Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.Dogmatik und Logik; und bei dem Rektor die Das war aber alles nur, wie zufällig -- Denn wenn er in den Schulstunden mitten K 2
Dogmatik und Logik; und bei dem Rektor die Das war aber alles nur, wie zufaͤllig — Denn wenn er in den Schulſtunden mitten K 2
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0157" n="147"/> Dogmatik und Logik; und bei dem Rektor die<lb/> Erdbeſchreibung, und einige Ueberſetzungen latei¬<lb/> niſcher Autoren, nach, wodurch er denn doch<lb/> immer, neben ſeiner Komoͤdien und Romanlek¬<lb/> tuͤre, noch einige wiſſenſchaftliche Kenntniſſe<lb/> auffing, und ohne es eigentlich mit Abſicht zu<lb/> treiben, auch im Lateiniſchen noch einige Fort¬<lb/> ſchritte machte. —</p><lb/> <p>Das war aber alles nur, wie zufaͤllig —<lb/> manche Stunde verſaͤumte er dazwiſchen, und<lb/> manche Stunde laß er, waͤhrend daß der Livius<lb/> oder ein ander lateiniſcher Autor geleſen wurde,<lb/> fuͤr ſich heimlich einen Roman, weil er doch ein¬<lb/> mal wußte, daß der Direktor ihn nicht mehr<lb/> aufzurufen wuͤrdigte. —</p><lb/> <p>Denn wenn er in den Schulſtunden mitten<lb/> unter einer Anzahl von ſechs bis ſiebenzig Men¬<lb/> ſchen ſaß, von denen faſt kein einziger ſein Freund<lb/> war, und denen er faſt insgeſammt ein Gegen¬<lb/> ſtand des Spottes und der Verachtung war, ſo<lb/> mußte ihm dieß natuͤrlicher Weiſe beſtaͤndig eine<lb/> ſehr aͤngſtliche Lage ſeyn, wo er ſich am meiſten<lb/> gedrungrn fuͤhlte, ſich in eine andre Welt zu<lb/> traͤumen, in der er ſich beſſer befand. —</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">K 2<lb/></fw> </body> </text> </TEI> [147/0157]
Dogmatik und Logik; und bei dem Rektor die
Erdbeſchreibung, und einige Ueberſetzungen latei¬
niſcher Autoren, nach, wodurch er denn doch
immer, neben ſeiner Komoͤdien und Romanlek¬
tuͤre, noch einige wiſſenſchaftliche Kenntniſſe
auffing, und ohne es eigentlich mit Abſicht zu
treiben, auch im Lateiniſchen noch einige Fort¬
ſchritte machte. —
Das war aber alles nur, wie zufaͤllig —
manche Stunde verſaͤumte er dazwiſchen, und
manche Stunde laß er, waͤhrend daß der Livius
oder ein ander lateiniſcher Autor geleſen wurde,
fuͤr ſich heimlich einen Roman, weil er doch ein¬
mal wußte, daß der Direktor ihn nicht mehr
aufzurufen wuͤrdigte. —
Denn wenn er in den Schulſtunden mitten
unter einer Anzahl von ſechs bis ſiebenzig Men¬
ſchen ſaß, von denen faſt kein einziger ſein Freund
war, und denen er faſt insgeſammt ein Gegen¬
ſtand des Spottes und der Verachtung war, ſo
mußte ihm dieß natuͤrlicher Weiſe beſtaͤndig eine
ſehr aͤngſtliche Lage ſeyn, wo er ſich am meiſten
gedrungrn fuͤhlte, ſich in eine andre Welt zu
traͤumen, in der er ſich beſſer befand. —
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