Mosen, Julius: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Dresden, 1844.Michel Angelo Amerighi da Caravaggio, Zwei Gauner betrügen einen unerfahrenen Junker im Kartenspiele. Ihm gegenüber sitzt der falsche Schurke, die Rechte unter dem Tische ist im Begriffe, die Kartenblätter umzutauschen; denn er spielt aus zwei Karten. Er blickt auf den alten Gauner, welcher hinter dem Junker steht und ihm durch Zeichen die Karten desselben verräth. Der junge Falschspieler ist noch nicht ganz frei von der Angst eines Anfängers in der Kunst, "das Glück zu verbessern;" der Alte aber ist bereits sündenhart. Wie sicher steht er hier, in den Mantel der Tugend vermummt, das Barett in die Stirn gedrückt. Er ist auf alle Fälle gefaßt; giebt es Streit, so fliegt sein Degen heraus. Wie spitzbübisch der Telegraph seiner verrätherischen Finger aus dem Mantel heraus vor seinem Hallunkengesichte *) Es befindet sich im Saale vor dem Guidozimmer unter den Bildern der Schule von Bologna, an der fünften Wand.
Michel Angelo Amerighi da Caravaggio, Zwei Gauner betrügen einen unerfahrenen Junker im Kartenspiele. Ihm gegenüber sitzt der falsche Schurke, die Rechte unter dem Tische ist im Begriffe, die Kartenblätter umzutauschen; denn er spielt aus zwei Karten. Er blickt auf den alten Gauner, welcher hinter dem Junker steht und ihm durch Zeichen die Karten desselben verräth. Der junge Falschspieler ist noch nicht ganz frei von der Angst eines Anfängers in der Kunst, „das Glück zu verbessern;“ der Alte aber ist bereits sündenhart. Wie sicher steht er hier, in den Mantel der Tugend vermummt, das Barett in die Stirn gedrückt. Er ist auf alle Fälle gefaßt; giebt es Streit, so fliegt sein Degen heraus. Wie spitzbübisch der Telegraph seiner verrätherischen Finger aus dem Mantel heraus vor seinem Hallunkengesichte *) Es befindet sich im Saale vor dem Guidozimmer unter den Bildern der Schule von Bologna, an der fünften Wand.
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Michel Angelo Amerighi da Caravaggio,
welcher von 1569 bis 1609 lebte, dessen Leben so wild und wüst war, wie seine Kunstrichtung. Er ist großartig und gemein, tragisch mitten im Gelächter der Hölle. Falsches Spiel, falsche Liebe, Verrath und nächtlicher Mord, das ganze moderne Italien hat in ihm seinen Darsteller gefunden. Sein bedeutendstes Bild auf der Galerie ist hier:
Das falsche Spiel *).
Zwei Gauner betrügen einen unerfahrenen Junker im Kartenspiele. Ihm gegenüber sitzt der falsche Schurke, die Rechte unter dem Tische ist im Begriffe, die Kartenblätter umzutauschen; denn er spielt aus zwei Karten. Er blickt auf den alten Gauner, welcher hinter dem Junker steht und ihm durch Zeichen die Karten desselben verräth. Der junge Falschspieler ist noch nicht ganz frei von der Angst eines Anfängers in der Kunst, „das Glück zu verbessern;“ der Alte aber ist bereits sündenhart. Wie sicher steht er hier, in den Mantel der Tugend vermummt, das Barett in die Stirn gedrückt. Er ist auf alle Fälle gefaßt; giebt es Streit, so fliegt sein Degen heraus. Wie spitzbübisch der Telegraph seiner verrätherischen Finger aus dem Mantel heraus vor seinem Hallunkengesichte
*) Es befindet sich im Saale vor dem Guidozimmer unter den Bildern der Schule von Bologna, an der fünften Wand.
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