Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.Das Bedürfniß, seine Gedanken und Em¬ Dieser sollte denn wiederum an ihn schrei¬ Die Uebung war zwar einseitig, denn Phi¬ D 2
Das Beduͤrfniß, ſeine Gedanken und Em¬ Dieſer ſollte denn wiederum an ihn ſchrei¬ Die Uebung war zwar einſeitig, denn Phi¬ D 2
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0061" n="51"/> <p>Das Beduͤrfniß, ſeine Gedanken und Em¬<lb/> pfindungen mitzutheilen, brachte ihn auf den<lb/> Einfall, ſich wieder eine Art von Tagebuch zu<lb/> machen, worin er aber nicht ſowohl ſeine aͤußern<lb/> geringfuͤgigen Begebenheiten, wie ehemals, ſon¬<lb/> dern die innere Geſchichte ſeines Geiſtes auf¬<lb/> zeichnen, und das, was er aufzeichnete, in Form<lb/> eines Briefes an ſeinen Freund richten wollte. —</p><lb/> <p>Dieſer ſollte denn wiederum an ihn <choice><sic>ſchrei¬<lb/> beu</sic><corr>ſchrei¬<lb/> ben</corr></choice>, und diß ſollte fuͤr beide eine wechſelſeitige<lb/> Uebung im Stil werden. — Dieſe Uebung bil¬<lb/> dete Anton Reiſern zuerſt zum Schriftſteller; er<lb/> fing an, ein unbeſchreibliches Vergnuͤgen daran<lb/> zu empfinden, Gedanken, die er fuͤr ſich gedacht<lb/> hatte, nun in anpaſſende Worte einzukleiden, um<lb/> ſie ſeinem Freunde mittheilen zu koͤnnen — ſo<lb/> entſtanden ihm unter den Haͤnden eine Anzahl<lb/> kleiner Aufſaͤtze, deren er ſich zum Theil auch in<lb/> reifern Jahren nicht haͤtte ſchaͤmen duͤrfen. —</p><lb/> <p>Die Uebung war zwar einſeitig, denn Phi¬<lb/> lipp Reiſer blieb mit ſeinen Aufſaͤtzen zuruͤck —<lb/> aber Anton Reiſer hatte doch nun jemanden,<lb/> dem er Gefuͤhl und Geſchmack zutrauete, deſſen<lb/> Beifall oder Tadel ihm nicht gleichguͤltig war,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 2<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [51/0061]
Das Beduͤrfniß, ſeine Gedanken und Em¬
pfindungen mitzutheilen, brachte ihn auf den
Einfall, ſich wieder eine Art von Tagebuch zu
machen, worin er aber nicht ſowohl ſeine aͤußern
geringfuͤgigen Begebenheiten, wie ehemals, ſon¬
dern die innere Geſchichte ſeines Geiſtes auf¬
zeichnen, und das, was er aufzeichnete, in Form
eines Briefes an ſeinen Freund richten wollte. —
Dieſer ſollte denn wiederum an ihn ſchrei¬
ben, und diß ſollte fuͤr beide eine wechſelſeitige
Uebung im Stil werden. — Dieſe Uebung bil¬
dete Anton Reiſern zuerſt zum Schriftſteller; er
fing an, ein unbeſchreibliches Vergnuͤgen daran
zu empfinden, Gedanken, die er fuͤr ſich gedacht
hatte, nun in anpaſſende Worte einzukleiden, um
ſie ſeinem Freunde mittheilen zu koͤnnen — ſo
entſtanden ihm unter den Haͤnden eine Anzahl
kleiner Aufſaͤtze, deren er ſich zum Theil auch in
reifern Jahren nicht haͤtte ſchaͤmen duͤrfen. —
Die Uebung war zwar einſeitig, denn Phi¬
lipp Reiſer blieb mit ſeinen Aufſaͤtzen zuruͤck —
aber Anton Reiſer hatte doch nun jemanden,
dem er Gefuͤhl und Geſchmack zutrauete, deſſen
Beifall oder Tadel ihm nicht gleichguͤltig war,
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