Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0055" n="55"/><lb/> mit seinen schmutzigen halbnackenden Schuͤlern, und explizirte ihnen aus einer alten zerrissenen Bibel aus dem Hebraͤischen ins Russisch-Juͤdische. Dieses alles machte im Ganzen die herrlichste Gruppe von der Welt, die nur von einem Hogarth gezeichnet und von einem Buttler besungen zu werden verdiente. Man kann sich leicht vorstellen, wie jaͤmmerlich <hi rendition="#b">B. J.</hi> Zustand hier seyn mußte. Brantwein mußte hier sein einziges Labsal seyn, das ihm alle seinen Kummer vergessen machte. Hierzu kam noch, daß ein Regiment Russen (die damals auf den Guͤtern des Fuͤrsten Radziwil mit aller erdenklichen Grausamkeit wuͤtheten) in dieses Dorf und seine Nachbarschaft gelegt wurde. Das Haus war bestaͤndig voll besoffener Russen, die alle moͤglichen Excesse begiengen, auf die Tische und Baͤnke hauten, die Glaͤser und Bouteillen den Hausleuten ins Gesicht schmissen u. dergl. Um nur ein einziges Beispiel anzufuͤhren, so kam einst der Russe, der in diesem Hause als Saloge (Schutzmann) lag, dem es aufgetragen war, das Haus vor aller Gewaltthaͤtigkeit zu sichern, ganz besoffen nach Hause und forderte zu essen; man stellte ihm eine Schuͤssel Hirse mit Butter zubereitet vor. Er stieß die Schuͤssel von sich, und schrie: man solle mehr Butter hinzuthun. Man brachte ihm ein ganzes Faͤßchen mit Butter. Er schrie: man solle ihm noch eine Schuͤssel geben. Man brachte sie gleich; er schmiß alle Butter hinein und forderte Branntwein. Man brachte<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [55/0055]
mit seinen schmutzigen halbnackenden Schuͤlern, und explizirte ihnen aus einer alten zerrissenen Bibel aus dem Hebraͤischen ins Russisch-Juͤdische. Dieses alles machte im Ganzen die herrlichste Gruppe von der Welt, die nur von einem Hogarth gezeichnet und von einem Buttler besungen zu werden verdiente. Man kann sich leicht vorstellen, wie jaͤmmerlich B. J. Zustand hier seyn mußte. Brantwein mußte hier sein einziges Labsal seyn, das ihm alle seinen Kummer vergessen machte. Hierzu kam noch, daß ein Regiment Russen (die damals auf den Guͤtern des Fuͤrsten Radziwil mit aller erdenklichen Grausamkeit wuͤtheten) in dieses Dorf und seine Nachbarschaft gelegt wurde. Das Haus war bestaͤndig voll besoffener Russen, die alle moͤglichen Excesse begiengen, auf die Tische und Baͤnke hauten, die Glaͤser und Bouteillen den Hausleuten ins Gesicht schmissen u. dergl. Um nur ein einziges Beispiel anzufuͤhren, so kam einst der Russe, der in diesem Hause als Saloge (Schutzmann) lag, dem es aufgetragen war, das Haus vor aller Gewaltthaͤtigkeit zu sichern, ganz besoffen nach Hause und forderte zu essen; man stellte ihm eine Schuͤssel Hirse mit Butter zubereitet vor. Er stieß die Schuͤssel von sich, und schrie: man solle mehr Butter hinzuthun. Man brachte ihm ein ganzes Faͤßchen mit Butter. Er schrie: man solle ihm noch eine Schuͤssel geben. Man brachte sie gleich; er schmiß alle Butter hinein und forderte Branntwein. Man brachte
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