Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.höchstes Meisterwerk ist eine Kuh, welche er in zu natürlicher Stellung für eine Gräfin von Solms gemalt hatte. Er starb mitten in der Fülle seines Ruhms, 29 Jahr alt, in Amsterdam. Die Kenntniß der Gliederung, Wendung und Art der Rinder kann er vielleicht mit anderen Mitstrebenden gemein haben, keiner aber mit ihm die Andacht und Liebe des Genies, mit welchem er das liebe Vieh zu seinem künstlerischen Rechte brachte. Die Galerie besitzt von ihm zwei seiner kleinen vorzüglichsten Gemälde: Auf dem ersteren treibt der Hirte die Heerde über einen morastigen Dorfweg aus, oder er schlendert vielmehr hinterdrein, während der Heerdochse breithüftig und stolz wie ein Dorfschulze voranschreitet und die Seinen zum Ziele führt. Im zweiten Bilde ist das Werk der Sättigung vollbracht, es geht an das Wiederkäuen, vorher reibt sich aber noch ein Stier den juckenden, mastigen Nacken an einem Pfahle, welcher zu diesem Comfort fürsorglich eingeschlagen zu sein scheint. Doch vor Allem sollte das ritterliche Pferd, besonders der Schimmel, seinen genialen Darsteller finden. höchstes Meisterwerk ist eine Kuh, welche er in zu natürlicher Stellung für eine Gräfin von Solms gemalt hatte. Er starb mitten in der Fülle seines Ruhms, 29 Jahr alt, in Amsterdam. Die Kenntniß der Gliederung, Wendung und Art der Rinder kann er vielleicht mit anderen Mitstrebenden gemein haben, keiner aber mit ihm die Andacht und Liebe des Genies, mit welchem er das liebe Vieh zu seinem künstlerischen Rechte brachte. Die Galerie besitzt von ihm zwei seiner kleinen vorzüglichsten Gemälde: Auf dem ersteren treibt der Hirte die Heerde über einen morastigen Dorfweg aus, oder er schlendert vielmehr hinterdrein, während der Heerdochse breithüftig und stolz wie ein Dorfschulze voranschreitet und die Seinen zum Ziele führt. Im zweiten Bilde ist das Werk der Sättigung vollbracht, es geht an das Wiederkäuen, vorher reibt sich aber noch ein Stier den juckenden, mastigen Nacken an einem Pfahle, welcher zu diesem Comfort fürsorglich eingeschlagen zu sein scheint. Doch vor Allem sollte das ritterliche Pferd, besonders der Schimmel, seinen genialen Darsteller finden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0167" n="157"/> höchstes Meisterwerk ist eine Kuh, welche er in zu natürlicher Stellung für eine Gräfin von Solms gemalt hatte. Er starb mitten in der Fülle seines Ruhms, 29 Jahr alt, in Amsterdam.</p> <p>Die Kenntniß der Gliederung, Wendung und Art der Rinder kann er vielleicht mit anderen Mitstrebenden gemein haben, keiner aber mit ihm die Andacht und Liebe des Genies, mit welchem er das liebe Vieh zu seinem künstlerischen Rechte brachte. Die Galerie besitzt von ihm zwei seiner kleinen vorzüglichsten Gemälde:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">den Weg zur Weide</hi><lb/> und<lb/><hi rendition="#g">das Wiederkäuen.</hi></hi></p> <p>Auf dem ersteren treibt der Hirte die Heerde über einen morastigen Dorfweg aus, oder er schlendert vielmehr hinterdrein, während der Heerdochse breithüftig und stolz wie ein Dorfschulze voranschreitet und die Seinen zum Ziele führt.</p> <p>Im zweiten Bilde ist das Werk der Sättigung vollbracht, es geht an das Wiederkäuen, vorher reibt sich aber noch ein Stier den juckenden, mastigen Nacken an einem Pfahle, welcher zu diesem Comfort fürsorglich eingeschlagen zu sein scheint.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Doch vor Allem sollte das ritterliche Pferd, besonders der Schimmel, seinen genialen Darsteller finden. </p> </div> </body> </text> </TEI> [157/0167]
höchstes Meisterwerk ist eine Kuh, welche er in zu natürlicher Stellung für eine Gräfin von Solms gemalt hatte. Er starb mitten in der Fülle seines Ruhms, 29 Jahr alt, in Amsterdam.
Die Kenntniß der Gliederung, Wendung und Art der Rinder kann er vielleicht mit anderen Mitstrebenden gemein haben, keiner aber mit ihm die Andacht und Liebe des Genies, mit welchem er das liebe Vieh zu seinem künstlerischen Rechte brachte. Die Galerie besitzt von ihm zwei seiner kleinen vorzüglichsten Gemälde:
den Weg zur Weide
und
das Wiederkäuen.
Auf dem ersteren treibt der Hirte die Heerde über einen morastigen Dorfweg aus, oder er schlendert vielmehr hinterdrein, während der Heerdochse breithüftig und stolz wie ein Dorfschulze voranschreitet und die Seinen zum Ziele führt.
Im zweiten Bilde ist das Werk der Sättigung vollbracht, es geht an das Wiederkäuen, vorher reibt sich aber noch ein Stier den juckenden, mastigen Nacken an einem Pfahle, welcher zu diesem Comfort fürsorglich eingeschlagen zu sein scheint.
Doch vor Allem sollte das ritterliche Pferd, besonders der Schimmel, seinen genialen Darsteller finden.
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