Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.dem häuslichen Comfort durch denselben ausführlichen Fleiß in der Kunst wiedergegeben werden. Das feinste Gefühl und den unsäglichsten Fleiß in der Darstellung dieses Lebens im Detail hatte Er war 1613 in Leyden geboren und bildete sich seine eigene Manier bei seinem Meister Rembrandt aus. Er lieferte Wunderwerke der Ausführung im Kleinen; er ist der Meister des Behaglichen und Gemüthlichen. Die meisten seiner Bilder sind wie ein kleines Theater, dessen Vorhang aufgezogen oder zurückgeschlagen ist. Eine zierliche, kleine Begebenheit stellt sich auf der Scene dar. So Wir blicken in seine Stube hinein durch ein offenes Bogenfenster. Der Concessionsschein des Schreibemeisters liegt auf der Brüstung, darauf steht das Stundenglas. Er ertheilt seine Lection nach Stunden. Am Fenster steht sein Schreibepult, er davor im Begriffe, die Feder zu schneiden, sorgsam, angestrengt mit allen Verstandeskräften. Wer doch einen solchen Federschneider zur Hand hätte! - Sein zartes Gesicht mit den feinen Fältchen ist ebenso zierlich leserlich wie seine Handschrift. Tiefer im Zimmer sieht man seine kleinen Schüler und Schülerinnen dem häuslichen Comfort durch denselben ausführlichen Fleiß in der Kunst wiedergegeben werden. Das feinste Gefühl und den unsäglichsten Fleiß in der Darstellung dieses Lebens im Detail hatte Er war 1613 in Leyden geboren und bildete sich seine eigene Manier bei seinem Meister Rembrandt aus. Er lieferte Wunderwerke der Ausführung im Kleinen; er ist der Meister des Behaglichen und Gemüthlichen. Die meisten seiner Bilder sind wie ein kleines Theater, dessen Vorhang aufgezogen oder zurückgeschlagen ist. Eine zierliche, kleine Begebenheit stellt sich auf der Scene dar. So Wir blicken in seine Stube hinein durch ein offenes Bogenfenster. Der Concessionsschein des Schreibemeisters liegt auf der Brüstung, darauf steht das Stundenglas. Er ertheilt seine Lection nach Stunden. Am Fenster steht sein Schreibepult, er davor im Begriffe, die Feder zu schneiden, sorgsam, angestrengt mit allen Verstandeskräften. Wer doch einen solchen Federschneider zur Hand hätte! – Sein zartes Gesicht mit den feinen Fältchen ist ebenso zierlich leserlich wie seine Handschrift. Tiefer im Zimmer sieht man seine kleinen Schüler und Schülerinnen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0176" n="166"/> dem häuslichen Comfort durch denselben ausführlichen Fleiß in der Kunst wiedergegeben werden.</p> <p>Das feinste Gefühl und den unsäglichsten Fleiß in der Darstellung dieses Lebens im Detail hatte<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Gerhard Douw.</hi></hi></p> <p>Er war 1613 in Leyden geboren und bildete sich seine eigene Manier bei seinem Meister Rembrandt aus. Er lieferte Wunderwerke der Ausführung im Kleinen; er ist der Meister des Behaglichen und Gemüthlichen.</p> <p>Die meisten seiner Bilder sind wie ein kleines Theater, dessen Vorhang aufgezogen oder zurückgeschlagen ist. Eine zierliche, kleine Begebenheit stellt sich auf der Scene dar. So<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">der Schreibemeister.</hi></hi></p> <p>Wir blicken in seine Stube hinein durch ein offenes Bogenfenster. Der Concessionsschein des Schreibemeisters liegt auf der Brüstung, darauf steht das Stundenglas. Er ertheilt seine Lection nach Stunden. Am Fenster steht sein Schreibepult, er davor im Begriffe, die Feder zu schneiden, sorgsam, angestrengt mit allen Verstandeskräften. Wer doch einen solchen Federschneider zur Hand hätte! – Sein zartes Gesicht mit den feinen Fältchen ist ebenso zierlich leserlich wie seine Handschrift. Tiefer im Zimmer sieht man seine kleinen Schüler und Schülerinnen </p> </div> </body> </text> </TEI> [166/0176]
dem häuslichen Comfort durch denselben ausführlichen Fleiß in der Kunst wiedergegeben werden.
Das feinste Gefühl und den unsäglichsten Fleiß in der Darstellung dieses Lebens im Detail hatte
Gerhard Douw.
Er war 1613 in Leyden geboren und bildete sich seine eigene Manier bei seinem Meister Rembrandt aus. Er lieferte Wunderwerke der Ausführung im Kleinen; er ist der Meister des Behaglichen und Gemüthlichen.
Die meisten seiner Bilder sind wie ein kleines Theater, dessen Vorhang aufgezogen oder zurückgeschlagen ist. Eine zierliche, kleine Begebenheit stellt sich auf der Scene dar. So
der Schreibemeister.
Wir blicken in seine Stube hinein durch ein offenes Bogenfenster. Der Concessionsschein des Schreibemeisters liegt auf der Brüstung, darauf steht das Stundenglas. Er ertheilt seine Lection nach Stunden. Am Fenster steht sein Schreibepult, er davor im Begriffe, die Feder zu schneiden, sorgsam, angestrengt mit allen Verstandeskräften. Wer doch einen solchen Federschneider zur Hand hätte! – Sein zartes Gesicht mit den feinen Fältchen ist ebenso zierlich leserlich wie seine Handschrift. Tiefer im Zimmer sieht man seine kleinen Schüler und Schülerinnen
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