Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Bock sich stößt, ist von diesem kaum durch etwas
mehr, als den Leib und die Arme unterschieden,
weil die Bocksgestalt sogar bis auf die Gesichts-
züge sich erstreckt, die obgleich menschenähnlich,
dennoch eine thierische Natur ausdrücken. Sehr
komisch ist die Stellung des Satyrs, der beim
Anlauf mit den Hörnern die Hände auf den Rü-
cken hält, um gleichsam jedes Vortheils über den
Bock sich zu begeben.

Diese komischen Gestalten machen in dem
Gefolge des Bachus unter den Nymphen, Ge-
nien, und Liebesgöttern den reitzendsten Kon-
trast, -- so daß es scheinet, als wenn sie in die-
sen Gruppen, und überhaupt unter den Götter-
gestalten nicht fehlen dürften, weil in diesen halb
göttlichen und halb thierischen Wesen, in deren
Miene sich Lachen und Spott vereint, die Dich-
tung gleichsam erst ihre Vollständigkeit erhält, und
mit ihnen den Zug beschließt.

Faunen.

Die Faunen sind von den Satyrn, wenig-
stens in den Werken der bildenden Kunst verschie-
den. -- Sie werden völlig in menschlicher Gestalt
nur mit Ziegenohren und einem Ziegenschwanze ab-
gebildet. -- Aber auch ohne diese Merkmale ist die
Bildung eines Faunen leicht zu kennen, weil ihre

Bock ſich ſtoͤßt, iſt von dieſem kaum durch etwas
mehr, als den Leib und die Arme unterſchieden,
weil die Bocksgeſtalt ſogar bis auf die Geſichts-
zuͤge ſich erſtreckt, die obgleich menſchenaͤhnlich,
dennoch eine thieriſche Natur ausdruͤcken. Sehr
komiſch iſt die Stellung des Satyrs, der beim
Anlauf mit den Hoͤrnern die Haͤnde auf den Ruͤ-
cken haͤlt, um gleichſam jedes Vortheils uͤber den
Bock ſich zu begeben.

Dieſe komiſchen Geſtalten machen in dem
Gefolge des Bachus unter den Nymphen, Ge-
nien, und Liebesgoͤttern den reitzendſten Kon-
traſt, — ſo daß es ſcheinet, als wenn ſie in die-
ſen Gruppen, und uͤberhaupt unter den Goͤtter-
geſtalten nicht fehlen duͤrften, weil in dieſen halb
goͤttlichen und halb thieriſchen Weſen, in deren
Miene ſich Lachen und Spott vereint, die Dich-
tung gleichſam erſt ihre Vollſtaͤndigkeit erhaͤlt, und
mit ihnen den Zug beſchließt.

Faunen.

Die Faunen ſind von den Satyrn, wenig-
ſtens in den Werken der bildenden Kunſt verſchie-
den. — Sie werden voͤllig in menſchlicher Geſtalt
nur mit Ziegenohren und einem Ziegenſchwanze ab-
gebildet. — Aber auch ohne dieſe Merkmale iſt die
Bildung eines Faunen leicht zu kennen, weil ihre

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0379" n="317"/>
Bock &#x017F;ich &#x017F;to&#x0364;ßt, i&#x017F;t von die&#x017F;em kaum durch etwas<lb/>
mehr, als den Leib und die Arme unter&#x017F;chieden,<lb/>
weil die Bocksge&#x017F;talt &#x017F;ogar bis auf die Ge&#x017F;ichts-<lb/>
zu&#x0364;ge &#x017F;ich er&#x017F;treckt, die obgleich men&#x017F;chena&#x0364;hnlich,<lb/>
dennoch eine thieri&#x017F;che Natur ausdru&#x0364;cken. Sehr<lb/>
komi&#x017F;ch i&#x017F;t die Stellung des Satyrs, der beim<lb/>
Anlauf mit den Ho&#x0364;rnern die Ha&#x0364;nde auf den Ru&#x0364;-<lb/>
cken ha&#x0364;lt, um gleich&#x017F;am jedes Vortheils u&#x0364;ber den<lb/>
Bock &#x017F;ich zu begeben.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e komi&#x017F;chen Ge&#x017F;talten machen in dem<lb/>
Gefolge des Bachus unter den Nymphen, Ge-<lb/>
nien, und Liebesgo&#x0364;ttern den reitzend&#x017F;ten Kon-<lb/>
tra&#x017F;t, &#x2014; &#x017F;o daß es &#x017F;cheinet, als wenn &#x017F;ie in die-<lb/>
&#x017F;en Gruppen, und u&#x0364;berhaupt unter den Go&#x0364;tter-<lb/>
ge&#x017F;talten nicht fehlen du&#x0364;rften, weil in die&#x017F;en halb<lb/>
go&#x0364;ttlichen und halb thieri&#x017F;chen We&#x017F;en, in deren<lb/>
Miene &#x017F;ich Lachen und Spott vereint, die Dich-<lb/>
tung gleich&#x017F;am er&#x017F;t ihre Voll&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit erha&#x0364;lt, und<lb/>
mit ihnen den Zug be&#x017F;chließt.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Faunen</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Die Faunen &#x017F;ind von den Satyrn, wenig-<lb/>
&#x017F;tens in den Werken der bildenden Kun&#x017F;t ver&#x017F;chie-<lb/>
den. &#x2014; Sie werden vo&#x0364;llig in men&#x017F;chlicher Ge&#x017F;talt<lb/>
nur mit Ziegenohren und einem Ziegen&#x017F;chwanze ab-<lb/>
gebildet. &#x2014; Aber auch ohne die&#x017F;e Merkmale i&#x017F;t die<lb/>
Bildung eines Faunen leicht zu kennen, weil ihre<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[317/0379] Bock ſich ſtoͤßt, iſt von dieſem kaum durch etwas mehr, als den Leib und die Arme unterſchieden, weil die Bocksgeſtalt ſogar bis auf die Geſichts- zuͤge ſich erſtreckt, die obgleich menſchenaͤhnlich, dennoch eine thieriſche Natur ausdruͤcken. Sehr komiſch iſt die Stellung des Satyrs, der beim Anlauf mit den Hoͤrnern die Haͤnde auf den Ruͤ- cken haͤlt, um gleichſam jedes Vortheils uͤber den Bock ſich zu begeben. Dieſe komiſchen Geſtalten machen in dem Gefolge des Bachus unter den Nymphen, Ge- nien, und Liebesgoͤttern den reitzendſten Kon- traſt, — ſo daß es ſcheinet, als wenn ſie in die- ſen Gruppen, und uͤberhaupt unter den Goͤtter- geſtalten nicht fehlen duͤrften, weil in dieſen halb goͤttlichen und halb thieriſchen Weſen, in deren Miene ſich Lachen und Spott vereint, die Dich- tung gleichſam erſt ihre Vollſtaͤndigkeit erhaͤlt, und mit ihnen den Zug beſchließt. Faunen. Die Faunen ſind von den Satyrn, wenig- ſtens in den Werken der bildenden Kunſt verſchie- den. — Sie werden voͤllig in menſchlicher Geſtalt nur mit Ziegenohren und einem Ziegenſchwanze ab- gebildet. — Aber auch ohne dieſe Merkmale iſt die Bildung eines Faunen leicht zu kennen, weil ihre

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/379
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/379>, abgerufen am 31.10.2024.