Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792.
Jch sagte ihm nämlich einen Morgen, daß ich vom Minister ** Befehl erhalten hätte, ihm die Nachricht zu hinterbringen, daß der Prinz, sein Vater, ihn sprechen wollte. Für Extrapost, Bedienten und Zehrung auf der Reise wäre vom Prinzen gesorgt worden; und er hätte weiter nichts zu thun, als sich auf den Wagen zu setzen, und sich an Ort und Stelle bringen zu lassen. Diese Nachricht setzte ihn außer sich vor Freude. Er fing sogleich an einzupacken, und schickte sich zur Reise an. Jn dem Wahne zum Prinzen zu fahren, würde er nach H. gebracht worden seyn; und wer weiß, ob diese neue Täuschung nicht das Uebel ärger gemacht hätte. Der Zufall vereitelte meinen Plan, und ich danke ihm noch dafür. Jch mußte nämlich E. verlassen, um die Post zu bestellen, und den Menschen aufzusuchen, der ihn begleiten sollte. Mittlerweile kleidete er sich an, lief zum Minister, um sich von demselben ein Schrei-
Jch sagte ihm naͤmlich einen Morgen, daß ich vom Minister ** Befehl erhalten haͤtte, ihm die Nachricht zu hinterbringen, daß der Prinz, sein Vater, ihn sprechen wollte. Fuͤr Extrapost, Bedienten und Zehrung auf der Reise waͤre vom Prinzen gesorgt worden; und er haͤtte weiter nichts zu thun, als sich auf den Wagen zu setzen, und sich an Ort und Stelle bringen zu lassen. Diese Nachricht setzte ihn außer sich vor Freude. Er fing sogleich an einzupacken, und schickte sich zur Reise an. Jn dem Wahne zum Prinzen zu fahren, wuͤrde er nach H. gebracht worden seyn; und wer weiß, ob diese neue Taͤuschung nicht das Uebel aͤrger gemacht haͤtte. Der Zufall vereitelte meinen Plan, und ich danke ihm noch dafuͤr. Jch mußte naͤmlich E. verlassen, um die Post zu bestellen, und den Menschen aufzusuchen, der ihn begleiten sollte. Mittlerweile kleidete er sich an, lief zum Minister, um sich von demselben ein Schrei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0082" n="82"/><lb/> indem die erwuͤnschte Besserung in Berlin doch nicht erfolgte. Gewalt anzuwenden hatte ich keine Erlaubniß, und Ueberredung fruchtete bei ihm nichts. Jch verfiel daher auf ein Mittel, das mir jetzt nicht ganz recht scheint, aber das mir damals das bequemste zu seyn schien, den Wunsch meiner Freunde zu erfuͤllen, weil es ganz in seinen Jdeengang eingriff, ihn zur Abreise geneigt zu machen. </p> <p>Jch sagte ihm naͤmlich einen Morgen, daß ich vom Minister ** Befehl erhalten haͤtte, ihm die Nachricht zu hinterbringen, daß der Prinz, sein Vater, ihn sprechen wollte. Fuͤr Extrapost, Bedienten und Zehrung auf der Reise waͤre vom Prinzen gesorgt worden; und er haͤtte weiter nichts zu thun, als sich auf den Wagen zu setzen, und sich an Ort und Stelle bringen zu lassen. </p> <p>Diese Nachricht setzte ihn außer sich vor Freude. Er fing sogleich an einzupacken, und schickte sich zur Reise an. Jn dem Wahne zum Prinzen zu fahren, wuͤrde er nach H. gebracht worden seyn; und wer weiß, ob diese neue Taͤuschung nicht das Uebel aͤrger gemacht haͤtte. Der Zufall vereitelte meinen Plan, und ich danke ihm noch dafuͤr. Jch mußte naͤmlich E. verlassen, um die Post zu bestellen, und den Menschen aufzusuchen, der ihn begleiten sollte. Mittlerweile kleidete er sich an, lief zum Minister, um sich von demselben ein Schrei-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0082]
indem die erwuͤnschte Besserung in Berlin doch nicht erfolgte. Gewalt anzuwenden hatte ich keine Erlaubniß, und Ueberredung fruchtete bei ihm nichts. Jch verfiel daher auf ein Mittel, das mir jetzt nicht ganz recht scheint, aber das mir damals das bequemste zu seyn schien, den Wunsch meiner Freunde zu erfuͤllen, weil es ganz in seinen Jdeengang eingriff, ihn zur Abreise geneigt zu machen.
Jch sagte ihm naͤmlich einen Morgen, daß ich vom Minister ** Befehl erhalten haͤtte, ihm die Nachricht zu hinterbringen, daß der Prinz, sein Vater, ihn sprechen wollte. Fuͤr Extrapost, Bedienten und Zehrung auf der Reise waͤre vom Prinzen gesorgt worden; und er haͤtte weiter nichts zu thun, als sich auf den Wagen zu setzen, und sich an Ort und Stelle bringen zu lassen.
Diese Nachricht setzte ihn außer sich vor Freude. Er fing sogleich an einzupacken, und schickte sich zur Reise an. Jn dem Wahne zum Prinzen zu fahren, wuͤrde er nach H. gebracht worden seyn; und wer weiß, ob diese neue Taͤuschung nicht das Uebel aͤrger gemacht haͤtte. Der Zufall vereitelte meinen Plan, und ich danke ihm noch dafuͤr. Jch mußte naͤmlich E. verlassen, um die Post zu bestellen, und den Menschen aufzusuchen, der ihn begleiten sollte. Mittlerweile kleidete er sich an, lief zum Minister, um sich von demselben ein Schrei-
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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