokum im jure publico animi humani. Die ganze Kraft des Geistes besteht uͤberhaupt im Anziehen der gefuͤhlten Genuͤge, und ist also pur Fuͤhlen und Anziehen, d.i. Wollen das, was ihn konvenirt. Dies schließt von selbst das Abweisen des Gegentheils in sich. Es genuͤget ihm aber nichts, als worauf er vom Urheber gestellet, oder dagegen er in ein solches Verhaͤltniß, gleichsam Gefuge, gesetzt ist. Ueberdem aber kann er sich auch selbst noch ex post stellen, und hat er das auf die groͤßere Genuͤge gethan, so verschmaͤhet er die kleinere, zieht sie nicht an.«
Ferner S. 39: »Es muͤssen einige ganz von einander abgehende Empfindungen bei einem Anfaͤnger sich gleichsam aneinander zu reiben Gelegenheit haben, ehe Klarheit oder Entwickelung, so ge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |