Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.Daß der weise Seneca nicht unrecht gehabt/ wann er ge- ihme A 2
Daß der weiſe Seneca nicht unrecht gehabt/ wann er ge- ihme A 2
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Daß der weiſe Seneca nicht unrecht gehabt/ wann er ge-
ſchrieben: Quibusdam canibus innatum eſt, ut non pro veritate,
ſed pro conſuetudine latrent, davon hat man an dem Schrifften-
Steller der tumultuirenden Buͤrgere auf der Neu-Stadt Hildes-
heim ein ausbuͤndiges und lebendiges Exempel. Dann nachdeme derſelbe in
zerſchidenen aus Gelegenheit ſchon gemeldeter Tumult-Sache durch den
Druck gemein gemachten unzeitigen Geburten ſeine Wuht gegen des Herrn
Dom-Probſtens zu Hildesheim Biſchoͤffliche Gnaden mit aller nur erſinnli-
chen Grobheit ausgelaſſen/ und er uͤber ſelbiges Chapitre nichts mehr zu bel-
len gefunden/ ſo hat er ſich nun auf eine andere Seite gewendet/ und thut in
der auf dem Titul bemerckten Charteque ohnwiderleglich dar/ daß ſeine Frech-
und Unbeſonnenheit ſo wohl/ als ſeine Ignorantz ohnerſchoͤpfflich ſeyen. Was
nun in dieſer Schmaͤh-Schrifft cauſam principalem und litem quæſtionis
betrifft/ ſo iſt anderwaͤrts bereits/ wiewohlen/ weilen es lauter recocta & jam
alibi depexa waren/ gantz kuͤrtzlich darauf geantwortet worden/ man haͤtte es
auch dabey um ein mehreres koͤnnen bewenden laſſen/ als der gegneriſche Con-
cipiſt gleich in limine ſeiner ſo unnoͤhtig-als gifftigen Digreſſion auf den Ur-
ſprung und die aͤlteſte Hiſtorie der Hohen Dom-Probſtey und des Hochwuͤr-
digen Dom-Capituls zu Hildesheim ſelbſt geſtehen muß/ daß dieſer gantze
Punct ad Petitorium gehoͤre (wiewohlen nicht einmahl der zehende Theil deſ-
ſen/ was er mit Haaren aller Orten herbeygezogen/ auch nur das Petitorium
weder directè noch indirectè angehet) es auch nicht ohne iſt/ was Plautus
ſagt: Bacchæ bacchanti ſi velis obverſarier, ex inſana inſaniorem facies.
Nachdeme es aber/ wie ſchon gemeldet/ dem adverſantiſchen Concipiſten noch
zu wenig geweſen/ des Herrn Dom-Probſtens Biſchoͤffliche Gnaden angegeif-
fert zu haben und er ſich dahero/ ohne daß nur die geringſte vernuͤnfftige Ur-
ſach hierzu vorhanden waͤre/ freventlicher Weiſe an das gantze Hochwuͤrdige
Dom-Capitul des Hoch-Stiffts Hildesheim gemacht und dabey ſeiner unver-
ſchaͤmten/ ungehobelten und moquanten Feder einen ſo ungezaumten Lauff
gelaſſen hat/ daß man es nicht ohne Abſcheuen leſen kan/ ja da dieſer Thraſo
ſich endlich gar an die Herrn Biſchoͤffe zu Hildesheim ſelbſten machet/ und ſie
als Originarios Landſaſſios derer ehmaligen Hertzogen zu Sachſen tractiren
und ihnen weiß nicht was fuͤr Crimina gegen dieſe vermeinte Landes-Herrn
und ſonſt aufbuͤrden/ die Neu-Stadt Hildesheim aber auf eine recht tolle Art
zu einer Frey- oder Reichs-Stadt machen will/ und zwar dieſes alles in der
von ihme/ quaſi re optimè geſtâ, ſelbſt-bekannter Abſicht/ hiedurch denen Dom-
Probſtlichen Anmaſſungen (dann ſo werden gehuldigter Obrigkeiten recht-
maͤſſige Befehle in Republica Tumultuantium titulirt) auch in anderen Faͤl-
len auf einmahl (ſi Diis placet!) dergeſtalt zu begegnen/ damit die arme (oder
vielmehr durch dieſe gottloſe Haͤndel und ihres verfuͤhreriſchen Advocaten
leichtfertige Conſilia erſt verarmende) Neu-Stadt Hildesheim kuͤnfftig bey
dem Genuß ihrer derſelben von dem Schrifften-Steller aus ſonderbahren Gna-
den/ pro ea, quâ pollet, autoritate nulla neuerlich verlihenen) Rechte und
Freyheiten ruhig verbleiben moͤge: ſo erforderen alle dieſe Umſtaͤnde unum-
gaͤnglich/ daß man dem boshafften Gegner naͤher unter die Augen trette und/
ihme
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