und Krankheit, sich in ewiger Jugend erhält; so hatte auch die sonderbare Götterbildung des Pria- pus, mit einem ausgestreckten großen männlichen Zeugungsgliede, für sie nichts Anstößiges.
Zuweilen aus Stein, zuweilen nur aus Holz gearbeitet, und von den Hüften bis zum Fuß wie ein spitzzulaufender Pfeiler gestaltet, mit einem krummen Gartenmesser in der Hand, war Pria- pus der Hüter der Gärten und Weinberge. -- Man brachte ihm Milch, Honig und Wein zum Opfer dar, damit er den Früchten Gedeihen gebe, und die Diebe verjage. -- Unbeschadet seiner Ver- ehrung aber verknüpfte man dennoch den Begriff von Häßlichkeit mit seiner Gestalt, welche zugleich dazu dienen mußte, -- die Vögel zu ver- scheuchen.
Komus.
Mit einer gesenkten Fackel in der Hand, und mit herabgesunknem Haupte, schlaftrunken an eine Thür sich lehnend, wurde Komus, der Vor- steher nächtlicher Schmäuse, frohen Lebensgenus- ses, muntrer Laune, heitrer Scherze, und gesel- liger Freuden, von den Alten gebildet, und sie hielten den Genius des frohen Lebensgenusses nicht für unwürdig in der Reihe der Göttergestalten mit aufzutreten.
und Krankheit, ſich in ewiger Jugend erhaͤlt; ſo hatte auch die ſonderbare Goͤtterbildung des Pria- pus, mit einem ausgeſtreckten großen maͤnnlichen Zeugungsgliede, fuͤr ſie nichts Anſtoͤßiges.
Zuweilen aus Stein, zuweilen nur aus Holz gearbeitet, und von den Huͤften bis zum Fuß wie ein ſpitzzulaufender Pfeiler geſtaltet, mit einem krummen Gartenmeſſer in der Hand, war Pria- pus der Huͤter der Gaͤrten und Weinberge. — Man brachte ihm Milch, Honig und Wein zum Opfer dar, damit er den Fruͤchten Gedeihen gebe, und die Diebe verjage. — Unbeſchadet ſeiner Ver- ehrung aber verknuͤpfte man dennoch den Begriff von Haͤßlichkeit mit ſeiner Geſtalt, welche zugleich dazu dienen mußte, — die Voͤgel zu ver- ſcheuchen.
Komus.
Mit einer geſenkten Fackel in der Hand, und mit herabgeſunknem Haupte, ſchlaftrunken an eine Thuͤr ſich lehnend, wurde Komus, der Vor- ſteher naͤchtlicher Schmaͤuſe, frohen Lebensgenuſ- ſes, muntrer Laune, heitrer Scherze, und geſel- liger Freuden, von den Alten gebildet, und ſie hielten den Genius des frohen Lebensgenuſſes nicht fuͤr unwuͤrdig in der Reihe der Goͤttergeſtalten mit aufzutreten.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0388"n="324"/>
und Krankheit, ſich in ewiger Jugend erhaͤlt; ſo<lb/>
hatte auch die ſonderbare Goͤtterbildung des Pria-<lb/>
pus, mit einem ausgeſtreckten großen maͤnnlichen<lb/>
Zeugungsgliede, fuͤr ſie nichts Anſtoͤßiges.</p><lb/><p>Zuweilen aus Stein, zuweilen nur aus Holz<lb/>
gearbeitet, und von den Huͤften bis zum Fuß wie<lb/>
ein ſpitzzulaufender Pfeiler geſtaltet, mit einem<lb/>
krummen Gartenmeſſer in der Hand, war Pria-<lb/>
pus der Huͤter der Gaͤrten und Weinberge. —<lb/>
Man brachte ihm Milch, Honig und Wein zum<lb/>
Opfer dar, damit er den Fruͤchten Gedeihen gebe,<lb/>
und die Diebe verjage. — Unbeſchadet ſeiner Ver-<lb/>
ehrung aber verknuͤpfte man dennoch den Begriff<lb/>
von <hirendition="#fr">Haͤßlichkeit</hi> mit ſeiner Geſtalt, welche zugleich<lb/>
dazu dienen mußte, —<hirendition="#fr">die Voͤgel zu ver-<lb/>ſcheuchen.</hi></p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Komus</hi>.</hi></head><lb/><p>Mit einer geſenkten Fackel in der Hand, und<lb/>
mit herabgeſunknem Haupte, ſchlaftrunken an<lb/>
eine Thuͤr ſich lehnend, wurde Komus, der Vor-<lb/>ſteher naͤchtlicher Schmaͤuſe, frohen Lebensgenuſ-<lb/>ſes, muntrer Laune, heitrer Scherze, und geſel-<lb/>
liger Freuden, von den Alten gebildet, und ſie<lb/>
hielten den Genius des frohen Lebensgenuſſes nicht<lb/>
fuͤr unwuͤrdig in der Reihe der Goͤttergeſtalten mit<lb/>
aufzutreten.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[324/0388]
und Krankheit, ſich in ewiger Jugend erhaͤlt; ſo
hatte auch die ſonderbare Goͤtterbildung des Pria-
pus, mit einem ausgeſtreckten großen maͤnnlichen
Zeugungsgliede, fuͤr ſie nichts Anſtoͤßiges.
Zuweilen aus Stein, zuweilen nur aus Holz
gearbeitet, und von den Huͤften bis zum Fuß wie
ein ſpitzzulaufender Pfeiler geſtaltet, mit einem
krummen Gartenmeſſer in der Hand, war Pria-
pus der Huͤter der Gaͤrten und Weinberge. —
Man brachte ihm Milch, Honig und Wein zum
Opfer dar, damit er den Fruͤchten Gedeihen gebe,
und die Diebe verjage. — Unbeſchadet ſeiner Ver-
ehrung aber verknuͤpfte man dennoch den Begriff
von Haͤßlichkeit mit ſeiner Geſtalt, welche zugleich
dazu dienen mußte, — die Voͤgel zu ver-
ſcheuchen.
Komus.
Mit einer geſenkten Fackel in der Hand, und
mit herabgeſunknem Haupte, ſchlaftrunken an
eine Thuͤr ſich lehnend, wurde Komus, der Vor-
ſteher naͤchtlicher Schmaͤuſe, frohen Lebensgenuſ-
ſes, muntrer Laune, heitrer Scherze, und geſel-
liger Freuden, von den Alten gebildet, und ſie
hielten den Genius des frohen Lebensgenuſſes nicht
fuͤr unwuͤrdig in der Reihe der Goͤttergeſtalten mit
aufzutreten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/388>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.