Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.von einem ähnlichen ist der Tisch belegt, auf welchem sein Hut wie in rothem Blute liegt. Er hat die feine aristokratische Hand auf die breite Hutkrämpe gelegt, als wäre er unschlüssig, ob er ihn aufsetzen und in das Parliament gehen solle, oder nicht. Ein verhängnißvoller Zug senkt sich über seine Stirn herab, zieht sich scheu hinter die Augenhöhlen zurück und lächelt dann schwermüthig aus den Mundwinkeln, als gälte es dennoch, ein mildfreundliches Fürstengesicht zu zeigen. Unfern davon sehen wir seine Gemahlin, Ihr fast überzartes Gesicht, im feinsten Silbertone gemalt, mit dem lächelnden Leide um den lieblichen, charakterlosen Mund, müßte es uns, selbst wenn wir ihr Schicksal nicht kennten, dennoch verrathen, daß eine solche empfindsame Blume wohl im Warmgewächshause eines ceremoniell umhegten Hofes gedeihen kann, aber in der stürmischen Luft einer politisch aufgeregten Zeit vergehen muß. Wie lieblich kräuseln sich die Hyacinthenlocken um die milde Stirne und fallen dann lang und schwer zusammen auf die rechte Schulter. Welche niedliche, elegante Gestalt! Welche zierliche Bewegung des schlanken Händchens im Zurückhalten des weißseidenen Gewandes! Wie vornehm sinkt der mildgerundete Arm aus dem mit Spitzen reich garnirten kurzen Bauschärmel hervor. von einem ähnlichen ist der Tisch belegt, auf welchem sein Hut wie in rothem Blute liegt. Er hat die feine aristokratische Hand auf die breite Hutkrämpe gelegt, als wäre er unschlüssig, ob er ihn aufsetzen und in das Parliament gehen solle, oder nicht. Ein verhängnißvoller Zug senkt sich über seine Stirn herab, zieht sich scheu hinter die Augenhöhlen zurück und lächelt dann schwermüthig aus den Mundwinkeln, als gälte es dennoch, ein mildfreundliches Fürstengesicht zu zeigen. Unfern davon sehen wir seine Gemahlin, Ihr fast überzartes Gesicht, im feinsten Silbertone gemalt, mit dem lächelnden Leide um den lieblichen, charakterlosen Mund, müßte es uns, selbst wenn wir ihr Schicksal nicht kennten, dennoch verrathen, daß eine solche empfindsame Blume wohl im Warmgewächshause eines ceremoniell umhegten Hofes gedeihen kann, aber in der stürmischen Luft einer politisch aufgeregten Zeit vergehen muß. Wie lieblich kräuseln sich die Hyacinthenlocken um die milde Stirne und fallen dann lang und schwer zusammen auf die rechte Schulter. Welche niedliche, elegante Gestalt! Welche zierliche Bewegung des schlanken Händchens im Zurückhalten des weißseidenen Gewandes! Wie vornehm sinkt der mildgerundete Arm aus dem mit Spitzen reich garnirten kurzen Bauschärmel hervor. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0117" n="107"/> von einem ähnlichen ist der Tisch belegt, auf welchem sein Hut wie in rothem Blute liegt. Er hat die feine aristokratische Hand auf die breite Hutkrämpe gelegt, als wäre er unschlüssig, ob er ihn aufsetzen und in das Parliament gehen solle, oder nicht. Ein verhängnißvoller Zug senkt sich über seine Stirn herab, zieht sich scheu hinter die Augenhöhlen zurück und lächelt dann schwermüthig aus den Mundwinkeln, als gälte es dennoch, ein mildfreundliches Fürstengesicht zu zeigen. Unfern davon sehen wir seine Gemahlin,<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Henriette Maria von Frankreich.</hi></hi></p> <p>Ihr fast überzartes Gesicht, im feinsten Silbertone gemalt, mit dem lächelnden Leide um den lieblichen, charakterlosen Mund, müßte es uns, selbst wenn wir ihr Schicksal nicht kennten, dennoch verrathen, daß eine solche empfindsame Blume wohl im Warmgewächshause eines ceremoniell umhegten Hofes gedeihen kann, aber in der stürmischen Luft einer politisch aufgeregten Zeit vergehen muß. Wie lieblich kräuseln sich die Hyacinthenlocken um die milde Stirne und fallen dann lang und schwer zusammen auf die rechte Schulter. Welche niedliche, elegante Gestalt! Welche zierliche Bewegung des schlanken Händchens im Zurückhalten des weißseidenen Gewandes! Wie vornehm sinkt der mildgerundete Arm aus dem mit Spitzen reich garnirten kurzen Bauschärmel hervor. </p> </div> </body> </text> </TEI> [107/0117]
von einem ähnlichen ist der Tisch belegt, auf welchem sein Hut wie in rothem Blute liegt. Er hat die feine aristokratische Hand auf die breite Hutkrämpe gelegt, als wäre er unschlüssig, ob er ihn aufsetzen und in das Parliament gehen solle, oder nicht. Ein verhängnißvoller Zug senkt sich über seine Stirn herab, zieht sich scheu hinter die Augenhöhlen zurück und lächelt dann schwermüthig aus den Mundwinkeln, als gälte es dennoch, ein mildfreundliches Fürstengesicht zu zeigen. Unfern davon sehen wir seine Gemahlin,
Henriette Maria von Frankreich.
Ihr fast überzartes Gesicht, im feinsten Silbertone gemalt, mit dem lächelnden Leide um den lieblichen, charakterlosen Mund, müßte es uns, selbst wenn wir ihr Schicksal nicht kennten, dennoch verrathen, daß eine solche empfindsame Blume wohl im Warmgewächshause eines ceremoniell umhegten Hofes gedeihen kann, aber in der stürmischen Luft einer politisch aufgeregten Zeit vergehen muß. Wie lieblich kräuseln sich die Hyacinthenlocken um die milde Stirne und fallen dann lang und schwer zusammen auf die rechte Schulter. Welche niedliche, elegante Gestalt! Welche zierliche Bewegung des schlanken Händchens im Zurückhalten des weißseidenen Gewandes! Wie vornehm sinkt der mildgerundete Arm aus dem mit Spitzen reich garnirten kurzen Bauschärmel hervor.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-03-04T10:41:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-03-04T10:41:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-03-04T10:41:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |