Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.gen, mit reitzenden Aussichten auf Ruhm und Oft, wenn er auf eine Anhöhe kam, stand Auf die Weise legte er den Weg von Erfurt In Erfurt hatte man ihm schon gesagt, daß gen, mit reitzenden Ausſichten auf Ruhm und Oft, wenn er auf eine Anhoͤhe kam, ſtand Auf die Weiſe legte er den Weg von Erfurt In Erfurt hatte man ihm ſchon geſagt, daß <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0211" n="197"/> gen, mit reitzenden Ausſichten auf Ruhm und<lb/> Beifall ſeine Straße fort.</p><lb/> <p>Oft, wenn er auf eine Anhoͤhe kam, ſtand<lb/> er ein wenig ſtill, und uͤberſah die beſchneiten<lb/> Fluren, indem ihm auf einen Augenblick ein<lb/> ſonderbarer Gedanke durch die Seele ſchoß, als<lb/> ob er ſich wie einen Fremden hier wandeln, und<lb/> ſein Schickſal wie in einer dunkeln Ferne ſaͤhe —<lb/> Dieſe Taͤuſchung verſchwand aber eben ſo bald,<lb/> wie ſie entſtand; und er dachte dann wieder im<lb/> Gehen vor ſich, wie Leipzig ausſehen, in was<lb/> fuͤr Rollen er auftreten wuͤrde u. ſ. w.</p><lb/> <p>Auf die Weiſe legte er den Weg von Erfurt<lb/> nach Leipzig ſehr vergnuͤgt zuruͤck; im Gehen<lb/> aber ſprach er haͤufig den Namen N. . . aus,<lb/> den er wirklich liebte, und weinte heftig dabei<lb/> bis ihm das komiſche gute <hi rendition="#fr">Nacht</hi> einfiel, wel¬<lb/> ches er gar nicht in den Zuſammenhang dieſer<lb/> ruͤhrenden Erinnerung mit zu bringen wußte.</p><lb/> <p>In Erfurt hatte man ihm ſchon geſagt, daß<lb/> er in Leipzig in dem Gaſthofe <hi rendition="#fr">zum goldenen<lb/> Herzen</hi> einkehren muͤſſe, wo die Schauſpieler<lb/> immer logierten, und gleichſam dort ihre Nie¬<lb/> derlage haͤtten.</p><lb/> </body> </text> </TEI> [197/0211]
gen, mit reitzenden Ausſichten auf Ruhm und
Beifall ſeine Straße fort.
Oft, wenn er auf eine Anhoͤhe kam, ſtand
er ein wenig ſtill, und uͤberſah die beſchneiten
Fluren, indem ihm auf einen Augenblick ein
ſonderbarer Gedanke durch die Seele ſchoß, als
ob er ſich wie einen Fremden hier wandeln, und
ſein Schickſal wie in einer dunkeln Ferne ſaͤhe —
Dieſe Taͤuſchung verſchwand aber eben ſo bald,
wie ſie entſtand; und er dachte dann wieder im
Gehen vor ſich, wie Leipzig ausſehen, in was
fuͤr Rollen er auftreten wuͤrde u. ſ. w.
Auf die Weiſe legte er den Weg von Erfurt
nach Leipzig ſehr vergnuͤgt zuruͤck; im Gehen
aber ſprach er haͤufig den Namen N. . . aus,
den er wirklich liebte, und weinte heftig dabei
bis ihm das komiſche gute Nacht einfiel, wel¬
ches er gar nicht in den Zuſammenhang dieſer
ruͤhrenden Erinnerung mit zu bringen wußte.
In Erfurt hatte man ihm ſchon geſagt, daß
er in Leipzig in dem Gaſthofe zum goldenen
Herzen einkehren muͤſſe, wo die Schauſpieler
immer logierten, und gleichſam dort ihre Nie¬
derlage haͤtten.
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