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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Alten, was aus dem mannichfaltigen Bildungs-
triebe der Natur hervorging, und, wenn gleich
durch sich selber schadend, dennoch den Stoff des
Schönen und Nützlichen in sich enthielt.

Die Phantasie setzt ihren Göttergestalten kei-
ne Schranken, -- sie läßt bei jeglicher den herr-
schenden inwohnenden Trieb in seinem weitesten
Umfange
spielen, und führt ihn gern bis auf
den Punkt des Schädlichen hin; eben weil in
diesen Dichtungen die großen Massen von Licht
und Schatten, und die furchtbaren Gegensätze
in der Natur sich zusammendrängen, die sonst das
Auge nur zerstreut und einzeln wahrnimmt; und
weil gewissermaßen jede Göttergestalt, das We-
sen der Dinge
selbst, aus irgend einem erhabe-
nen Gesichtspunkt betrachtet, in sich zusammen-
faßt.

In dieser Rücksicht ist die Dichtung vom Mer-
kur eine der schönsten und vielumfassendsten. --
Er ist der behende Götterbote -- der Gott der
Rede -- der Gott der Wege -- in ihm ver-
jüngt sich das schnelle geflügelte Wort, und
wiederholt sich auf seinen Lippen, wenn er die
Befehle der Götter überbringt. --

Darum ist auch sein erhabenstes Urbild die
Rede selber, welche als der zarteste Hauch der
Luft sich in den mächtigen Zusammenhang der
Dinge gleichsam stehlen muß, um durch den Ge-

Alten, was aus dem mannichfaltigen Bildungs-
triebe der Natur hervorging, und, wenn gleich
durch ſich ſelber ſchadend, dennoch den Stoff des
Schoͤnen und Nuͤtzlichen in ſich enthielt.

Die Phantaſie ſetzt ihren Goͤttergeſtalten kei-
ne Schranken, — ſie laͤßt bei jeglicher den herr-
ſchenden inwohnenden Trieb in ſeinem weiteſten
Umfange
ſpielen, und fuͤhrt ihn gern bis auf
den Punkt des Schaͤdlichen hin; eben weil in
dieſen Dichtungen die großen Maſſen von Licht
und Schatten, und die furchtbaren Gegenſaͤtze
in der Natur ſich zuſammendraͤngen, die ſonſt das
Auge nur zerſtreut und einzeln wahrnimmt; und
weil gewiſſermaßen jede Goͤttergeſtalt, das We-
ſen der Dinge
ſelbſt, aus irgend einem erhabe-
nen Geſichtspunkt betrachtet, in ſich zuſammen-
faßt.

In dieſer Ruͤckſicht iſt die Dichtung vom Mer-
kur eine der ſchoͤnſten und vielumfaſſendſten. —
Er iſt der behende Goͤtterbote — der Gott der
Rede — der Gott der Wege — in ihm ver-
juͤngt ſich das ſchnelle gefluͤgelte Wort, und
wiederholt ſich auf ſeinen Lippen, wenn er die
Befehle der Goͤtter uͤberbringt. —

Darum iſt auch ſein erhabenſtes Urbild die
Rede ſelber, welche als der zarteſte Hauch der
Luft ſich in den maͤchtigen Zuſammenhang der
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[156/0200] Alten, was aus dem mannichfaltigen Bildungs- triebe der Natur hervorging, und, wenn gleich durch ſich ſelber ſchadend, dennoch den Stoff des Schoͤnen und Nuͤtzlichen in ſich enthielt. Die Phantaſie ſetzt ihren Goͤttergeſtalten kei- ne Schranken, — ſie laͤßt bei jeglicher den herr- ſchenden inwohnenden Trieb in ſeinem weiteſten Umfange ſpielen, und fuͤhrt ihn gern bis auf den Punkt des Schaͤdlichen hin; eben weil in dieſen Dichtungen die großen Maſſen von Licht und Schatten, und die furchtbaren Gegenſaͤtze in der Natur ſich zuſammendraͤngen, die ſonſt das Auge nur zerſtreut und einzeln wahrnimmt; und weil gewiſſermaßen jede Goͤttergeſtalt, das We- ſen der Dinge ſelbſt, aus irgend einem erhabe- nen Geſichtspunkt betrachtet, in ſich zuſammen- faßt. In dieſer Ruͤckſicht iſt die Dichtung vom Mer- kur eine der ſchoͤnſten und vielumfaſſendſten. — Er iſt der behende Goͤtterbote — der Gott der Rede — der Gott der Wege — in ihm ver- juͤngt ſich das ſchnelle gefluͤgelte Wort, und wiederholt ſich auf ſeinen Lippen, wenn er die Befehle der Goͤtter uͤberbringt. — Darum iſt auch ſein erhabenſtes Urbild die Rede ſelber, welche als der zarteſte Hauch der Luft ſich in den maͤchtigen Zuſammenhang der Dinge gleichſam ſtehlen muß, um durch den Ge-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/200>, abgerufen am 22.11.2024.