Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Sommer ging nun zu Ende -- und ein
anhaltender körperlicher Schmerz fing nun öfter
wieder an, seinen Geist niederzudrücken. Er
hatte von dieser Zeit an unaufhörliches Kopfweh,
welches ein ganzes Jahr anhielt, so daß fast kein
Tag und keine Stunde dazwischen ausfiel, wo
er sich von diesem fortdaurenden Schmerz befreit
gefühlt hätte. --

Der Schneider, bei dem er nun ein Jahr ge¬
wohnt hatte, sagte ihm auch das Logis auf, und
er zog in einer abgelegenen Straße bei einem
Fleischer ins Haus, wo noch einige Schüler,
nebst ein paar gemeinen Soldaten im Quartier
lagen. --

Er mußte sich hier auch mit unten in der
Stube aufhalten, und seine Einrichtung mit dem
Klavier und dem Bücherbrette darunter blieb,
wie vorher -- statt des Bodens aber erhielt er
oben ein kleines Kämmerchen, wo er mit noch
einem Chorschüler schlief, und im Sommer,
wenn es warm war, jeder für sich allein seyn
konnte.

Der Umgang mit seinem Wirth dem Flei¬
scher, mit den beiden Soldaten, die dort im

Der Sommer ging nun zu Ende — und ein
anhaltender koͤrperlicher Schmerz fing nun oͤfter
wieder an, ſeinen Geiſt niederzudruͤcken. Er
hatte von dieſer Zeit an unaufhoͤrliches Kopfweh,
welches ein ganzes Jahr anhielt, ſo daß faſt kein
Tag und keine Stunde dazwiſchen ausfiel, wo
er ſich von dieſem fortdaurenden Schmerz befreit
gefuͤhlt haͤtte. —

Der Schneider, bei dem er nun ein Jahr ge¬
wohnt hatte, ſagte ihm auch das Logis auf, und
er zog in einer abgelegenen Straße bei einem
Fleiſcher ins Haus, wo noch einige Schuͤler,
nebſt ein paar gemeinen Soldaten im Quartier
lagen. —

Er mußte ſich hier auch mit unten in der
Stube aufhalten, und ſeine Einrichtung mit dem
Klavier und dem Buͤcherbrette darunter blieb,
wie vorher — ſtatt des Bodens aber erhielt er
oben ein kleines Kaͤmmerchen, wo er mit noch
einem Chorſchuͤler ſchlief, und im Sommer,
wenn es warm war, jeder fuͤr ſich allein ſeyn
konnte.

Der Umgang mit ſeinem Wirth dem Flei¬
ſcher, mit den beiden Soldaten, die dort im

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0044" n="34"/>
      <p>Der Sommer ging nun zu Ende &#x2014; und ein<lb/>
anhaltender ko&#x0364;rperlicher Schmerz fing nun o&#x0364;fter<lb/>
wieder an, &#x017F;einen Gei&#x017F;t niederzudru&#x0364;cken. Er<lb/>
hatte von die&#x017F;er Zeit an unaufho&#x0364;rliches Kopfweh,<lb/>
welches ein ganzes Jahr anhielt, &#x017F;o daß fa&#x017F;t kein<lb/>
Tag und keine Stunde dazwi&#x017F;chen ausfiel, wo<lb/>
er &#x017F;ich von die&#x017F;em fortdaurenden Schmerz befreit<lb/>
gefu&#x0364;hlt ha&#x0364;tte. &#x2014;</p><lb/>
      <p>Der Schneider, bei dem er nun ein Jahr ge¬<lb/>
wohnt hatte, &#x017F;agte ihm auch das Logis auf, und<lb/>
er zog in einer abgelegenen Straße bei einem<lb/>
Flei&#x017F;cher ins Haus, wo noch einige Schu&#x0364;ler,<lb/>
neb&#x017F;t ein paar gemeinen Soldaten im Quartier<lb/>
lagen. &#x2014;</p><lb/>
      <p>Er mußte &#x017F;ich hier auch mit unten in der<lb/>
Stube aufhalten, und &#x017F;eine Einrichtung mit dem<lb/>
Klavier und dem Bu&#x0364;cherbrette darunter blieb,<lb/>
wie vorher &#x2014; &#x017F;tatt des Bodens aber erhielt er<lb/>
oben ein kleines Ka&#x0364;mmerchen, wo er mit noch<lb/>
einem Chor&#x017F;chu&#x0364;ler &#x017F;chlief, und im Sommer,<lb/>
wenn es warm war, jeder fu&#x0364;r &#x017F;ich allein &#x017F;eyn<lb/>
konnte.</p><lb/>
      <p>Der Umgang mit &#x017F;einem Wirth dem Flei¬<lb/>
&#x017F;cher, mit den beiden Soldaten, die dort im<lb/></p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0044] Der Sommer ging nun zu Ende — und ein anhaltender koͤrperlicher Schmerz fing nun oͤfter wieder an, ſeinen Geiſt niederzudruͤcken. Er hatte von dieſer Zeit an unaufhoͤrliches Kopfweh, welches ein ganzes Jahr anhielt, ſo daß faſt kein Tag und keine Stunde dazwiſchen ausfiel, wo er ſich von dieſem fortdaurenden Schmerz befreit gefuͤhlt haͤtte. — Der Schneider, bei dem er nun ein Jahr ge¬ wohnt hatte, ſagte ihm auch das Logis auf, und er zog in einer abgelegenen Straße bei einem Fleiſcher ins Haus, wo noch einige Schuͤler, nebſt ein paar gemeinen Soldaten im Quartier lagen. — Er mußte ſich hier auch mit unten in der Stube aufhalten, und ſeine Einrichtung mit dem Klavier und dem Buͤcherbrette darunter blieb, wie vorher — ſtatt des Bodens aber erhielt er oben ein kleines Kaͤmmerchen, wo er mit noch einem Chorſchuͤler ſchlief, und im Sommer, wenn es warm war, jeder fuͤr ſich allein ſeyn konnte. Der Umgang mit ſeinem Wirth dem Flei¬ ſcher, mit den beiden Soldaten, die dort im

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/44
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/44>, abgerufen am 09.11.2024.