Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.
Der arme P. protestirte dagegen. Er konnte nicht begreifen, warum er dafür büßen solle, daß seine Frau ein Mädchen zur Welt gebracht habe. Aber es half nichts, man bemächtigte sich seiner, legte ihn auf die Schwelle, und peitschte ihn derb aus. Diese Herren (außer dem einzigen, der das Opfer dafür war) geriethen dadurch in eine lustige Laune, worauf der Obere sie mit folgenden Worten zum Gebete ermahnte: Nun Brüder, dient Gott mit Freuden! B. J. wollte in dem Orte nicht länger bleiben. Er ließ sich also von dem hohen Obern den Segen geben, nahm Abschied von der Gesellschaft, mit dem Vorsatze, sie auf ewig zu verlassen, und reiste wieder nach Hause. Nun noch etwas von der innern Einrichtung dieser Gesellschaft. *) Ein Zug dieser, wie aller unkultivirten Menschen Verachtung gegen das andere Geschlecht.
Der arme P. protestirte dagegen. Er konnte nicht begreifen, warum er dafuͤr buͤßen solle, daß seine Frau ein Maͤdchen zur Welt gebracht habe. Aber es half nichts, man bemaͤchtigte sich seiner, legte ihn auf die Schwelle, und peitschte ihn derb aus. Diese Herren (außer dem einzigen, der das Opfer dafuͤr war) geriethen dadurch in eine lustige Laune, worauf der Obere sie mit folgenden Worten zum Gebete ermahnte: Nun Bruͤder, dient Gott mit Freuden! B. J. wollte in dem Orte nicht laͤnger bleiben. Er ließ sich also von dem hohen Obern den Segen geben, nahm Abschied von der Gesellschaft, mit dem Vorsatze, sie auf ewig zu verlassen, und reiste wieder nach Hause. Nun noch etwas von der innern Einrichtung dieser Gesellschaft. *) Ein Zug dieser, wie aller unkultivirten Menschen Verachtung gegen das andere Geschlecht.
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Frau diese Nacht mit einer Tochter niedergekommen sey. So bald sie dieses hoͤrten, fiengen sie an ihm auf eine tumultuarische Art zu gratuliren. Der hohe Obere kam aus seinem Kabinet dazu, und fragte nach der Ursache ihres Laͤrmens. Sie sagten, wir gratuliren dem P., dessen Frau ein Maͤdchen zur Welt gebracht hat; darauf antwortete jener mit großem Unwillen: Ein Maͤdchen! er soll ausgepeitscht werden.*)
Der arme P. protestirte dagegen. Er konnte nicht begreifen, warum er dafuͤr buͤßen solle, daß seine Frau ein Maͤdchen zur Welt gebracht habe. Aber es half nichts, man bemaͤchtigte sich seiner, legte ihn auf die Schwelle, und peitschte ihn derb aus. Diese Herren (außer dem einzigen, der das Opfer dafuͤr war) geriethen dadurch in eine lustige Laune, worauf der Obere sie mit folgenden Worten zum Gebete ermahnte: Nun Bruͤder, dient Gott mit Freuden!
B. J. wollte in dem Orte nicht laͤnger bleiben. Er ließ sich also von dem hohen Obern den Segen geben, nahm Abschied von der Gesellschaft, mit dem Vorsatze, sie auf ewig zu verlassen, und reiste wieder nach Hause.
Nun noch etwas von der innern Einrichtung dieser Gesellschaft.
*) Ein Zug dieser, wie aller unkultivirten Menschen Verachtung gegen das andere Geschlecht.
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