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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.

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Seelen der Mitbürger anzurichten vermag. Glücklich will ich mich schätzen, wenn ich durch diese Erzählung die Aufmerksamkeit guter Männer erregen sollte, in deren Händen die Verwaltung bürgerlicher Geschäfte ruht. Und, o Gott! danken wollte ich's dir mit heißen Thränen, wenn ich das Bewußtseyn haben könnte, schon durch die erste Frucht meiner Bemühungen meinen Nebenmenschen, wenn auch nur wenigen, nützlich geworden zu seyn! --

Man erlaube mir, nun noch ein Paar Bemerkungen über einige Scenen in der erzählten Begebenheit herzusetzen. Man kann es deutlich sehen, wie die Narrheit hier von Tage zu Tage gewachsen, und wie wenig Zeit dazu gehörte, einen Verstand zu verwirren. Diese Kürze der Zeit, und die Schrecklichkeit der Jdeen, die diesen Zustand veranlaßten, geben zu vermuthen, daß die arme Unglückliche keinen Augenblick Rast gehabt habe.

Eigen war es, daß, da ich den Donnerstag, um sie näher zu beleuchten, mit der Frage das Gespräch anspinnen wollte: was doch letzthin die alte Frau mit ihr gesprochen? sie mir mit einer Art von Wuth zur Antwort gab, ich möchte ihr von dem verfluchten Weibe schweigen; die wär' es nur eben, die an Allem Schuld wäre. Es scheint dieses ein ordentliches fluidum intervallum gewesen zu seyn. Sie muß hier doch gefühlt haben, daß sie


Seelen der Mitbuͤrger anzurichten vermag. Gluͤcklich will ich mich schaͤtzen, wenn ich durch diese Erzaͤhlung die Aufmerksamkeit guter Maͤnner erregen sollte, in deren Haͤnden die Verwaltung buͤrgerlicher Geschaͤfte ruht. Und, o Gott! danken wollte ich's dir mit heißen Thraͤnen, wenn ich das Bewußtseyn haben koͤnnte, schon durch die erste Frucht meiner Bemuͤhungen meinen Nebenmenschen, wenn auch nur wenigen, nuͤtzlich geworden zu seyn! —

Man erlaube mir, nun noch ein Paar Bemerkungen uͤber einige Scenen in der erzaͤhlten Begebenheit herzusetzen. Man kann es deutlich sehen, wie die Narrheit hier von Tage zu Tage gewachsen, und wie wenig Zeit dazu gehoͤrte, einen Verstand zu verwirren. Diese Kuͤrze der Zeit, und die Schrecklichkeit der Jdeen, die diesen Zustand veranlaßten, geben zu vermuthen, daß die arme Ungluͤckliche keinen Augenblick Rast gehabt habe.

Eigen war es, daß, da ich den Donnerstag, um sie naͤher zu beleuchten, mit der Frage das Gespraͤch anspinnen wollte: was doch letzthin die alte Frau mit ihr gesprochen? sie mir mit einer Art von Wuth zur Antwort gab, ich moͤchte ihr von dem verfluchten Weibe schweigen; die waͤr' es nur eben, die an Allem Schuld waͤre. Es scheint dieses ein ordentliches fluidum intervallum gewesen zu seyn. Sie muß hier doch gefuͤhlt haben, daß sie

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[37/0037] Seelen der Mitbuͤrger anzurichten vermag. Gluͤcklich will ich mich schaͤtzen, wenn ich durch diese Erzaͤhlung die Aufmerksamkeit guter Maͤnner erregen sollte, in deren Haͤnden die Verwaltung buͤrgerlicher Geschaͤfte ruht. Und, o Gott! danken wollte ich's dir mit heißen Thraͤnen, wenn ich das Bewußtseyn haben koͤnnte, schon durch die erste Frucht meiner Bemuͤhungen meinen Nebenmenschen, wenn auch nur wenigen, nuͤtzlich geworden zu seyn! — Man erlaube mir, nun noch ein Paar Bemerkungen uͤber einige Scenen in der erzaͤhlten Begebenheit herzusetzen. Man kann es deutlich sehen, wie die Narrheit hier von Tage zu Tage gewachsen, und wie wenig Zeit dazu gehoͤrte, einen Verstand zu verwirren. Diese Kuͤrze der Zeit, und die Schrecklichkeit der Jdeen, die diesen Zustand veranlaßten, geben zu vermuthen, daß die arme Ungluͤckliche keinen Augenblick Rast gehabt habe. Eigen war es, daß, da ich den Donnerstag, um sie naͤher zu beleuchten, mit der Frage das Gespraͤch anspinnen wollte: was doch letzthin die alte Frau mit ihr gesprochen? sie mir mit einer Art von Wuth zur Antwort gab, ich moͤchte ihr von dem verfluchten Weibe schweigen; die waͤr' es nur eben, die an Allem Schuld waͤre. Es scheint dieses ein ordentliches fluidum intervallum gewesen zu seyn. Sie muß hier doch gefuͤhlt haben, daß sie

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0902_1792/37>, abgerufen am 21.11.2024.