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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.

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Allein eben der G..., welcher einst den ster¬
benden Sokrates gespielt hatte, wovon Reiser
noch immer den Spottnahmen trug, entschloß
sich bei ihm zu ziehen, und war auch gerade in
denselben Umständen, wie Reiser, nur mit dem
Unterschiede, daß er durch wirkliche Liederlichkeit
hinein gerathen war -- an ihm fand also Reiser
nun einen würdigen Stubengesellschafter.

Es dauerte nicht lange, so zog auch der
Bauernsohn Nahmens M... zu diesen beiden,
der ebenfalls in keinen bessern Umständen war --
Es fand sich also hier eine Stubengesellschaft von
drei der ärmsten Menschen zusammen, die viel¬
leicht nur je zwischen vier Wänden eingeschlossen
waren. --

Mancher Tag ging hin; wo sie sich alle drei
mit nichts als gekochtem Wasser und etwas Brodt
hinhielten -- Indes hatten G... und M... doch
noch einige Freitische. --

G... war im Grunde ein Mensch von Kopf,
der sehr gut sprach, und gegen den Reiser sonst
immer viel Achtung empfunden hatte. --

Einmal bekamen beide auch noch eine An¬
wandlung von Fleiß, und fingen an, Virgils Ek¬

Allein eben der G..., welcher einſt den ſter¬
benden Sokrates geſpielt hatte, wovon Reiſer
noch immer den Spottnahmen trug, entſchloß
ſich bei ihm zu ziehen, und war auch gerade in
denſelben Umſtaͤnden, wie Reiſer, nur mit dem
Unterſchiede, daß er durch wirkliche Liederlichkeit
hinein gerathen war — an ihm fand alſo Reiſer
nun einen wuͤrdigen Stubengeſellſchafter.

Es dauerte nicht lange, ſo zog auch der
Bauernſohn Nahmens M... zu dieſen beiden,
der ebenfalls in keinen beſſern Umſtaͤnden war —
Es fand ſich alſo hier eine Stubengeſellſchaft von
drei der aͤrmſten Menſchen zuſammen, die viel¬
leicht nur je zwiſchen vier Waͤnden eingeſchloſſen
waren. —

Mancher Tag ging hin; wo ſie ſich alle drei
mit nichts als gekochtem Waſſer und etwas Brodt
hinhielten — Indes hatten G... und M... doch
noch einige Freitiſche. —

G... war im Grunde ein Menſch von Kopf,
der ſehr gut ſprach, und gegen den Reiſer ſonſt
immer viel Achtung empfunden hatte. —

Einmal bekamen beide auch noch eine An¬
wandlung von Fleiß, und fingen an, Virgils Ek¬

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[178/0188] Allein eben der G..., welcher einſt den ſter¬ benden Sokrates geſpielt hatte, wovon Reiſer noch immer den Spottnahmen trug, entſchloß ſich bei ihm zu ziehen, und war auch gerade in denſelben Umſtaͤnden, wie Reiſer, nur mit dem Unterſchiede, daß er durch wirkliche Liederlichkeit hinein gerathen war — an ihm fand alſo Reiſer nun einen wuͤrdigen Stubengeſellſchafter. Es dauerte nicht lange, ſo zog auch der Bauernſohn Nahmens M... zu dieſen beiden, der ebenfalls in keinen beſſern Umſtaͤnden war — Es fand ſich alſo hier eine Stubengeſellſchaft von drei der aͤrmſten Menſchen zuſammen, die viel¬ leicht nur je zwiſchen vier Waͤnden eingeſchloſſen waren. — Mancher Tag ging hin; wo ſie ſich alle drei mit nichts als gekochtem Waſſer und etwas Brodt hinhielten — Indes hatten G... und M... doch noch einige Freitiſche. — G... war im Grunde ein Menſch von Kopf, der ſehr gut ſprach, und gegen den Reiſer ſonſt immer viel Achtung empfunden hatte. — Einmal bekamen beide auch noch eine An¬ wandlung von Fleiß, und fingen an, Virgils Ek¬

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/188>, abgerufen am 21.11.2024.