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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790.

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Als Bauer entwickelte er nach und nach
seine höhern Begriffe, und gab sich gleichsam
zu erkennen; die Bauern horchten ihm aufmerk¬
sam zu, die Sitten verfeinerten sich allmälig,
die Menschen um ihn her wurden gebildet.

Als Soldat fesselte er die Gemüther seiner
Schicksalsgenossen allmälig durch reizende Er¬
zählungen; die rohen Soldaten fingen an, auf
seine Lehren zu horchen: das Gefühl der höhern
Menschheit entwickelte sich bei ihnen; die Wacht¬
stube ward zum Hörsaale der Weisheit.

Indem er also glaubte, daß er gerade auf
das Entgegengesetzte vom Theater sich gefaßt
gemacht habe, war er erst recht in vollkommen
theatralische Aussichten und Träume wieder
hineingerathen.

Es lag aber für ihn eine unbeschreibliche
Süßigkeit in dem Gedanken, wenn er Bauer
oder Soldat werden müßte, weil er in einem
solchen Zustande weit weniger zu scheinen
glaubte, als er wirklich wäre
.

Während er sich mit diesen Gedanken be¬
schäftigte, kam er durch Stadt Worbes, w[o]

Als Bauer entwickelte er nach und nach
ſeine hoͤhern Begriffe, und gab ſich gleichſam
zu erkennen; die Bauern horchten ihm aufmerk¬
ſam zu, die Sitten verfeinerten ſich allmaͤlig,
die Menſchen um ihn her wurden gebildet.

Als Soldat feſſelte er die Gemuͤther ſeiner
Schickſalsgenoſſen allmaͤlig durch reizende Er¬
zaͤhlungen; die rohen Soldaten fingen an, auf
ſeine Lehren zu horchen: das Gefuͤhl der hoͤhern
Menſchheit entwickelte ſich bei ihnen; die Wacht¬
ſtube ward zum Hoͤrſaale der Weisheit.

Indem er alſo glaubte, daß er gerade auf
das Entgegengeſetzte vom Theater ſich gefaßt
gemacht habe, war er erſt recht in vollkommen
theatraliſche Ausſichten und Traͤume wieder
hineingerathen.

Es lag aber fuͤr ihn eine unbeſchreibliche
Suͤßigkeit in dem Gedanken, wenn er Bauer
oder Soldat werden muͤßte, weil er in einem
ſolchen Zuſtande weit weniger zu ſcheinen
glaubte, als er wirklich waͤre
.

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[22/0036] Als Bauer entwickelte er nach und nach ſeine hoͤhern Begriffe, und gab ſich gleichſam zu erkennen; die Bauern horchten ihm aufmerk¬ ſam zu, die Sitten verfeinerten ſich allmaͤlig, die Menſchen um ihn her wurden gebildet. Als Soldat feſſelte er die Gemuͤther ſeiner Schickſalsgenoſſen allmaͤlig durch reizende Er¬ zaͤhlungen; die rohen Soldaten fingen an, auf ſeine Lehren zu horchen: das Gefuͤhl der hoͤhern Menſchheit entwickelte ſich bei ihnen; die Wacht¬ ſtube ward zum Hoͤrſaale der Weisheit. Indem er alſo glaubte, daß er gerade auf das Entgegengeſetzte vom Theater ſich gefaßt gemacht habe, war er erſt recht in vollkommen theatraliſche Ausſichten und Traͤume wieder hineingerathen. Es lag aber fuͤr ihn eine unbeſchreibliche Suͤßigkeit in dem Gedanken, wenn er Bauer oder Soldat werden muͤßte, weil er in einem ſolchen Zuſtande weit weniger zu ſcheinen glaubte, als er wirklich waͤre. Waͤhrend er ſich mit dieſen Gedanken be¬ ſchaͤftigte, kam er durch Stadt Worbes, wo

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 4. Berlin, 1790, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser04_1790/36>, abgerufen am 21.11.2024.