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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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vollen Stein, dessen bei den Alten so oft Erwäh-
nung geschieht, sind der Zerstörung ihre Grenzen
gesetzt; die zerstörende Macht hat zum erstenmale
das Leblose statt des Lebenden mit ihrer vernichten-
den Gewalt ergriffen, und das Lebende und Ge-
bildete hat Zeit gewonnen gleichsam verstohlner
Weise sich an das Licht emporzudrängen.

Allein es ist noch vor den Verfolgungen seines
allverschlingenden Ursprungs nicht gesichert. Dar-
um müssen die Erzieher des Götterkindes auf der
Insel Kreta, die Kureten oder Korybanten,
deren Wesen und Ursprung in geheimnißvolles
Dunkel gehüllt ist, mit ihren Spießen und Schil-
den ein immerwährendes Getöse machen, damit
Saturnus die Stimme des weinenden Kindes
nicht vernehme. -- Denn die zerstörenden Kräfte
lauern, das zarte Gebildete, in seinem ersten
Aufkeimen, wo möglich, wieder zu zernichten.

Die Erziehung des Jupiter auf der Insel
Kreta macht eines der reizendsten Bilder [d]er Phan-
tasie; ihn säugt die Ziege Amalthea, welche in
der Folge unter die Sterne versetzt, und ihr Horn
zum Horn des Ueberflusses erhöhet wird. Die
Tauben bringen ihm Nahrung, goldgefärbte Bie-
nen führen ihm Honig zu, und Nymphen des
Waldes sind seine Pflegerinnen.

Schnell entwickeln sich nun die Kräfte dieses
künftigen Beherrschers der Götter und Menschen.

vollen Stein, deſſen bei den Alten ſo oft Erwaͤh-
nung geſchieht, ſind der Zerſtoͤrung ihre Grenzen
geſetzt; die zerſtoͤrende Macht hat zum erſtenmale
das Lebloſe ſtatt des Lebenden mit ihrer vernichten-
den Gewalt ergriffen, und das Lebende und Ge-
bildete hat Zeit gewonnen gleichſam verſtohlner
Weiſe ſich an das Licht emporzudraͤngen.

Allein es iſt noch vor den Verfolgungen ſeines
allverſchlingenden Urſprungs nicht geſichert. Dar-
um muͤſſen die Erzieher des Goͤtterkindes auf der
Inſel Kreta, die Kureten oder Korybanten,
deren Weſen und Urſprung in geheimnißvolles
Dunkel gehuͤllt iſt, mit ihren Spießen und Schil-
den ein immerwaͤhrendes Getoͤſe machen, damit
Saturnus die Stimme des weinenden Kindes
nicht vernehme. — Denn die zerſtoͤrenden Kraͤfte
lauern, das zarte Gebildete, in ſeinem erſten
Aufkeimen, wo moͤglich, wieder zu zernichten.

Die Erziehung des Jupiter auf der Inſel
Kreta macht eines der reizendſten Bilder [d]er Phan-
taſie; ihn ſaͤugt die Ziege Amalthea, welche in
der Folge unter die Sterne verſetzt, und ihr Horn
zum Horn des Ueberfluſſes erhoͤhet wird. Die
Tauben bringen ihm Nahrung, goldgefaͤrbte Bie-
nen fuͤhren ihm Honig zu, und Nymphen des
Waldes ſind ſeine Pflegerinnen.

Schnell entwickeln ſich nun die Kraͤfte dieſes
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[18/0038] vollen Stein, deſſen bei den Alten ſo oft Erwaͤh- nung geſchieht, ſind der Zerſtoͤrung ihre Grenzen geſetzt; die zerſtoͤrende Macht hat zum erſtenmale das Lebloſe ſtatt des Lebenden mit ihrer vernichten- den Gewalt ergriffen, und das Lebende und Ge- bildete hat Zeit gewonnen gleichſam verſtohlner Weiſe ſich an das Licht emporzudraͤngen. Allein es iſt noch vor den Verfolgungen ſeines allverſchlingenden Urſprungs nicht geſichert. Dar- um muͤſſen die Erzieher des Goͤtterkindes auf der Inſel Kreta, die Kureten oder Korybanten, deren Weſen und Urſprung in geheimnißvolles Dunkel gehuͤllt iſt, mit ihren Spießen und Schil- den ein immerwaͤhrendes Getoͤſe machen, damit Saturnus die Stimme des weinenden Kindes nicht vernehme. — Denn die zerſtoͤrenden Kraͤfte lauern, das zarte Gebildete, in ſeinem erſten Aufkeimen, wo moͤglich, wieder zu zernichten. Die Erziehung des Jupiter auf der Inſel Kreta macht eines der reizendſten Bilder der Phan- taſie; ihn ſaͤugt die Ziege Amalthea, welche in der Folge unter die Sterne verſetzt, und ihr Horn zum Horn des Ueberfluſſes erhoͤhet wird. Die Tauben bringen ihm Nahrung, goldgefaͤrbte Bie- nen fuͤhren ihm Honig zu, und Nymphen des Waldes ſind ſeine Pflegerinnen. Schnell entwickeln ſich nun die Kraͤfte dieſes kuͤnftigen Beherrſchers der Goͤtter und Menſchen.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/38>, abgerufen am 21.11.2024.