Nohtdringliches Memoriale und flehentliche Bitte pro gratiose decernendo ob morae pe- riculum Mandatum poenale de relaxando injuste carceratos, ut intus
Unserer der unschuldig- und widerrechtlich incarcerirter 6. Bürgere der Neustadt Hildes- desheim Godtfried Gründeler, H. W. Foderloh, Peter Melchior Kniep, J. Christian Gründler, J. Christoph Hoffman, J. Jobst Reinecken. Praes. den 14ten May 1729.
Hochwürdigster Bischoff etc. Gnädig- und hochgebietender Herr Dom-Probst etc. etc.
Ew. Hoch-Bischöffl. und Dom-Pröbstl. Gnaden können wir zu End unterzeichnete und aussenbemerckte 6. unschuldige, und gewaltsamer Weise incarcerirte Bürgere in aller Unterthänigkeit klagend vorzustellen nicht umhin, was massen verwichenen Donner- stag sich eine Suite Bürgere rottiret, und zusammen geloffen, und aufs Rahthaus gangen, denen Herren des Rahts vorzustellen, daß sie den so genannten Candidatum Hartung auf die Prediger-Wahl setzen solten, weilen aber der gantze Raht noch nicht versammtet, auch zweye von denen Herren, als Hr. Bürgerme ster Wiehen, und Hr. Segger Heiderman schwerlich kranck und absonderlich der Hr. Segger Krafft-los darnieder lieget, auch die übri- ge Rahts-Glieder, als Hr. Senior Druman, Hr. Haneboht, Hr. Dürre, sich für den Zusammenlauff vorgedachter Suite auctoritatis causa scheueten zu Rahthaus zu gehen, als haben die Bürgere ein Memorial in die Raht-Stuben gegeben, woselbst niemand zuge- gen gewesen als der Hr. Bürgermeister Dörrien, Hr. SeniorBöger, der Hr. Secretarius Bockelman, und Hr. Bartels, und absolute begehret, daß sie den Candidatum Hartung auf die Prediger-Wahl setzen, und solches allein schrifftlich unterschreiben solten: Da nun diese anwesende Rahts-Glieder ein solches ad interim so weit belieben und placidiren müs- sen, so seynd auch nachgehends einige Bürgere von 12. a 15. Mann dem Hrn. Bürger- meister Wiehen ins Haus kommen, und denselben dahin mit Gewalt forciret, daß er de- ren widerrechtliche Begehren einwilligen, und unterschreiben müssen, ferner seynd sie ge- gangen, nach dem Hrn. Segger Heiderman, daß selbiger auf dem Krancken-Bette glei- chermassen solches unterschreiben müssen. Pro 3tio seynd sie gegangen nach des Hr. Ha- nebohts Garten, wohin Hr. Senior Druman- und Hr. Haneboht sich retirirt hatten, und gleicher Gestalt praetendiret, solches zu unterschreiben, welches der Hr. Senior Druman aus Furcht und Zwang dann auch unterschrieben, aber Hr. Haneboht haben sie dahin nicht forciren können. Da nun solches widerrechtliche Procedere wider den in Ao. 1714. errichteten Wahl-Receß hauptsächlich streitet, auch Ein Edler Raht das Jus praesentandi jederzeit gehabt, so haben obangeführte Herren denselbigen Tag die gantze Bürgerschafft forderen lassen, um denen vorzustellen, wie auch würcklich von denen Herren Alter-Leuten in denen dreyen Beuerschafften geschehen,
Ob der Raht das Jus praesentandi behalten, und vor wie nach dem in An. 1714. gemachten Wahl-Receß gemäß solte nachgelebet werden, oder nicht?
Wann nun also einige Bürgere vorgedachten Receß nicht für sich allein brechen, sondern die gantze Bürgerschafft solchen doch nicht ohne Raison, und Einwilligung auch Genehm- halt- und Confirmirung höherer Obrigkeit cassiren und aufheben können, auch die mehre- sten Bürgere, welche wir alle durch eigenhändige Unterschrifft, wann wir aus diesem un- schuldigen Arrest los seynd, bringen wollen, solches widerrechtliche Beginnen nicht einge- williget, so zeigen wir hiemit anbey Ew. Bischöffl. Gnaden als Unseren gehuldigten gnä- dig- und hochgebietenden Herren in aller Unterthänigkeit an, daß so bald die Herren Alter- Leute die Vorstellung gemachet, der vorerwehnte Hauffe auf einmahl geschrien, daß es bey dem, welches die Herren (doch aber aus Zwang) eingewilliget hätten, absolute sein Ver- bleiben haben solte, worauf einige junge Bürgere von der Versammlung an den Herren Bürgermeister Dörrien vom Rahthause geloffen, nnd mit dessen Consens mit grössester Prostituirung uns 6. Bürgere ohne den geringst-begangenen Fehler anderen Wohlgesin- neten zum Tort und Schrecken, nobis inauditis nec defensis beym Kopff genommen, und in Keller geworffen, wo wir also gleich als die ärgesten Delinquenten verschlossen und bewachet werden, so gar daß kein redlicher Bürger mit uns sprechen darff: Ja so gar es ist mir dem Foderloh, da ich fast für Gram defectum Epilepsiae bekommen, verwehret wor- den, daß ich einen Chirurgum um mir die Ader zu öffnen, zu mir kommen liesse, wie
dessen
Lit. F.
Nohtdringliches Memoriale und flehentliche Bitte pro gratiosè decernendo ob moræ pe- riculum Mandatum pœnale de relaxando injuſtè carceratos, ùt intùs
Unſerer der unſchuldig- und widerrechtlich incarcerirter 6. Buͤrgere der Neuſtadt Hildes- desheim Godtfried Gruͤndeler, H. W. Foderloh, Peter Melchior Kniep, J. Chriſtian Gruͤndler, J. Chriſtoph Hoffman, J. Jobſt Reinecken. Præſ. den 14ten May 1729.
Hochwuͤrdigſter Biſchoff ꝛc. Gnaͤdig- und hochgebietender Herr Dom-Probſt ꝛc. ꝛc.
Ew. Hoch-Biſchoͤffl. und Dom-Proͤbſtl. Gnaden koͤnnen wir zu End unterzeichnete und auſſenbemerckte 6. unſchuldige, und gewaltſamer Weiſe incarcerirte Buͤrgere in aller Unterthaͤnigkeit klagend vorzuſtellen nicht umhin, was maſſen verwichenen Donner- ſtag ſich eine Suite Buͤrgere rottiret, und zuſammen geloffen, und aufs Rahthaus gangen, denen Herren des Rahts vorzuſtellen, daß ſie den ſo genannten Candidatum Hartung auf die Prediger-Wahl ſetzen ſolten, weilen aber der gantze Raht noch nicht verſammtet, auch zweye von denen Herren, als Hr. Buͤrgerme ſter Wiehen, und Hr. Segger Heiderman ſchwerlich kranck und abſonderlich der Hr. Segger Krafft-los darnieder lieget, auch die uͤbri- ge Rahts-Glieder, als Hr. Senior Druman, Hr. Haneboht, Hr. Duͤrre, ſich fuͤr den Zuſammenlauff vorgedachter Suite auctoritatis causâ ſcheueten zu Rahthaus zu gehen, als haben die Buͤrgere ein Memorial in die Raht-Stuben gegeben, woſelbſt niemand zuge- gen geweſen als der Hr. Buͤrgermeiſter Doͤrrien, Hr. SeniorBoͤger, der Hr. Secretarius Bockelman, und Hr. Bartels, und abſolutè begehret, daß ſie den Candidatum Hartung auf die Prediger-Wahl ſetzen, und ſolches allein ſchrifftlich unterſchreiben ſolten: Da nun dieſe anweſende Rahts-Glieder ein ſolches ad interim ſo weit belieben und placidiren muͤſ- ſen, ſo ſeynd auch nachgehends einige Buͤrgere von 12. à 15. Mann dem Hrn. Buͤrger- meiſter Wiehen ins Haus kommen, und denſelben dahin mit Gewalt forciret, daß er de- ren widerrechtliche Begehren einwilligen, und unterſchreiben muͤſſen, ferner ſeynd ſie ge- gangen, nach dem Hrn. Segger Heiderman, daß ſelbiger auf dem Krancken-Bette glei- chermaſſen ſolches unterſchreiben muͤſſen. Pro 3tio ſeynd ſie gegangen nach des Hr. Ha- nebohts Garten, wohin Hr. Senior Druman- und Hr. Haneboht ſich retirirt hatten, und gleicher Geſtalt prætendiret, ſolches zu unterſchreiben, welches der Hr. Senior Druman aus Furcht und Zwang dann auch unterſchrieben, aber Hr. Haneboht haben ſie dahin nicht forciren koͤnnen. Da nun ſolches widerrechtliche Procedere wider den in Ao. 1714. errichteten Wahl-Receß hauptſaͤchlich ſtreitet, auch Ein Edler Raht das Jus præſentandi jederzeit gehabt, ſo haben obangefuͤhrte Herren denſelbigen Tag die gantze Buͤrgerſchafft forderen laſſen, um denen vorzuſtellen, wie auch wuͤrcklich von denen Herren Alter-Leuten in denen dreyen Beuerſchafften geſchehen,
Ob der Raht das Jus præſentandi behalten, und vor wie nach dem in An. 1714. gemachten Wahl-Receß gemaͤß ſolte nachgelebet werden, oder nicht?
Wann nun alſo einige Buͤrgere vorgedachten Receß nicht fuͤr ſich allein brechen, ſondern die gantze Buͤrgerſchafft ſolchen doch nicht ohne Raiſon, und Einwilligung auch Genehm- halt- und Confirmirung hoͤherer Obrigkeit caſſiren und aufheben koͤnnen, auch die mehre- ſten Buͤrgere, welche wir alle durch eigenhaͤndige Unterſchrifft, wann wir aus dieſem un- ſchuldigen Arreſt los ſeynd, bringen wollen, ſolches widerrechtliche Beginnen nicht einge- williget, ſo zeigen wir hiemit anbey Ew. Biſchoͤffl. Gnaden als Unſeren gehuldigten gnaͤ- dig- und hochgebietenden Herren in aller Unterthaͤnigkeit an, daß ſo bald die Herren Alter- Leute die Vorſtellung gemachet, der vorerwehnte Hauffe auf einmahl geſchrien, daß es bey dem, welches die Herren (doch aber aus Zwang) eingewilliget haͤtten, abſolutè ſein Ver- bleiben haben ſolte, worauf einige junge Buͤrgere von der Verſammlung an den Herren Buͤrgermeiſter Doͤrrien vom Rahthauſe geloffen, nnd mit deſſen Conſens mit groͤſſeſter Proſtituirung uns 6. Buͤrgere ohne den geringſt-begangenen Fehler anderen Wohlgeſin- neten zum Tort und Schrecken, nobis inauditis nec defenſis beym Kopff genommen, und in Keller geworffen, wo wir alſo gleich als die aͤrgeſten Delinquenten verſchloſſen und bewachet werden, ſo gar daß kein redlicher Buͤrger mit uns ſprechen darff: Ja ſo gar es iſt mir dem Foderloh, da ich faſt fuͤr Gram defectum Epilepſiæ bekommen, verwehret wor- den, daß ich einen Chirurgum um mir die Ader zu oͤffnen, zu mir kommen lieſſe, wie
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[15/0057]
Lit. F.
Nohtdringliches Memoriale und flehentliche Bitte pro gratiosè decernendo ob moræ pe-
riculum Mandatum pœnale de relaxando injuſtè carceratos, ùt intùs
Unſerer der unſchuldig- und widerrechtlich incarcerirter 6. Buͤrgere der Neuſtadt Hildes-
desheim Godtfried Gruͤndeler, H. W. Foderloh, Peter Melchior Kniep, J. Chriſtian
Gruͤndler, J. Chriſtoph Hoffman, J. Jobſt Reinecken.
Præſ. den 14ten May 1729.
Hochwuͤrdigſter Biſchoff ꝛc.
Gnaͤdig- und hochgebietender Herr Dom-Probſt ꝛc. ꝛc.
Ew. Hoch-Biſchoͤffl. und Dom-Proͤbſtl. Gnaden koͤnnen wir zu End unterzeichnete
und auſſenbemerckte 6. unſchuldige, und gewaltſamer Weiſe incarcerirte Buͤrgere in
aller Unterthaͤnigkeit klagend vorzuſtellen nicht umhin, was maſſen verwichenen Donner-
ſtag ſich eine Suite Buͤrgere rottiret, und zuſammen geloffen, und aufs Rahthaus gangen,
denen Herren des Rahts vorzuſtellen, daß ſie den ſo genannten Candidatum Hartung auf
die Prediger-Wahl ſetzen ſolten, weilen aber der gantze Raht noch nicht verſammtet, auch
zweye von denen Herren, als Hr. Buͤrgerme ſter Wiehen, und Hr. Segger Heiderman
ſchwerlich kranck und abſonderlich der Hr. Segger Krafft-los darnieder lieget, auch die uͤbri-
ge Rahts-Glieder, als Hr. Senior Druman, Hr. Haneboht, Hr. Duͤrre, ſich fuͤr den
Zuſammenlauff vorgedachter Suite auctoritatis causâ ſcheueten zu Rahthaus zu gehen, als
haben die Buͤrgere ein Memorial in die Raht-Stuben gegeben, woſelbſt niemand zuge-
gen geweſen als der Hr. Buͤrgermeiſter Doͤrrien, Hr. Senior Boͤger, der Hr. Secretarius
Bockelman, und Hr. Bartels, und abſolutè begehret, daß ſie den Candidatum Hartung
auf die Prediger-Wahl ſetzen, und ſolches allein ſchrifftlich unterſchreiben ſolten: Da nun
dieſe anweſende Rahts-Glieder ein ſolches ad interim ſo weit belieben und placidiren muͤſ-
ſen, ſo ſeynd auch nachgehends einige Buͤrgere von 12. à 15. Mann dem Hrn. Buͤrger-
meiſter Wiehen ins Haus kommen, und denſelben dahin mit Gewalt forciret, daß er de-
ren widerrechtliche Begehren einwilligen, und unterſchreiben muͤſſen, ferner ſeynd ſie ge-
gangen, nach dem Hrn. Segger Heiderman, daß ſelbiger auf dem Krancken-Bette glei-
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nebohts Garten, wohin Hr. Senior Druman- und Hr. Haneboht ſich retirirt hatten, und
gleicher Geſtalt prætendiret, ſolches zu unterſchreiben, welches der Hr. Senior Druman
aus Furcht und Zwang dann auch unterſchrieben, aber Hr. Haneboht haben ſie dahin
nicht forciren koͤnnen. Da nun ſolches widerrechtliche Procedere wider den in Ao. 1714.
errichteten Wahl-Receß hauptſaͤchlich ſtreitet, auch Ein Edler Raht das Jus præſentandi
jederzeit gehabt, ſo haben obangefuͤhrte Herren denſelbigen Tag die gantze Buͤrgerſchafft
forderen laſſen, um denen vorzuſtellen, wie auch wuͤrcklich von denen Herren Alter-Leuten
in denen dreyen Beuerſchafften geſchehen,
Ob der Raht das Jus præſentandi behalten, und vor wie nach dem in An. 1714.
gemachten Wahl-Receß gemaͤß ſolte nachgelebet werden, oder nicht?
Wann nun alſo einige Buͤrgere vorgedachten Receß nicht fuͤr ſich allein brechen, ſondern
die gantze Buͤrgerſchafft ſolchen doch nicht ohne Raiſon, und Einwilligung auch Genehm-
halt- und Confirmirung hoͤherer Obrigkeit caſſiren und aufheben koͤnnen, auch die mehre-
ſten Buͤrgere, welche wir alle durch eigenhaͤndige Unterſchrifft, wann wir aus dieſem un-
ſchuldigen Arreſt los ſeynd, bringen wollen, ſolches widerrechtliche Beginnen nicht einge-
williget, ſo zeigen wir hiemit anbey Ew. Biſchoͤffl. Gnaden als Unſeren gehuldigten gnaͤ-
dig- und hochgebietenden Herren in aller Unterthaͤnigkeit an, daß ſo bald die Herren Alter-
Leute die Vorſtellung gemachet, der vorerwehnte Hauffe auf einmahl geſchrien, daß es bey
dem, welches die Herren (doch aber aus Zwang) eingewilliget haͤtten, abſolutè ſein Ver-
bleiben haben ſolte, worauf einige junge Buͤrgere von der Verſammlung an den Herren
Buͤrgermeiſter Doͤrrien vom Rahthauſe geloffen, nnd mit deſſen Conſens mit groͤſſeſter
Proſtituirung uns 6. Buͤrgere ohne den geringſt-begangenen Fehler anderen Wohlgeſin-
neten zum Tort und Schrecken, nobis inauditis nec defenſis beym Kopff genommen,
und in Keller geworffen, wo wir alſo gleich als die aͤrgeſten Delinquenten verſchloſſen und
bewachet werden, ſo gar daß kein redlicher Buͤrger mit uns ſprechen darff: Ja ſo gar es
iſt mir dem Foderloh, da ich faſt fuͤr Gram defectum Epilepſiæ bekommen, verwehret wor-
den, daß ich einen Chirurgum um mir die Ader zu oͤffnen, zu mir kommen lieſſe, wie
deſſen
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Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_beleuchtung_1731/57>, abgerufen am 25.02.2025.
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