Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.tige Moment beschränkte sein Daseyn nicht -- Und dies waren die glücklichsten Momente Das Einzelne, Abgerissene und Zerstückte in Und dieß entstand so oft, als unter dem Dieser Zustand ließ ihn immer die Ankunft tige Moment beſchraͤnkte ſein Daſeyn nicht — Und dies waren die gluͤcklichſten Momente Das Einzelne, Abgeriſſene und Zerſtuͤckte in Und dieß entſtand ſo oft, als unter dem Dieſer Zuſtand ließ ihn immer die Ankunft <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0128" n="114"/> tige Moment beſchraͤnkte ſein Daſeyn nicht —<lb/> ſondern er faßte alles das wieder mit, was<lb/> ſchon entſchwunden war.</p><lb/> <p>Und dies waren die gluͤcklichſten Momente<lb/> ſeines Lebens, wo ſein eigenes Daſeyn erſt an¬<lb/> fing ihn zu intereſſiren, weil er es in einem ge¬<lb/> wiſſen Zuſammenhange, und nicht einzeln und<lb/> zerſtuͤckt betrachtete.</p><lb/> <p>Das Einzelne, Abgeriſſene und Zerſtuͤckte in<lb/> ſeinem Daſeyn, war es immer, was ihm Ver¬<lb/> druß und Ekel erweckte.</p><lb/> <p>Und dieß entſtand ſo oft, als unter dem<lb/> Druck der Umſtaͤnde ſeine Gedanken ſich nicht<lb/> uͤber den gegenwaͤrtigen Moment erheben konn¬<lb/> ten. — Dann war alles ſo unbedeutend, ſo leer<lb/> und trocken, und nicht der Muͤhe des Denkens<lb/> werth. —</p><lb/> <p>Dieſer Zuſtand ließ ihn immer die Ankunft<lb/> der Nacht, einen tiefen Schlummer, ein gaͤnz¬<lb/> liches Vergeſſen ſeiner Selbſt wuͤnſchen — ihm<lb/> kroch die Zeit mit Schneckenſchritten, fort —<lb/> und er konnte ſich nie erklaͤren, warum er in<lb/> dieſem Augenblicke lebte.</p><lb/> </body> </text> </TEI> [114/0128]
tige Moment beſchraͤnkte ſein Daſeyn nicht —
ſondern er faßte alles das wieder mit, was
ſchon entſchwunden war.
Und dies waren die gluͤcklichſten Momente
ſeines Lebens, wo ſein eigenes Daſeyn erſt an¬
fing ihn zu intereſſiren, weil er es in einem ge¬
wiſſen Zuſammenhange, und nicht einzeln und
zerſtuͤckt betrachtete.
Das Einzelne, Abgeriſſene und Zerſtuͤckte in
ſeinem Daſeyn, war es immer, was ihm Ver¬
druß und Ekel erweckte.
Und dieß entſtand ſo oft, als unter dem
Druck der Umſtaͤnde ſeine Gedanken ſich nicht
uͤber den gegenwaͤrtigen Moment erheben konn¬
ten. — Dann war alles ſo unbedeutend, ſo leer
und trocken, und nicht der Muͤhe des Denkens
werth. —
Dieſer Zuſtand ließ ihn immer die Ankunft
der Nacht, einen tiefen Schlummer, ein gaͤnz¬
liches Vergeſſen ſeiner Selbſt wuͤnſchen — ihm
kroch die Zeit mit Schneckenſchritten, fort —
und er konnte ſich nie erklaͤren, warum er in
dieſem Augenblicke lebte.
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