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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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Die Argonauten, welche immer nach Osten
zu ihren Lauf richteten, landeten nun in Bebry-
cien an, wo Amykus herrschte, der zum Gefecht
mit Streitkolben jeden Fremden aufforderte, und
welchen Pollux im Zweikampf überwand. --

Auf ihrer weitern Fahrt von hier wurden die
kühnen Schiffer durch einen Sturm an die Küste
von Thracien verschlagen, und landeten zu Sal-
mydessa,
wo der von den Göttern bestrafte wahr-
sagende und blinde Phineus herrschte, den un-
aufhörlich die Harpyen, die Töchter des Thau-
mas
quälten, deren unter den Erzeugungen der
alten Götter schon gedacht ist.

Phineus war mit einer Tochter des Boreas
vermählt, mit welcher er zwei Söhne erzeugte,
die er dem stiefmütterlichen Haß seiner zweiten
Gemahlin Idea Preis gab, auf deren Anstiften
und Verläumdung er sie des Augenlichts beraubte,
und nun durch seine eigene Blindheit für dieß Ver-
brechen büßte, indeß die wahrsagenden Harpyen,
Celäno, Aello, und Ocypete, welche ein jung-
fräuliches Autlitz hatten, und übrigens gräßlichen
Raubvögeln gleich gestaltet waren, dem Phineus
alle Speise, die er genießen wollte, entrissen oder
besudelten.

Phineus, der in die Zukunft blickte, gab den
Argonauten weise Rathschläge zur Fortsetzung ihrer
Reise, und einen Wegweiser durch die Cyanei-

Die Argonauten, welche immer nach Oſten
zu ihren Lauf richteten, landeten nun in Bebry-
cien an, wo Amykus herrſchte, der zum Gefecht
mit Streitkolben jeden Fremden aufforderte, und
welchen Pollux im Zweikampf uͤberwand. —

Auf ihrer weitern Fahrt von hier wurden die
kuͤhnen Schiffer durch einen Sturm an die Kuͤſte
von Thracien verſchlagen, und landeten zu Sal-
mydeſſa,
wo der von den Goͤttern beſtrafte wahr-
ſagende und blinde Phineus herrſchte, den un-
aufhoͤrlich die Harpyen, die Toͤchter des Thau-
mas
quaͤlten, deren unter den Erzeugungen der
alten Goͤtter ſchon gedacht iſt.

Phineus war mit einer Tochter des Boreas
vermaͤhlt, mit welcher er zwei Soͤhne erzeugte,
die er dem ſtiefmuͤtterlichen Haß ſeiner zweiten
Gemahlin Idea Preis gab, auf deren Anſtiften
und Verlaͤumdung er ſie des Augenlichts beraubte,
und nun durch ſeine eigene Blindheit fuͤr dieß Ver-
brechen buͤßte, indeß die wahrſagenden Harpyen,
Celaͤno, Aello, und Ocypete, welche ein jung-
fraͤuliches Autlitz hatten, und uͤbrigens graͤßlichen
Raubvoͤgeln gleich geſtaltet waren, dem Phineus
alle Speiſe, die er genießen wollte, entriſſen oder
beſudelten.

Phineus, der in die Zukunft blickte, gab den
Argonauten weiſe Rathſchlaͤge zur Fortſetzung ihrer
Reiſe, und einen Wegweiſer durch die Cyanei-

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[266/0320] Die Argonauten, welche immer nach Oſten zu ihren Lauf richteten, landeten nun in Bebry- cien an, wo Amykus herrſchte, der zum Gefecht mit Streitkolben jeden Fremden aufforderte, und welchen Pollux im Zweikampf uͤberwand. — Auf ihrer weitern Fahrt von hier wurden die kuͤhnen Schiffer durch einen Sturm an die Kuͤſte von Thracien verſchlagen, und landeten zu Sal- mydeſſa, wo der von den Goͤttern beſtrafte wahr- ſagende und blinde Phineus herrſchte, den un- aufhoͤrlich die Harpyen, die Toͤchter des Thau- mas quaͤlten, deren unter den Erzeugungen der alten Goͤtter ſchon gedacht iſt. Phineus war mit einer Tochter des Boreas vermaͤhlt, mit welcher er zwei Soͤhne erzeugte, die er dem ſtiefmuͤtterlichen Haß ſeiner zweiten Gemahlin Idea Preis gab, auf deren Anſtiften und Verlaͤumdung er ſie des Augenlichts beraubte, und nun durch ſeine eigene Blindheit fuͤr dieß Ver- brechen buͤßte, indeß die wahrſagenden Harpyen, Celaͤno, Aello, und Ocypete, welche ein jung- fraͤuliches Autlitz hatten, und uͤbrigens graͤßlichen Raubvoͤgeln gleich geſtaltet waren, dem Phineus alle Speiſe, die er genießen wollte, entriſſen oder beſudelten. Phineus, der in die Zukunft blickte, gab den Argonauten weiſe Rathſchlaͤge zur Fortſetzung ihrer Reiſe, und einen Wegweiſer durch die Cyanei-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/320>, abgerufen am 26.11.2024.