Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.waren, doch vm Ende mit folgenden Ausdrücken Doch machen ungemeßne Leiden Dir hier dein Leben selbst zur Quaal -- Und findest du dann keinen Retter Und keinen Endger deiner Noth -- Sieh auf! -- er kömmt im Donnerwetter -- O grüße, grüße deinen Tod! Indem er einem solchen Gedanken nachhing, Dieß Gedicht war gleichsam ein Gemählde waren, doch vm Ende mit folgenden Ausdruͤcken Doch machen ungemeßne Leiden Dir hier dein Leben ſelbſt zur Quaal — Und findeſt du dann keinen Retter Und keinen Endger deiner Noth — Sieh auf! — er koͤmmt im Donnerwetter — O gruͤße, gruͤße deinen Tod! Indem er einem ſolchen Gedanken nachhing, Dieß Gedicht war gleichſam ein Gemaͤhlde <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0164" n="154"/> waren, doch vm Ende mit folgenden Ausdruͤcken<lb/> der Verzweiflung:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Doch machen ungemeßne Leiden</l><lb/> <l>Dir hier dein Leben ſelbſt zur Quaal —</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Und findeſt du dann keinen Retter</l><lb/> <l>Und keinen Endger deiner Noth —</l><lb/> <l>Sieh auf! — er koͤmmt im Donnerwetter —</l><lb/> <l>O gruͤße, gruͤße deinen Tod!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Indem er einem ſolchen Gedanken nachhing,<lb/> empfand er oft eine Art von qualenvoller Wonne,<lb/> wenn es dergleichen geben kann. —</p><lb/> <p>Dieß Gedicht war gleichſam ein Gemaͤhlde<lb/> aller ſeiner Empfindungen, die, wenn ſie auch<lb/> ſanft und ruhig anhuben, ſich doch gemeiniglich<lb/> auf die Weiſe zu endigen pflegten. — Zu dieſem<lb/> Gange der Empfindungen war nun einmal,<lb/> durch alle die unzaͤhligen Kraͤnkungen und De¬<lb/> muͤthigungen, die er von Jugend auf erlitten<lb/> hatte, ſein Gemuͤth geſtimmt — bei der heiter¬<lb/> ſten lachendſten Ausſicht zog ſich das ſchwarze<lb/> Melancholiſche immer wieder wie eine Wolke<lb/> vor ſeine Seele. —</p><lb/> </body> </text> </TEI> [154/0164]
waren, doch vm Ende mit folgenden Ausdruͤcken
der Verzweiflung:
Doch machen ungemeßne Leiden
Dir hier dein Leben ſelbſt zur Quaal —
Und findeſt du dann keinen Retter
Und keinen Endger deiner Noth —
Sieh auf! — er koͤmmt im Donnerwetter —
O gruͤße, gruͤße deinen Tod!
Indem er einem ſolchen Gedanken nachhing,
empfand er oft eine Art von qualenvoller Wonne,
wenn es dergleichen geben kann. —
Dieß Gedicht war gleichſam ein Gemaͤhlde
aller ſeiner Empfindungen, die, wenn ſie auch
ſanft und ruhig anhuben, ſich doch gemeiniglich
auf die Weiſe zu endigen pflegten. — Zu dieſem
Gange der Empfindungen war nun einmal,
durch alle die unzaͤhligen Kraͤnkungen und De¬
muͤthigungen, die er von Jugend auf erlitten
hatte, ſein Gemuͤth geſtimmt — bei der heiter¬
ſten lachendſten Ausſicht zog ſich das ſchwarze
Melancholiſche immer wieder wie eine Wolke
vor ſeine Seele. —
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/164>, abgerufen am 16.02.2025. |