Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.In seiner Lage möglich war, öffentlich Ehre und lich
In ſeiner Lage moͤglich war, oͤffentlich Ehre und lich
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0154" n="144"/> In ſeiner Lage moͤglich war, oͤffentlich Ehre und<lb/> Beifall einerndten ſollte — aber eben dieß er¬<lb/> weckte bei ihm eine ganz beſondre ſchwermuͤthige<lb/> Empfindung — auf dieſen Punkt war nun bis¬<lb/> her alle ſein Wuͤnſchen und Trachten geſpannt<lb/> geweſen — bis auf dieſen Punkt heftete ſich die<lb/> Aufmerkſamkeit eines großen Theils von Men¬<lb/> ſchen auf ihn — und wenn nun dieß vorbei waͤre,<lb/> ſo ſollte das alles nachlaſſen, und die <hi rendition="#fr">ganz all¬<lb/> taͤglichen Scenen des Lebens ſollten dann<lb/> wieder kommen</hi>. — Dieſer Gedanke erweckte in<lb/> Reiſern ſehr oft den ſonderbaren im Ernſt ge¬<lb/> meinten Wunſch, daß er am Ende ſeiner Rede<lb/> hinfallen und ſterben moͤchte. — Nun fuͤgte es<lb/> ſich, daß gerade an dem Tage, da die Rede ge¬<lb/> halten wurde, eine außerordentliche Kaͤlte ein¬<lb/> fiel, wodurch mancher zuruͤckgehalten wurde,<lb/> ſo daß die Anzahl der Zuhoͤrer etwas kleiner wie<lb/> gewoͤhnlich, aber die Verſammlung doch immer<lb/> noch glaͤnzend genug war. — Indes kam Reiſern<lb/> an dieſem Tage alles ſo todt, ſo oͤde vor; die<lb/> Phantaſie mußte zuruͤcktreten — das <hi rendition="#fr">Wirk¬<lb/> liche</hi> war nun da — und eben daß nun dieß,<lb/> wovon er ſo lange getraͤumt hatte, <hi rendition="#fr">ſchon</hi> wirk¬<lb/> <fw place="bottom" type="catch">lich<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [144/0154]
In ſeiner Lage moͤglich war, oͤffentlich Ehre und
Beifall einerndten ſollte — aber eben dieß er¬
weckte bei ihm eine ganz beſondre ſchwermuͤthige
Empfindung — auf dieſen Punkt war nun bis¬
her alle ſein Wuͤnſchen und Trachten geſpannt
geweſen — bis auf dieſen Punkt heftete ſich die
Aufmerkſamkeit eines großen Theils von Men¬
ſchen auf ihn — und wenn nun dieß vorbei waͤre,
ſo ſollte das alles nachlaſſen, und die ganz all¬
taͤglichen Scenen des Lebens ſollten dann
wieder kommen. — Dieſer Gedanke erweckte in
Reiſern ſehr oft den ſonderbaren im Ernſt ge¬
meinten Wunſch, daß er am Ende ſeiner Rede
hinfallen und ſterben moͤchte. — Nun fuͤgte es
ſich, daß gerade an dem Tage, da die Rede ge¬
halten wurde, eine außerordentliche Kaͤlte ein¬
fiel, wodurch mancher zuruͤckgehalten wurde,
ſo daß die Anzahl der Zuhoͤrer etwas kleiner wie
gewoͤhnlich, aber die Verſammlung doch immer
noch glaͤnzend genug war. — Indes kam Reiſern
an dieſem Tage alles ſo todt, ſo oͤde vor; die
Phantaſie mußte zuruͤcktreten — das Wirk¬
liche war nun da — und eben daß nun dieß,
wovon er ſo lange getraͤumt hatte, ſchon wirk¬
lich
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