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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.

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sen -- und zuweilen vergaß er sich bei dem an¬
haltenden Betrachten desselben so sehr, daß er
wirklich glaubte, auf einen Augenblick die Art
des Daseyns eines solchen Wesens empfunden
zu haben. -- Kurz, wie ihm seyn würde, wenn
er z. B. ein Hund, der unter Menschen lebt,
oder ein anderes Thier wäre -- das beschäftigte von
Kindheit auf schon oft seine Gedanken. -- Und
da er sich nun den Unterschied zwischen
Körper und Geist
gedacht hatte, so war ihm
nichts wichtiger, als zugleich irgend einen wesent¬
lichen Unterschied zwischen sich und dem Thiere
aufzufinden, weil er sich sonst nicht überreden
konnte, daß das Thier, welches ihm in seinem
Körperbau so ähnlich war, nicht eben so wie er
einen Geist haben sollte. --

Und wo blieb nun der Geist nach der Zerstö¬
rung und Zerstückelung des Körpers? -- Alle
die Gedanken von so viel tausend Menschen, die
vorher durch die Scheidewand des Körpers bei
einem jeden von einander abgesondert waren,
und nur durch die Bewegung einiger Theile die¬
ser Scheidewand einander wieder mitgetheilt
wurden, schienen ihm nach dem Tode der Men¬

ſen — und zuweilen vergaß er ſich bei dem an¬
haltenden Betrachten deſſelben ſo ſehr, daß er
wirklich glaubte, auf einen Augenblick die Art
des Daſeyns eines ſolchen Weſens empfunden
zu haben. — Kurz, wie ihm ſeyn wuͤrde, wenn
er z. B. ein Hund, der unter Menſchen lebt,
oder ein anderes Thier waͤre — das beſchaͤftigte von
Kindheit auf ſchon oft ſeine Gedanken. — Und
da er ſich nun den Unterſchied zwiſchen
Koͤrper und Geiſt
gedacht hatte, ſo war ihm
nichts wichtiger, als zugleich irgend einen weſent¬
lichen Unterſchied zwiſchen ſich und dem Thiere
aufzufinden, weil er ſich ſonſt nicht uͤberreden
konnte, daß das Thier, welches ihm in ſeinem
Koͤrperbau ſo aͤhnlich war, nicht eben ſo wie er
einen Geiſt haben ſollte. —

Und wo blieb nun der Geiſt nach der Zerſtoͤ¬
rung und Zerſtuͤckelung des Koͤrpers? — Alle
die Gedanken von ſo viel tauſend Menſchen, die
vorher durch die Scheidewand des Koͤrpers bei
einem jeden von einander abgeſondert waren,
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wurden, ſchienen ihm nach dem Tode der Men¬

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[43/0053] ſen — und zuweilen vergaß er ſich bei dem an¬ haltenden Betrachten deſſelben ſo ſehr, daß er wirklich glaubte, auf einen Augenblick die Art des Daſeyns eines ſolchen Weſens empfunden zu haben. — Kurz, wie ihm ſeyn wuͤrde, wenn er z. B. ein Hund, der unter Menſchen lebt, oder ein anderes Thier waͤre — das beſchaͤftigte von Kindheit auf ſchon oft ſeine Gedanken. — Und da er ſich nun den Unterſchied zwiſchen Koͤrper und Geiſt gedacht hatte, ſo war ihm nichts wichtiger, als zugleich irgend einen weſent¬ lichen Unterſchied zwiſchen ſich und dem Thiere aufzufinden, weil er ſich ſonſt nicht uͤberreden konnte, daß das Thier, welches ihm in ſeinem Koͤrperbau ſo aͤhnlich war, nicht eben ſo wie er einen Geiſt haben ſollte. — Und wo blieb nun der Geiſt nach der Zerſtoͤ¬ rung und Zerſtuͤckelung des Koͤrpers? — Alle die Gedanken von ſo viel tauſend Menſchen, die vorher durch die Scheidewand des Koͤrpers bei einem jeden von einander abgeſondert waren, und nur durch die Bewegung einiger Theile die¬ ſer Scheidewand einander wieder mitgetheilt wurden, ſchienen ihm nach dem Tode der Men¬

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/53>, abgerufen am 09.11.2024.