Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.eignen Eltern gegen ihn, die er von seiner Kind¬ 3r Theil. P
eignen Eltern gegen ihn, die er von ſeiner Kind¬ 3r Theil. P
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0235" n="225"/> eignen Eltern gegen ihn, die er von ſeiner Kind¬<lb/> heit an noch nicht hatte wieder vermindern koͤn¬<lb/> nen. — Es war ihm unmoͤglich geworden, je¬<lb/> manden außer ſich, <hi rendition="#fr">wie ſeines Gleichen</hi> zu<lb/> betrachten — jeder ſchien ihm auf irgend eine<lb/><hi rendition="#fr">Art wichtiger</hi>, <hi rendition="#fr">bedeutender</hi> in der Welt, als<lb/> er, zu ſeyn — daher daͤuchten ihm Freund¬<lb/> ſchaftsbezeigungen von andern gegen ihn immer<lb/> eine Art von <hi rendition="#fr">Herablaſſung</hi> — weil er nun<lb/><hi rendition="#fr">glaubte</hi>, <hi rendition="#fr">verachtet werden zu koͤnnen</hi>, ſo<lb/> wurde er wirklich verachtet — und ihm ſchien<lb/> oft das ſchon Verachtung, was ein anderer, mit<lb/> mehr Selbſtgefuͤhl, nie wuͤrde dafuͤr genommen<lb/> haben. — Und ſo ſcheint nun einmal das Ver¬<lb/> haͤltniß der Geiſteskraͤfte gegeneinander zu ſeyn;<lb/> wo eine Kraft keine entgegengeſetzte Kraft vor<lb/> ſich findet, da reißt ſie ein und zerſtoͤrt, wie der<lb/> Fluß, wenn der Damm vor ihm weicht. — Das<lb/> ſtaͤrkere Selbſtgefuͤhl verſchlingt das ſchwaͤchere<lb/> unaufhaltſam in ſich — <hi rendition="#fr">durch den Spott</hi>,<lb/><hi rendition="#fr">durch die Verachtung</hi>, <hi rendition="#fr">durch die Brand</hi>¬<lb/><hi rendition="#fr">markung des Gegenſtandes zum Laͤcher</hi>¬<lb/><hi rendition="#fr">lichen</hi>. — Das <hi rendition="#fr">Laͤcherlichwerden</hi> iſt eine Art<lb/> von Vernichtung, und das <hi rendition="#fr">Laͤcherlichmachen</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">3r <hi rendition="#fr">Theil</hi>. P<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [225/0235]
eignen Eltern gegen ihn, die er von ſeiner Kind¬
heit an noch nicht hatte wieder vermindern koͤn¬
nen. — Es war ihm unmoͤglich geworden, je¬
manden außer ſich, wie ſeines Gleichen zu
betrachten — jeder ſchien ihm auf irgend eine
Art wichtiger, bedeutender in der Welt, als
er, zu ſeyn — daher daͤuchten ihm Freund¬
ſchaftsbezeigungen von andern gegen ihn immer
eine Art von Herablaſſung — weil er nun
glaubte, verachtet werden zu koͤnnen, ſo
wurde er wirklich verachtet — und ihm ſchien
oft das ſchon Verachtung, was ein anderer, mit
mehr Selbſtgefuͤhl, nie wuͤrde dafuͤr genommen
haben. — Und ſo ſcheint nun einmal das Ver¬
haͤltniß der Geiſteskraͤfte gegeneinander zu ſeyn;
wo eine Kraft keine entgegengeſetzte Kraft vor
ſich findet, da reißt ſie ein und zerſtoͤrt, wie der
Fluß, wenn der Damm vor ihm weicht. — Das
ſtaͤrkere Selbſtgefuͤhl verſchlingt das ſchwaͤchere
unaufhaltſam in ſich — durch den Spott,
durch die Verachtung, durch die Brand¬
markung des Gegenſtandes zum Laͤcher¬
lichen. — Das Laͤcherlichwerden iſt eine Art
von Vernichtung, und das Laͤcherlichmachen
3r Theil. P
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