Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.Und sanften lindernden Trost in deine Seele Und ſanften lindernden Troſt in deine Seele <TEI> <text> <body> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0140" n="126"/> <l>Und ſanften lindernden Troſt in deine Seele<lb/><hi rendition="#et">hinweinen!</hi></l><lb/> <l>Sanftlaͤchelnd geht die Sonn' am Fruͤhlings¬<lb/><hi rendition="#et">abend dir unter,</hi></l><lb/> <l>Noch roͤthet ihr letzter Strahl mitleidig dein<lb/><hi rendition="#et">einſames Fenſter,</hi></l><lb/> <l>Du legſt dich hin auf dein Lager, und traͤumſt<lb/><hi rendition="#et">von kuͤnftigen Tagen,</hi></l><lb/> <l>Voll glaͤnzender Ausſichten, ſchwimmſt in<lb/><hi rendition="#et">Wonnegefuͤhlen, verlierſt dich</hi></l><lb/> <l>In Labyrinthen von Freuden, erwachſt vom<lb/><hi rendition="#et">gluͤcklichen Schlummer,</hi></l><lb/> <l>Und ſieheſt — ach, deiner traurigen Zelle oͤde<lb/><hi rendition="#et">vier Waͤnd', und</hi></l><lb/> <l>Kein Strahl von Hoffnung laͤchelt hinein —<lb/><hi rendition="#et">o ſaͤuſelt Zephire</hi></l><lb/> <l>Um dieſes Juͤnglings Haus, liebkoſet und<lb/><hi rendition="#et">trocknet mitleidig</hi></l><lb/> <l>Vom Aug' die Zaͤhr' ihm! Bluͤhet ihr Blu¬<lb/><hi rendition="#et">men, in ſeinem Garten,</hi></l><lb/> <l>Und um ſeine Fenſter erſchalle, dein troͤſten¬<lb/><hi rendition="#et">des Lied, Philomele!</hi></l><lb/> <l>Bis der Allliebende einſt, von des Lebens<lb/><hi rendition="#et">quaͤlenden Banden</hi></l><lb/> <l>Die leidende Seele befreit, dann wirſt du voll<lb/><hi rendition="#et">zaͤrtlicher Wehmuth,</hi></l><lb/> </lg> </lg> </body> </text> </TEI> [126/0140]
Und ſanften lindernden Troſt in deine Seele
hinweinen!
Sanftlaͤchelnd geht die Sonn' am Fruͤhlings¬
abend dir unter,
Noch roͤthet ihr letzter Strahl mitleidig dein
einſames Fenſter,
Du legſt dich hin auf dein Lager, und traͤumſt
von kuͤnftigen Tagen,
Voll glaͤnzender Ausſichten, ſchwimmſt in
Wonnegefuͤhlen, verlierſt dich
In Labyrinthen von Freuden, erwachſt vom
gluͤcklichen Schlummer,
Und ſieheſt — ach, deiner traurigen Zelle oͤde
vier Waͤnd', und
Kein Strahl von Hoffnung laͤchelt hinein —
o ſaͤuſelt Zephire
Um dieſes Juͤnglings Haus, liebkoſet und
trocknet mitleidig
Vom Aug' die Zaͤhr' ihm! Bluͤhet ihr Blu¬
men, in ſeinem Garten,
Und um ſeine Fenſter erſchalle, dein troͤſten¬
des Lied, Philomele!
Bis der Allliebende einſt, von des Lebens
quaͤlenden Banden
Die leidende Seele befreit, dann wirſt du voll
zaͤrtlicher Wehmuth,
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