Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792.
Von H. aus empfahl er sich verschiedenen Kaufleuten, als hätte er ein großes Handlungshaus etablirt. Auch übergab er der Post zu H. ein Schreiben an den König. Der Postsekretair, der ihn kannte, und daher das Schreiben nicht abnehmen wollte, wurde von ihm bedroht, sein Amt zu verlieren, wenn er es nicht abschickte, weil die darinn enthaltene Entdeckung von der äußersten Wichtigkeit für den Staat wäre. Er verließ bald darauf H., trieb sich ein Paar Jahre in Dänemark und Rußland herum, und kam 1787 wieder nach K., wo ihn ein dortiger verehrungswürdiger Geistlicher einen Abend auf dem sogenannten Steindamm vor einem Hause sitzend fand. E. erkannte den Geistlichen, der ihn angeredet und sich nach seinem Befinden erkundigt hatte, klagte gegen ihn über erlittene Verfolgung, und zeugte seinem Gönner, durch sein ganzes Gespräch, wie traurig der Zustand seines Gemüths noch immer beschaffen wäre. "Sie können mich, sagte er ihm unter andern, meinen Verfolgern entziehn,
Von H. aus empfahl er sich verschiedenen Kaufleuten, als haͤtte er ein großes Handlungshaus etablirt. Auch uͤbergab er der Post zu H. ein Schreiben an den Koͤnig. Der Postsekretair, der ihn kannte, und daher das Schreiben nicht abnehmen wollte, wurde von ihm bedroht, sein Amt zu verlieren, wenn er es nicht abschickte, weil die darinn enthaltene Entdeckung von der aͤußersten Wichtigkeit fuͤr den Staat waͤre. Er verließ bald darauf H., trieb sich ein Paar Jahre in Daͤnemark und Rußland herum, und kam 1787 wieder nach K., wo ihn ein dortiger verehrungswuͤrdiger Geistlicher einen Abend auf dem sogenannten Steindamm vor einem Hause sitzend fand. E. erkannte den Geistlichen, der ihn angeredet und sich nach seinem Befinden erkundigt hatte, klagte gegen ihn uͤber erlittene Verfolgung, und zeugte seinem Goͤnner, durch sein ganzes Gespraͤch, wie traurig der Zustand seines Gemuͤths noch immer beschaffen waͤre. »Sie koͤnnen mich, sagte er ihm unter andern, meinen Verfolgern entziehn, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0084" n="84"/><lb/> senthalerthore bringen. E. tobte anfaͤnglich, rief dem am Thore wachthabenden Offiziere durch das Fenster zu: er sollte einen Ungluͤcklichen befreien, den man eingesperrt haͤtte, weil er Bombardier werden wollte, und bat, da er sah, daß er nirgends Gehoͤr fand, von selbst, nach H. zu reisen. </p> <p>Von H. aus empfahl er sich verschiedenen Kaufleuten, als haͤtte er ein großes Handlungshaus etablirt. Auch uͤbergab er der Post zu H. ein Schreiben an den Koͤnig. Der Postsekretair, der ihn kannte, und daher das Schreiben nicht abnehmen wollte, wurde von ihm bedroht, sein Amt zu verlieren, wenn er es nicht abschickte, weil die darinn enthaltene Entdeckung von der aͤußersten Wichtigkeit fuͤr den Staat waͤre. </p> <p>Er verließ bald darauf H., trieb sich ein Paar Jahre in Daͤnemark und Rußland herum, und kam 1787 wieder nach K., wo ihn ein dortiger verehrungswuͤrdiger Geistlicher einen Abend auf dem sogenannten Steindamm vor einem Hause sitzend fand. E. erkannte den Geistlichen, der ihn angeredet und sich nach seinem Befinden erkundigt hatte, klagte gegen ihn uͤber erlittene Verfolgung, und zeugte seinem Goͤnner, durch sein ganzes Gespraͤch, wie traurig der Zustand seines Gemuͤths noch immer beschaffen waͤre. »Sie koͤnnen mich, sagte er ihm unter andern, meinen Verfolgern entziehn,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [84/0084]
senthalerthore bringen. E. tobte anfaͤnglich, rief dem am Thore wachthabenden Offiziere durch das Fenster zu: er sollte einen Ungluͤcklichen befreien, den man eingesperrt haͤtte, weil er Bombardier werden wollte, und bat, da er sah, daß er nirgends Gehoͤr fand, von selbst, nach H. zu reisen.
Von H. aus empfahl er sich verschiedenen Kaufleuten, als haͤtte er ein großes Handlungshaus etablirt. Auch uͤbergab er der Post zu H. ein Schreiben an den Koͤnig. Der Postsekretair, der ihn kannte, und daher das Schreiben nicht abnehmen wollte, wurde von ihm bedroht, sein Amt zu verlieren, wenn er es nicht abschickte, weil die darinn enthaltene Entdeckung von der aͤußersten Wichtigkeit fuͤr den Staat waͤre.
Er verließ bald darauf H., trieb sich ein Paar Jahre in Daͤnemark und Rußland herum, und kam 1787 wieder nach K., wo ihn ein dortiger verehrungswuͤrdiger Geistlicher einen Abend auf dem sogenannten Steindamm vor einem Hause sitzend fand. E. erkannte den Geistlichen, der ihn angeredet und sich nach seinem Befinden erkundigt hatte, klagte gegen ihn uͤber erlittene Verfolgung, und zeugte seinem Goͤnner, durch sein ganzes Gespraͤch, wie traurig der Zustand seines Gemuͤths noch immer beschaffen waͤre. »Sie koͤnnen mich, sagte er ihm unter andern, meinen Verfolgern entziehn,
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(2015-06-09T11:00:00Z)
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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