Moritz, Karl Philipp: Über die bildende Nachahmung des Schönen. Braunschweig, 1788.richte; sondern die Schuld der Zerstöhrung von der Tochter, du bist nicht, die unsterblichen Götter sind schuldig, Welche den traurigen Krieg mir mit Achaja erregten. Und die zürnenden Trojaner, welche die ver¬ Wahrlich, sie sind nicht zu schelten, die schön gestiefelten Griechen, Und die Trojaner, um solch ein Weib so vieles zu dulden: Denn den Unsterblichen gleicht sie an Wuchs und schöner Gebehrde. Der Kampf muss also durchgekämpft, das grosse Hat dann die Zeit über die Zerstöhrung ihre Fur¬ Denn
richte; ſondern die Schuld der Zerſtöhrung von der Tochter, du biſt nicht, die unſterblichen Götter ſind ſchuldig, Welche den traurigen Krieg mir mit Achaja erregten. Und die zürnenden Trojaner, welche die ver¬ Wahrlich, ſie ſind nicht zu ſchelten, die ſchön geſtiefelten Griechen, Und die Trojaner, um ſolch ein Weib ſo vieles zu dulden: Denn den Unſterblichen gleicht ſie an Wuchs und ſchöner Gebehrde. Der Kampf muſs alſo durchgekämpft, das grosſe Hat dann die Zeit über die Zerſtöhrung ihre Fur¬ Denn
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0051" n="45"/> richte; ſondern die Schuld der Zerſtöhrung von der<lb/> Schönheit ab, auf die Nothwendigkeit der Dinge,<lb/> oder höhere Mächte wälzen: wie der Greis Priamus<lb/> beim Homer, der die erhabne, ſelbſt über den durch<lb/> ſie geſtifteten Jammer weinende Schönheit, mit ſanf¬<lb/> ten Worten tröſtet:</p><lb/> <lg> <l>Tochter, du biſt nicht, die unſterblichen Götter ſind ſchuldig,</l><lb/> <l>Welche den traurigen Krieg mir mit Achaja erregten.</l> </lg><lb/> <p>Und die zürnenden Trojaner, welche die ver¬<lb/> derbliche Urſach des Krieges laut verwünſchen, kön¬<lb/> nen ſich nicht enthalten, bei der Ankunft des göttli¬<lb/> chen Weibes, ſich ins Ohr zu flüſtern:</p><lb/> <lg> <l>Wahrlich, ſie ſind nicht zu ſchelten, die ſchön geſtiefelten Griechen,</l><lb/> <l>Und die Trojaner, um ſolch ein Weib ſo vieles zu dulden:</l><lb/> <l>Denn den Unſterblichen gleicht ſie an Wuchs und ſchöner Gebehrde.</l> </lg><lb/> <p>Der Kampf muſs alſo durchgekämpft, das grosſe<lb/> Opfer muſs dargebracht werden. — Das Geklirr<lb/> der Waffen, und das Geſchrei der Sterbenden muſs<lb/> gen Himmel tönen — Hektor muſs fallen, und He¬<lb/> kuba ihr Haar zerraufen. —</p><lb/> <p>Hat dann die Zeit über die Zerſtöhrung ihre Fur¬<lb/> che hingezogen; ſo nimmt die Nachwelt den Jammer<lb/> der Vorwelt in ihren Buſen auf, und macht ihn, wie<lb/> ein köſtliches Kleinod, ſich zu eigen, durch welches<lb/> der Menſchheit ihr dauernder Werth geſichert, und<lb/> ihre edelſte zarteſte Bildung vollendet wird.<lb/></p> <fw place="bottom" type="catch">Denn<lb/></fw> </body> </text> </TEI> [45/0051]
richte; ſondern die Schuld der Zerſtöhrung von der
Schönheit ab, auf die Nothwendigkeit der Dinge,
oder höhere Mächte wälzen: wie der Greis Priamus
beim Homer, der die erhabne, ſelbſt über den durch
ſie geſtifteten Jammer weinende Schönheit, mit ſanf¬
ten Worten tröſtet:
Tochter, du biſt nicht, die unſterblichen Götter ſind ſchuldig,
Welche den traurigen Krieg mir mit Achaja erregten.
Und die zürnenden Trojaner, welche die ver¬
derbliche Urſach des Krieges laut verwünſchen, kön¬
nen ſich nicht enthalten, bei der Ankunft des göttli¬
chen Weibes, ſich ins Ohr zu flüſtern:
Wahrlich, ſie ſind nicht zu ſchelten, die ſchön geſtiefelten Griechen,
Und die Trojaner, um ſolch ein Weib ſo vieles zu dulden:
Denn den Unſterblichen gleicht ſie an Wuchs und ſchöner Gebehrde.
Der Kampf muſs alſo durchgekämpft, das grosſe
Opfer muſs dargebracht werden. — Das Geklirr
der Waffen, und das Geſchrei der Sterbenden muſs
gen Himmel tönen — Hektor muſs fallen, und He¬
kuba ihr Haar zerraufen. —
Hat dann die Zeit über die Zerſtöhrung ihre Fur¬
che hingezogen; ſo nimmt die Nachwelt den Jammer
der Vorwelt in ihren Buſen auf, und macht ihn, wie
ein köſtliches Kleinod, ſich zu eigen, durch welches
der Menſchheit ihr dauernder Werth geſichert, und
ihre edelſte zarteſte Bildung vollendet wird.
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