Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.nicht lange, so arbeitete sein Geist unter allen sei¬ Die Monologen des Hamlet hefteten sein Au¬ Daher wurden seine Klagen edler als vorher nicht lange, ſo arbeitete ſein Geiſt unter allen ſei¬ Die Monologen des Hamlet hefteten ſein Au¬ Daher wurden ſeine Klagen edler als vorher <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0060" n="50"/> nicht lange, ſo arbeitete ſein Geiſt unter allen ſei¬<lb/> nen aͤußern druͤckenden Verhaͤltniſſen, unter allem<lb/> Spott und Verachtung, worunter er vorher er¬<lb/> lag, empor — wie der Verfolg dieſer Geſchichte<lb/> zeigen wird. —</p><lb/> <p>Die Monologen des Hamlet hefteten ſein Au¬<lb/> genmerk zuerſt auf das <hi rendition="#fr">Ganze</hi> des menſchlichen<lb/> Lebens — er dachte ſich nicht mehr allein, wenu<lb/> er ſich gequaͤlt, gedruͤckt, und eingeengt fuͤhlte;<lb/> er fing an, diß als das allgemeine Looß der<lb/> Menſchheit zu betrachten. —</p><lb/> <p>Daher wurden ſeine Klagen edler als vorher<lb/> — die Lektuͤre von Youngs Nachtgedanken hat¬<lb/> te diß zwar auch ſchon gewiſſermaſſermaſſen be¬<lb/> wirkt, aber durch den Shakeſpear wurden auch<lb/> Youngs Nachtgedanken verdraͤngt — der Sha¬<lb/> keſpear knuͤpfte zwiſchen Philipp Reiſern und<lb/> Anton Reiſern das loſe Band der Freundſchaft<lb/> feſter. — Anton Reiſer bedurfte jemanden, an<lb/> den er alle ſeine Gedanken und Empfindungen<lb/> richten konnte, und auf wen ſollte wohl eher<lb/> ſeine Wahl gefallen ſeyn, als auf denjenigen, der<lb/> einmal ſeinen angebeteten Shakeſpear mit durch¬<lb/> empfunden hatte! —</p><lb/> </body> </text> </TEI> [50/0060]
nicht lange, ſo arbeitete ſein Geiſt unter allen ſei¬
nen aͤußern druͤckenden Verhaͤltniſſen, unter allem
Spott und Verachtung, worunter er vorher er¬
lag, empor — wie der Verfolg dieſer Geſchichte
zeigen wird. —
Die Monologen des Hamlet hefteten ſein Au¬
genmerk zuerſt auf das Ganze des menſchlichen
Lebens — er dachte ſich nicht mehr allein, wenu
er ſich gequaͤlt, gedruͤckt, und eingeengt fuͤhlte;
er fing an, diß als das allgemeine Looß der
Menſchheit zu betrachten. —
Daher wurden ſeine Klagen edler als vorher
— die Lektuͤre von Youngs Nachtgedanken hat¬
te diß zwar auch ſchon gewiſſermaſſermaſſen be¬
wirkt, aber durch den Shakeſpear wurden auch
Youngs Nachtgedanken verdraͤngt — der Sha¬
keſpear knuͤpfte zwiſchen Philipp Reiſern und
Anton Reiſern das loſe Band der Freundſchaft
feſter. — Anton Reiſer bedurfte jemanden, an
den er alle ſeine Gedanken und Empfindungen
richten konnte, und auf wen ſollte wohl eher
ſeine Wahl gefallen ſeyn, als auf denjenigen, der
einmal ſeinen angebeteten Shakeſpear mit durch¬
empfunden hatte! —
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |