Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Der rächenden Nemesis, die verborgene
Vergehungen straft;

Der Brüder Schlaf und Tod, wovon der
eine die Menschen sanft und milde besucht, der
andre aber ein eisernes Herz im Busen trägt. --

Sie ist ferner die Mutter der ganzen Schaar
der Träume;

Der fabelhaften Hesperiden, welche an den
entferntesten Ufern des Oceans die goldne Frucht
bewahren;

Des Betruges, der sich in Dunkel hüllt;
Der hämischen Tadelsucht;
Des nagenden Kummers;
Der Mühe, welche das Ende wünscht;
Des Hungers;
Des verderblichen Krieges;
Der Zweideutigkeiten im Reden, und
Des Meineides.

Alle diese Geburten der Nacht sind dasjenige,
was sich entweder dem Blick der Sterblichen ent-
zieht, oder was die Phantasie selbst gern in nächt-
liches Dunkel hüllt.

Eine hier beigefügte Abbildung der Nacht, wie
sie den Tod und den Schlaf in ihren Mantel hüllt,

Der raͤchenden Nemeſis, die verborgene
Vergehungen ſtraft;

Der Bruͤder Schlaf und Tod, wovon der
eine die Menſchen ſanft und milde beſucht, der
andre aber ein eiſernes Herz im Buſen traͤgt. —

Sie iſt ferner die Mutter der ganzen Schaar
der Traͤume;

Der fabelhaften Hesperiden, welche an den
entfernteſten Ufern des Oceans die goldne Frucht
bewahren;

Des Betruges, der ſich in Dunkel huͤllt;
Der haͤmiſchen Tadelſucht;
Des nagenden Kummers;
Der Muͤhe, welche das Ende wuͤnſcht;
Des Hungers;
Des verderblichen Krieges;
Der Zweideutigkeiten im Reden, und
Des Meineides.

Alle dieſe Geburten der Nacht ſind dasjenige,
was ſich entweder dem Blick der Sterblichen ent-
zieht, oder was die Phantaſie ſelbſt gern in naͤcht-
liches Dunkel huͤllt.

Eine hier beigefuͤgte Abbildung der Nacht, wie
ſie den Tod und den Schlaf in ihren Mantel huͤllt,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0067" n="45"/>
        <p>Der ra&#x0364;chenden <hi rendition="#fr">Neme&#x017F;is,</hi> die verborgene<lb/>
Vergehungen &#x017F;traft;</p><lb/>
        <p>Der Bru&#x0364;der <hi rendition="#fr">Schlaf</hi> und <hi rendition="#fr">Tod,</hi> wovon der<lb/>
eine die Men&#x017F;chen &#x017F;anft und milde be&#x017F;ucht, der<lb/>
andre aber ein ei&#x017F;ernes Herz im Bu&#x017F;en tra&#x0364;gt. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Sie i&#x017F;t ferner die Mutter der ganzen Schaar<lb/><hi rendition="#fr">der Tra&#x0364;ume;</hi></p><lb/>
        <p>Der <hi rendition="#fr">fabelhaften Hesperiden,</hi> welche an den<lb/>
entfernte&#x017F;ten Ufern des Oceans die goldne Frucht<lb/>
bewahren;</p><lb/>
        <list>
          <item>Des <hi rendition="#fr">Betruges,</hi> der &#x017F;ich in Dunkel hu&#x0364;llt;</item><lb/>
          <item>Der <hi rendition="#fr">ha&#x0364;mi&#x017F;chen Tadel&#x017F;ucht;</hi></item><lb/>
          <item>Des <hi rendition="#fr">nagenden Kummers;</hi></item><lb/>
          <item>Der <hi rendition="#fr">Mu&#x0364;he,</hi> welche das Ende wu&#x0364;n&#x017F;cht;</item><lb/>
          <item>Des <hi rendition="#fr">Hungers;</hi></item><lb/>
          <item>Des verderblichen <hi rendition="#fr">Krieges;</hi></item><lb/>
          <item>Der <hi rendition="#fr">Zweideutigkeiten</hi> im Reden, und</item><lb/>
          <item>Des <hi rendition="#fr">Meineides.</hi></item>
        </list><lb/>
        <p>Alle die&#x017F;e Geburten der Nacht &#x017F;ind dasjenige,<lb/>
was &#x017F;ich entweder dem Blick der Sterblichen ent-<lb/>
zieht, oder was die Phanta&#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t gern in na&#x0364;cht-<lb/>
liches Dunkel hu&#x0364;llt.</p><lb/>
        <p>Eine hier beigefu&#x0364;gte Abbildung der Nacht, wie<lb/>
&#x017F;ie den Tod und den Schlaf in ihren Mantel hu&#x0364;llt,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0067] Der raͤchenden Nemeſis, die verborgene Vergehungen ſtraft; Der Bruͤder Schlaf und Tod, wovon der eine die Menſchen ſanft und milde beſucht, der andre aber ein eiſernes Herz im Buſen traͤgt. — Sie iſt ferner die Mutter der ganzen Schaar der Traͤume; Der fabelhaften Hesperiden, welche an den entfernteſten Ufern des Oceans die goldne Frucht bewahren; Des Betruges, der ſich in Dunkel huͤllt; Der haͤmiſchen Tadelſucht; Des nagenden Kummers; Der Muͤhe, welche das Ende wuͤnſcht; Des Hungers; Des verderblichen Krieges; Der Zweideutigkeiten im Reden, und Des Meineides. Alle dieſe Geburten der Nacht ſind dasjenige, was ſich entweder dem Blick der Sterblichen ent- zieht, oder was die Phantaſie ſelbſt gern in naͤcht- liches Dunkel huͤllt. Eine hier beigefuͤgte Abbildung der Nacht, wie ſie den Tod und den Schlaf in ihren Mantel huͤllt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/67
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/67>, abgerufen am 18.12.2024.