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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Menschen die Kunst zu weben, und aus den Oli-
ven das Oehl zu pressen.

Die furchtbare Zerstörerin der Städte, wett-
eifert mit dem Neptun nach wessen Nahmen die
gebildetste Stadt, die je den Erdkreis zierte, ge-
nannt werden sollte; und als der König der Ge-
wässer mit seinem Dreizack das kriegerische Roß
hervorrief, so ließ sie den friedlichen Oehlbaum
aus der Erde sprossen, und gab der Stadt, worin
die Künste blühen sollten, ihren sanftern Nahmen.

Die Wildheit des Kriegerischen war bei dieser
Göttergestalt durch ihre Weiblichkeit gemildert, und
die Weichheit und Sanftheit des Friedens und
der bildenden Künste, lag unter der kriegerischen
Gestalt verdeckt. -- Was man sich selten zusam-
mendenkt, und was in diesem schönen Ganzen
der Natur doch eingehüllt noch schlummert, das
rief die hohe Dichtung in eine einzige vielumfas-
sende Göttergestalt herauf, und hauchte dem neu
sich bildenden Begriffe Leben ein.

Ohngeachtet des Entgegengesetzten stört doch
keins der Bilder, welche diese Dichtung in sich
vereinigt, die Harmonie des Ganzen. -- Alles
deutet auf kalte überlegende Weisheit, welche nie
die Stimme der Leidenschaft hört, und zugleich in
das Zurückschreckende der gänzlichen Unzärtlichkeit
sich einhüllt.

Menſchen die Kunſt zu weben, und aus den Oli-
ven das Oehl zu preſſen.

Die furchtbare Zerſtoͤrerin der Staͤdte, wett-
eifert mit dem Neptun nach weſſen Nahmen die
gebildetſte Stadt, die je den Erdkreis zierte, ge-
nannt werden ſollte; und als der Koͤnig der Ge-
waͤſſer mit ſeinem Dreizack das kriegeriſche Roß
hervorrief, ſo ließ ſie den friedlichen Oehlbaum
aus der Erde ſproſſen, und gab der Stadt, worin
die Kuͤnſte bluͤhen ſollten, ihren ſanftern Nahmen.

Die Wildheit des Kriegeriſchen war bei dieſer
Goͤttergeſtalt durch ihre Weiblichkeit gemildert, und
die Weichheit und Sanftheit des Friedens und
der bildenden Kuͤnſte, lag unter der kriegeriſchen
Geſtalt verdeckt. — Was man ſich ſelten zuſam-
mendenkt, und was in dieſem ſchoͤnen Ganzen
der Natur doch eingehuͤllt noch ſchlummert, das
rief die hohe Dichtung in eine einzige vielumfaſ-
ſende Goͤttergeſtalt herauf, und hauchte dem neu
ſich bildenden Begriffe Leben ein.

Ohngeachtet des Entgegengeſetzten ſtoͤrt doch
keins der Bilder, welche dieſe Dichtung in ſich
vereinigt, die Harmonie des Ganzen. — Alles
deutet auf kalte uͤberlegende Weisheit, welche nie
die Stimme der Leidenſchaft hoͤrt, und zugleich in
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[124/0158] Menſchen die Kunſt zu weben, und aus den Oli- ven das Oehl zu preſſen. Die furchtbare Zerſtoͤrerin der Staͤdte, wett- eifert mit dem Neptun nach weſſen Nahmen die gebildetſte Stadt, die je den Erdkreis zierte, ge- nannt werden ſollte; und als der Koͤnig der Ge- waͤſſer mit ſeinem Dreizack das kriegeriſche Roß hervorrief, ſo ließ ſie den friedlichen Oehlbaum aus der Erde ſproſſen, und gab der Stadt, worin die Kuͤnſte bluͤhen ſollten, ihren ſanftern Nahmen. Die Wildheit des Kriegeriſchen war bei dieſer Goͤttergeſtalt durch ihre Weiblichkeit gemildert, und die Weichheit und Sanftheit des Friedens und der bildenden Kuͤnſte, lag unter der kriegeriſchen Geſtalt verdeckt. — Was man ſich ſelten zuſam- mendenkt, und was in dieſem ſchoͤnen Ganzen der Natur doch eingehuͤllt noch ſchlummert, das rief die hohe Dichtung in eine einzige vielumfaſ- ſende Goͤttergeſtalt herauf, und hauchte dem neu ſich bildenden Begriffe Leben ein. Ohngeachtet des Entgegengeſetzten ſtoͤrt doch keins der Bilder, welche dieſe Dichtung in ſich vereinigt, die Harmonie des Ganzen. — Alles deutet auf kalte uͤberlegende Weisheit, welche nie die Stimme der Leidenſchaft hoͤrt, und zugleich in das Zuruͤckſchreckende der gaͤnzlichen Unzaͤrtlichkeit ſich einhuͤllt.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/158>, abgerufen am 24.11.2024.