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Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.

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Sein Mitschüler und Freund Adrian van Ostade beredete ihn zur Flucht nach Amsterdam. Dort gewann er den Schenkwirth Heinrich van Soomern zum Freunde, bei welchem es ihm ungemein gefiel. Er malte bei ihm seine besten Wirthshausprügeleien. Mit seinem Ruhme wuchsen Geldverdienst und mit ihm seine Neigung zur Liederlichkeit, und wunderbar vermehrten sich auch zugleich seine Schulden und Gläubiger. Er entfloh ihnen nach Antwerpen, wurde dort als vermeinter Spion in das Gefängniß geworfen, jedoch durch Rubens daraus befreit. Als ihn der edle Meister auf bessere Wege bringen wollte, verließ er ihn und zog zu dem Bäcker Joseph von Craesbeke, mit welchem er malte und doppelt liederlich war, bis er aus Antwerpen polizeilich gemaßregelt wurde. Er ging nach Paris, kam jedoch bald wieder nach Antwerpen, wo es ihm am besten gefallen hatte, zurück, starb aber zwei Tage nachher im Hospitale und ward auf dem Pestkirchhofe begraben. Als Rubens das traurige Schicksal dieses liederlichen Meisters erfuhr, vergoß er Thränen, ließ ihn wieder ausgraben und ehrenvoll in der Karmeliterkirche begraben. In einem solchen wüsten Wirthshausgenie konnte das gemeine Volksleben jener Zeit mit seinen Trunkenbolden, landsknechtspielenden Landsknechten, feilen Dirnen, Schlägereien und Tollheiten sich am treusten abspiegeln. Die Galerie besitzt einige dieser Spiegelbilder:

Sein Mitschüler und Freund Adrian van Ostade beredete ihn zur Flucht nach Amsterdam. Dort gewann er den Schenkwirth Heinrich van Soomern zum Freunde, bei welchem es ihm ungemein gefiel. Er malte bei ihm seine besten Wirthshausprügeleien. Mit seinem Ruhme wuchsen Geldverdienst und mit ihm seine Neigung zur Liederlichkeit, und wunderbar vermehrten sich auch zugleich seine Schulden und Gläubiger. Er entfloh ihnen nach Antwerpen, wurde dort als vermeinter Spion in das Gefängniß geworfen, jedoch durch Rubens daraus befreit. Als ihn der edle Meister auf bessere Wege bringen wollte, verließ er ihn und zog zu dem Bäcker Joseph von Craesbéke, mit welchem er malte und doppelt liederlich war, bis er aus Antwerpen polizeilich gemaßregelt wurde. Er ging nach Paris, kam jedoch bald wieder nach Antwerpen, wo es ihm am besten gefallen hatte, zurück, starb aber zwei Tage nachher im Hospitale und ward auf dem Pestkirchhofe begraben. Als Rubens das traurige Schicksal dieses liederlichen Meisters erfuhr, vergoß er Thränen, ließ ihn wieder ausgraben und ehrenvoll in der Karmeliterkirche begraben. In einem solchen wüsten Wirthshausgenie konnte das gemeine Volksleben jener Zeit mit seinen Trunkenbolden, landsknechtspielenden Landsknechten, feilen Dirnen, Schlägereien und Tollheiten sich am treusten abspiegeln. Die Galerie besitzt einige dieser Spiegelbilder:

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[120/0130] Sein Mitschüler und Freund Adrian van Ostade beredete ihn zur Flucht nach Amsterdam. Dort gewann er den Schenkwirth Heinrich van Soomern zum Freunde, bei welchem es ihm ungemein gefiel. Er malte bei ihm seine besten Wirthshausprügeleien. Mit seinem Ruhme wuchsen Geldverdienst und mit ihm seine Neigung zur Liederlichkeit, und wunderbar vermehrten sich auch zugleich seine Schulden und Gläubiger. Er entfloh ihnen nach Antwerpen, wurde dort als vermeinter Spion in das Gefängniß geworfen, jedoch durch Rubens daraus befreit. Als ihn der edle Meister auf bessere Wege bringen wollte, verließ er ihn und zog zu dem Bäcker Joseph von Craesbéke, mit welchem er malte und doppelt liederlich war, bis er aus Antwerpen polizeilich gemaßregelt wurde. Er ging nach Paris, kam jedoch bald wieder nach Antwerpen, wo es ihm am besten gefallen hatte, zurück, starb aber zwei Tage nachher im Hospitale und ward auf dem Pestkirchhofe begraben. Als Rubens das traurige Schicksal dieses liederlichen Meisters erfuhr, vergoß er Thränen, ließ ihn wieder ausgraben und ehrenvoll in der Karmeliterkirche begraben. In einem solchen wüsten Wirthshausgenie konnte das gemeine Volksleben jener Zeit mit seinen Trunkenbolden, landsknechtspielenden Landsknechten, feilen Dirnen, Schlägereien und Tollheiten sich am treusten abspiegeln. Die Galerie besitzt einige dieser Spiegelbilder:

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Zitationshilfe: Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mosen_galerie_1844/130>, abgerufen am 21.11.2024.