Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.Ein sanfter Schlaf verscheucht rund um ihn her die Sorgen, Bis ihn Aurora weckt zu einem Tag voll Lust. Er sahe diesen Tag -- und tausend frohen Tagen Sah er entgegen noch voll starker Zuversicht-- Nicht bange Ahndungen, die seinen Tod ihn sagen, Beklemmen seine Brust, die nur von Freu¬ den spricht -- Am heitern Himmel glänzt die unumwölkte Sonne, Dem Jüngling freundlich zu und winkt ihn auf die Flur -- Da strahlte um ihm her in hoher stiller Wonne Und ernst in ihrer Pracht die feiernde Natur, Doch welch ein Schatten bebt dort durch den
goldnen Schimmer? -- Und immer näher bebt's? -- o Jüngling, zieh zurück F 2
Ein ſanfter Schlaf verſcheucht rund um ihn her die Sorgen, Bis ihn Aurora weckt zu einem Tag voll Luſt. Er ſahe dieſen Tag — und tauſend frohen Tagen Sah er entgegen noch voll ſtarker Zuverſicht— Nicht bange Ahndungen, die ſeinen Tod ihn ſagen, Beklemmen ſeine Bruſt, die nur von Freu¬ den ſpricht — Am heitern Himmel glaͤnzt die unumwoͤlkte Sonne, Dem Juͤngling freundlich zu und winkt ihn auf die Flur — Da ſtrahlte um ihm her in hoher ſtiller Wonne Und ernſt in ihrer Pracht die feiernde Natur, Doch welch ein Schatten bebt dort durch den
goldnen Schimmer? — Und immer naͤher bebt's? — o Juͤngling, zieh zuruͤck F 2
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Ein ſanfter Schlaf verſcheucht rund um ihn
her die Sorgen,
Bis ihn Aurora weckt zu einem Tag voll Luſt.
Er ſahe dieſen Tag — und tauſend frohen
Tagen
Sah er entgegen noch voll ſtarker Zuverſicht—
Nicht bange Ahndungen, die ſeinen Tod ihn
ſagen,
Beklemmen ſeine Bruſt, die nur von Freu¬
den ſpricht —
Am heitern Himmel glaͤnzt die unumwoͤlkte
Sonne,
Dem Juͤngling freundlich zu und winkt ihn auf
die Flur —
Da ſtrahlte um ihm her in hoher ſtiller
Wonne
Und ernſt in ihrer Pracht die feiernde Natur,
Doch welch ein Schatten bebt dort durch den
goldnen Schimmer? —
Und immer naͤher bebt's? — o Juͤngling,
zieh zuruͤck
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