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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Und als ihn nun zum erstenmal die Götter-
kost genährt, da hielten seine Bande ihn nicht
mehr; auf seinen Füßen stand der blühende Göt-
terknabe, und auch das Band der Zunge war ge-
löst: Die goldne Zitter, sprach er, soll meine
Freude seyn, der gekrümmte Bogen meine Lust,
und in Orakelsprüchen will ich die dunkle Zukunft
prophezeihen. --

Und als er dieß gesagt, so schritt er schon als
ewig blühender Jüngling majestätisch über die
Berge und Inseln einher; er kam zur felsigten
Pytho, und stieg von da zum Olymp hinauf,
schnell wie ein Gedanke, in die Versammlung
der übrigen Götter. -- Da herrschte auf einmal
Gesang und Saitenspiel; die Grazien und die
Horen tanzten, und die Musen sangen mit wech-
selnden Stimmen, die Freuden der seeligen Göt-
ter, und den Kummer der Menschen, die
kein Mittel finden, dem Tode und dem
Alter zu entgehen.
--

Als er nun vom Olymp herabstieg, so tödtete
er den Drachen Python, auf dem Fleck, wo
künftig seine Orakelsprüche sich über den Erdkreis
verbreiten sollten.

Den getödteten Drachen ließ die Sonne in
Verwesung übergehen;
von dieser Verwesung
ward er Python, und Apollo selbst von dieser
That der Pythische benannt. -- Hier stand auf

Und als ihn nun zum erſtenmal die Goͤtter-
koſt genaͤhrt, da hielten ſeine Bande ihn nicht
mehr; auf ſeinen Fuͤßen ſtand der bluͤhende Goͤt-
terknabe, und auch das Band der Zunge war ge-
loͤſt: Die goldne Zitter, ſprach er, ſoll meine
Freude ſeyn, der gekruͤmmte Bogen meine Luſt,
und in Orakelſpruͤchen will ich die dunkle Zukunft
prophezeihen. —

Und als er dieß geſagt, ſo ſchritt er ſchon als
ewig bluͤhender Juͤngling majeſtaͤtiſch uͤber die
Berge und Inſeln einher; er kam zur felſigten
Pytho, und ſtieg von da zum Olymp hinauf,
ſchnell wie ein Gedanke, in die Verſammlung
der uͤbrigen Goͤtter. — Da herrſchte auf einmal
Geſang und Saitenſpiel; die Grazien und die
Horen tanzten, und die Muſen ſangen mit wech-
ſelnden Stimmen, die Freuden der ſeeligen Goͤt-
ter, und den Kummer der Menſchen, die
kein Mittel finden, dem Tode und dem
Alter zu entgehen.

Als er nun vom Olymp herabſtieg, ſo toͤdtete
er den Drachen Python, auf dem Fleck, wo
kuͤnftig ſeine Orakelſpruͤche ſich uͤber den Erdkreis
verbreiten ſollten.

Den getoͤdteten Drachen ließ die Sonne in
Verweſung uͤbergehen;
von dieſer Verweſung
ward er Python, und Apollo ſelbſt von dieſer
That der Pythiſche benannt. — Hier ſtand auf

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[114/0144] Und als ihn nun zum erſtenmal die Goͤtter- koſt genaͤhrt, da hielten ſeine Bande ihn nicht mehr; auf ſeinen Fuͤßen ſtand der bluͤhende Goͤt- terknabe, und auch das Band der Zunge war ge- loͤſt: Die goldne Zitter, ſprach er, ſoll meine Freude ſeyn, der gekruͤmmte Bogen meine Luſt, und in Orakelſpruͤchen will ich die dunkle Zukunft prophezeihen. — Und als er dieß geſagt, ſo ſchritt er ſchon als ewig bluͤhender Juͤngling majeſtaͤtiſch uͤber die Berge und Inſeln einher; er kam zur felſigten Pytho, und ſtieg von da zum Olymp hinauf, ſchnell wie ein Gedanke, in die Verſammlung der uͤbrigen Goͤtter. — Da herrſchte auf einmal Geſang und Saitenſpiel; die Grazien und die Horen tanzten, und die Muſen ſangen mit wech- ſelnden Stimmen, die Freuden der ſeeligen Goͤt- ter, und den Kummer der Menſchen, die kein Mittel finden, dem Tode und dem Alter zu entgehen. — Als er nun vom Olymp herabſtieg, ſo toͤdtete er den Drachen Python, auf dem Fleck, wo kuͤnftig ſeine Orakelſpruͤche ſich uͤber den Erdkreis verbreiten ſollten. Den getoͤdteten Drachen ließ die Sonne in Verweſung uͤbergehen; von dieſer Verweſung ward er Python, und Apollo ſelbſt von dieſer That der Pythiſche benannt. — Hier ſtand auf

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/144>, abgerufen am 27.11.2024.