Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

Bauer lieferte, war eine prosaische Nachah¬
mung von dem Beatus ille des Horaz. Und der
erste Aufsatz von Reiser, war sein steifes Ge¬
dicht über die Welt, das er schon in Hannover
auf der Schule gemacht hatte.

Da nun aber für diese Aufsätze weiter kein
Honorar erfolgte, und der Plan des Studenten
R... durch eine Wochenschrift, die er mit
Reisern herausgeben wollte, ein Ansehnliches
zu gewinnen, auf die Weise ins Stecken gerieth,
so hatte auch Reiser weiter kein Interesse mehr
für ihn; welches ihm nicht zu verdenken war,
da Reiser wegen seiner Melancholie, die vor¬
züglich bei ihm aus dem Mangel an Wäsche,
und nun auch wieder von dem schlechten Zustan¬
de seiner Schuhe entstand, nur ein trauriger
Gesellschafter seyn konnte.

Der Student R... suchte also Reisern nach
Verlauf von acht Tagen, die er bei ihm ge¬
wohnt hatte, schon wieder in einem andern Lo¬
gis unterzubringen. -- Dieß war auf der
Kirschlache, in der Wohnung eines Brauers,
wo noch ein Student logirte, und der Sohn im
Hause ebenfalls die Schule besuchte.

Bauer lieferte, war eine proſaiſche Nachah¬
mung von dem Beatus ille des Horaz. Und der
erſte Aufſatz von Reiſer, war ſein ſteifes Ge¬
dicht uͤber die Welt, das er ſchon in Hannover
auf der Schule gemacht hatte.

Da nun aber fuͤr dieſe Aufſaͤtze weiter kein
Honorar erfolgte, und der Plan des Studenten
R... durch eine Wochenſchrift, die er mit
Reiſern herausgeben wollte, ein Anſehnliches
zu gewinnen, auf die Weiſe ins Stecken gerieth,
ſo hatte auch Reiſer weiter kein Intereſſe mehr
fuͤr ihn; welches ihm nicht zu verdenken war,
da Reiſer wegen ſeiner Melancholie, die vor¬
zuͤglich bei ihm aus dem Mangel an Waͤſche,
und nun auch wieder von dem ſchlechten Zuſtan¬
de ſeiner Schuhe entſtand, nur ein trauriger
Geſellſchafter ſeyn konnte.

Der Student R... ſuchte alſo Reiſern nach
Verlauf von acht Tagen, die er bei ihm ge¬
wohnt hatte, ſchon wieder in einem andern Lo¬
gis unterzubringen. — Dieß war auf der
Kirſchlache, in der Wohnung eines Brauers,
wo noch ein Student logirte, und der Sohn im
Hauſe ebenfalls die Schule beſuchte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0125" n="111"/>
Bauer lieferte, war eine pro&#x017F;ai&#x017F;che Nachah¬<lb/>
mung von dem <hi rendition="#aq">Beatus ille</hi> des Horaz. Und der<lb/>
er&#x017F;te Auf&#x017F;atz von Rei&#x017F;er, war &#x017F;ein &#x017F;teifes Ge¬<lb/>
dicht u&#x0364;ber die Welt, das er &#x017F;chon in Hannover<lb/>
auf der Schule gemacht hatte.</p><lb/>
      <p>Da nun aber fu&#x0364;r die&#x017F;e Auf&#x017F;a&#x0364;tze weiter kein<lb/>
Honorar erfolgte, und der Plan des Studenten<lb/>
R... durch eine Wochen&#x017F;chrift, die er mit<lb/>
Rei&#x017F;ern herausgeben wollte, ein An&#x017F;ehnliches<lb/>
zu gewinnen, auf die Wei&#x017F;e ins Stecken gerieth,<lb/>
&#x017F;o hatte auch Rei&#x017F;er weiter kein Intere&#x017F;&#x017F;e mehr<lb/>
fu&#x0364;r ihn; welches ihm nicht zu verdenken war,<lb/>
da Rei&#x017F;er wegen &#x017F;einer Melancholie, die vor¬<lb/>
zu&#x0364;glich bei ihm aus dem Mangel an Wa&#x0364;&#x017F;che,<lb/>
und nun auch wieder von dem &#x017F;chlechten Zu&#x017F;tan¬<lb/>
de &#x017F;einer Schuhe ent&#x017F;tand, nur ein trauriger<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chafter &#x017F;eyn konnte.</p><lb/>
      <p>Der Student R... &#x017F;uchte al&#x017F;o Rei&#x017F;ern nach<lb/>
Verlauf von acht Tagen, die er bei ihm ge¬<lb/>
wohnt hatte, &#x017F;chon wieder in einem andern Lo¬<lb/>
gis unterzubringen. &#x2014; Dieß war auf der<lb/>
Kir&#x017F;chlache, in der Wohnung eines Brauers,<lb/>
wo noch ein Student logirte, und der Sohn im<lb/>
Hau&#x017F;e ebenfalls die Schule be&#x017F;uchte.</p><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0125] Bauer lieferte, war eine proſaiſche Nachah¬ mung von dem Beatus ille des Horaz. Und der erſte Aufſatz von Reiſer, war ſein ſteifes Ge¬ dicht uͤber die Welt, das er ſchon in Hannover auf der Schule gemacht hatte. Da nun aber fuͤr dieſe Aufſaͤtze weiter kein Honorar erfolgte, und der Plan des Studenten R... durch eine Wochenſchrift, die er mit Reiſern herausgeben wollte, ein Anſehnliches zu gewinnen, auf die Weiſe ins Stecken gerieth, ſo hatte auch Reiſer weiter kein Intereſſe mehr fuͤr ihn; welches ihm nicht zu verdenken war, da Reiſer wegen ſeiner Melancholie, die vor¬ zuͤglich bei ihm aus dem Mangel an Waͤſche, und nun auch wieder von dem ſchlechten Zuſtan¬ de ſeiner Schuhe entſtand, nur ein trauriger Geſellſchafter ſeyn konnte. Der Student R... ſuchte alſo Reiſern nach Verlauf von acht Tagen, die er bei ihm ge¬ wohnt hatte, ſchon wieder in einem andern Lo¬ gis unterzubringen. — Dieß war auf der Kirſchlache, in der Wohnung eines Brauers, wo noch ein Student logirte, und der Sohn im Hauſe ebenfalls die Schule beſuchte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/125
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/125>, abgerufen am 24.11.2024.