Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.gibt, auf der Welt mehr umher geht, oder Wenn er von dieser Zeit an ein Thier schlach¬ gibt, auf der Welt mehr umher geht, oder Wenn er von dieſer Zeit an ein Thier ſchlach¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0052" n="42"/> gibt, auf der Welt mehr umher geht, oder<lb/> nicht! — Denn er konnte ſich nicht enthalten,<lb/> ſich immer an den Platz der zerſtuͤckten und in<lb/> Stuͤcken auf das Rad gewundenen hingerichteten<lb/> Miſſethaͤter zu ſtellen — und dachte dabei, was<lb/> ſchon Salomo gedacht hat: <hi rendition="#fr">Der Menſch iſt<lb/> wie das Vieh</hi>; <hi rendition="#fr">wie das Vieh ſtirbt</hi>, <hi rendition="#fr">ſo<lb/> ſtirbt er auch</hi>. —</p><lb/> <p>Wenn er von dieſer Zeit an ein Thier ſchlach¬<lb/> ten ſahe, ſo hielt er ſich immer in Gedanken da¬<lb/> mit zuſammen — und da er es bei dem Schlaͤch¬<lb/> ter auch ſo oft zu ſehen Gelegenheit hatte, ſo<lb/> ging eine ganze Zeitlang ſein bloßes Denken da¬<lb/> hin — den Unterſchied zwiſchen ſich und einem<lb/> ſolchen Thiere, das geſchlachtet wird, auszumit¬<lb/> teln. — Er ſtand oft Stundenlang, und ſah ſo<lb/> ein Kalb, mit Kopf, Augen, Ohren, Mund,<lb/> und Naſe, an; und lehnte ſich, wie er es bei<lb/><hi rendition="#fr">fremden Menſchen</hi> machte, ſo dicht wie moͤg¬<lb/> lich an daſſelbe an, oft mit dem thoͤrichten Wahn,<lb/> ob es ihm nicht vielleicht moͤglich wuͤrde, ſich nach<lb/> und nach in das Weſen eines ſolchen Thieres<lb/> hineinzudenken — es lag ihm alles daran, den<lb/> Unterſchied zwiſchen ſich und dem Thiere zu wiſ¬<lb/></p> </body> </text> </TEI> [42/0052]
gibt, auf der Welt mehr umher geht, oder
nicht! — Denn er konnte ſich nicht enthalten,
ſich immer an den Platz der zerſtuͤckten und in
Stuͤcken auf das Rad gewundenen hingerichteten
Miſſethaͤter zu ſtellen — und dachte dabei, was
ſchon Salomo gedacht hat: Der Menſch iſt
wie das Vieh; wie das Vieh ſtirbt, ſo
ſtirbt er auch. —
Wenn er von dieſer Zeit an ein Thier ſchlach¬
ten ſahe, ſo hielt er ſich immer in Gedanken da¬
mit zuſammen — und da er es bei dem Schlaͤch¬
ter auch ſo oft zu ſehen Gelegenheit hatte, ſo
ging eine ganze Zeitlang ſein bloßes Denken da¬
hin — den Unterſchied zwiſchen ſich und einem
ſolchen Thiere, das geſchlachtet wird, auszumit¬
teln. — Er ſtand oft Stundenlang, und ſah ſo
ein Kalb, mit Kopf, Augen, Ohren, Mund,
und Naſe, an; und lehnte ſich, wie er es bei
fremden Menſchen machte, ſo dicht wie moͤg¬
lich an daſſelbe an, oft mit dem thoͤrichten Wahn,
ob es ihm nicht vielleicht moͤglich wuͤrde, ſich nach
und nach in das Weſen eines ſolchen Thieres
hineinzudenken — es lag ihm alles daran, den
Unterſchied zwiſchen ſich und dem Thiere zu wiſ¬
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