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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.

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hen, inzwischen noch drei Kinder, zwei Töchter und ein Knabe, darzu gekommen, die nun kaum mit Noth zu erhalten waren.

Der kümmerliche Zustand währte eine Weile so fort, bis der Philosoph, als Arzt, wegen des kranken Knaben, zu denen Eltern kam, und diese bald in ein neues helles Haus, zu besserer Bequemlichkeit der Arbeit, und ihres kleinen Handels damit, zur Miethe ziehen konnten; da machte er ihnen dann größern Muth zum Fleiß mit dem herzhaften Rath, einen verständigen Gesellen, den sie lange vorher gehabt hatten, aus der nunmehrigen weiten Entfernung ausdrücklich wiederum zu sich zu rufen, einen Menschen, der Geschicke und Munterkeit genug hatte, die vortheilhafteste Aufsicht, Einrichtung und Betreibung der Arbeit und des Handels zu besorgen; das geschahe, und damit konnten auch mehr Arbeiten gefördert und mehr Gesellen dabei unterhalten werden, daß es wie eine kleine Fabrik wurde, da schon außer dem Hause geringern Meistern und andern Armen einige dienliche Arbeit gegeben werden konnte. Dadurch wuchs aber die Haushaltung und deren Verwaltung so sehr an, daß die Frau Hausmutter, die, aus Schuld eitler Erziehung oder Verwahrlosung, in der Küche und einer großen Hausordnung nicht sehr beschlagen war, und zu dem Anwachs des Hauswesens eine eigne Magd noch zu kostbar fand, in tausend Aengsten und Verlegen-


hen, inzwischen noch drei Kinder, zwei Toͤchter und ein Knabe, darzu gekommen, die nun kaum mit Noth zu erhalten waren.

Der kuͤmmerliche Zustand waͤhrte eine Weile so fort, bis der Philosoph, als Arzt, wegen des kranken Knaben, zu denen Eltern kam, und diese bald in ein neues helles Haus, zu besserer Bequemlichkeit der Arbeit, und ihres kleinen Handels damit, zur Miethe ziehen konnten; da machte er ihnen dann groͤßern Muth zum Fleiß mit dem herzhaften Rath, einen verstaͤndigen Gesellen, den sie lange vorher gehabt hatten, aus der nunmehrigen weiten Entfernung ausdruͤcklich wiederum zu sich zu rufen, einen Menschen, der Geschicke und Munterkeit genug hatte, die vortheilhafteste Aufsicht, Einrichtung und Betreibung der Arbeit und des Handels zu besorgen; das geschahe, und damit konnten auch mehr Arbeiten gefoͤrdert und mehr Gesellen dabei unterhalten werden, daß es wie eine kleine Fabrik wurde, da schon außer dem Hause geringern Meistern und andern Armen einige dienliche Arbeit gegeben werden konnte. Dadurch wuchs aber die Haushaltung und deren Verwaltung so sehr an, daß die Frau Hausmutter, die, aus Schuld eitler Erziehung oder Verwahrlosung, in der Kuͤche und einer großen Hausordnung nicht sehr beschlagen war, und zu dem Anwachs des Hauswesens eine eigne Magd noch zu kostbar fand, in tausend Aengsten und Verlegen-

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[92/0092] hen, inzwischen noch drei Kinder, zwei Toͤchter und ein Knabe, darzu gekommen, die nun kaum mit Noth zu erhalten waren. Der kuͤmmerliche Zustand waͤhrte eine Weile so fort, bis der Philosoph, als Arzt, wegen des kranken Knaben, zu denen Eltern kam, und diese bald in ein neues helles Haus, zu besserer Bequemlichkeit der Arbeit, und ihres kleinen Handels damit, zur Miethe ziehen konnten; da machte er ihnen dann groͤßern Muth zum Fleiß mit dem herzhaften Rath, einen verstaͤndigen Gesellen, den sie lange vorher gehabt hatten, aus der nunmehrigen weiten Entfernung ausdruͤcklich wiederum zu sich zu rufen, einen Menschen, der Geschicke und Munterkeit genug hatte, die vortheilhafteste Aufsicht, Einrichtung und Betreibung der Arbeit und des Handels zu besorgen; das geschahe, und damit konnten auch mehr Arbeiten gefoͤrdert und mehr Gesellen dabei unterhalten werden, daß es wie eine kleine Fabrik wurde, da schon außer dem Hause geringern Meistern und andern Armen einige dienliche Arbeit gegeben werden konnte. Dadurch wuchs aber die Haushaltung und deren Verwaltung so sehr an, daß die Frau Hausmutter, die, aus Schuld eitler Erziehung oder Verwahrlosung, in der Kuͤche und einer großen Hausordnung nicht sehr beschlagen war, und zu dem Anwachs des Hauswesens eine eigne Magd noch zu kostbar fand, in tausend Aengsten und Verlegen-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0902_1792/92>, abgerufen am 27.11.2024.