ten Jahrhundert Ludwigs des XIV. an zum Stand- punkt davon annimmt; denn von dieser Zeit her finden sich die hohen Selbst-Gefühle der Fürsten, die beständigen Soldaten und die be- ständigen Räthe, die einander treulich in die Hand gearbeitet haben, um das moderne Souveraine- täts-Gebäude in Theorie und Praxi zu Stand zu bringen.
Es ist ausser dem Plan gegenwärtigen Werks, den Beweis davon von Land zu Land und gleich- sam Schritt vor Schritt zu verfolgen; ich muss mich mit allgemeinen Zügen begnügen, und hoffe daher, auf die Nachsicht meiner Leser rechnen zu dürfen, wenn ich ein bereits vor mehrern Jahren von mir entworfenes Gemählde wieder ins Angedenken bringe, das in seiner Zeichnung, so keck sie auch manchem verwöhn- ten Auge scheinen möchte, noch immer wahr und sprechend erfunden werden wird: "Der Zeitpunkt (schrieb ich bereits im Jahr 1784. *) von welchem an man den Despotismus unserer Deutschen Fürsten datiren muss, ist das soge- nannte Jahrhundert Ludwigs XIV. Die Deut- sche Herrn haben immer gern gereist; sie reis-
*) In der Schrift: Ueber Regenten, Regierungen und Mini- sters. S. 401. u. f.
ten Jahrhundert Ludwigs des XIV. an zum Stand- punkt davon annimmt; denn von dieser Zeit her finden sich die hohen Selbst-Gefühle der Fürsten, die beständigen Soldaten und die be- ständigen Räthe, die einander treulich in die Hand gearbeitet haben, um das moderne Souveraine- täts-Gebäude in Theorie und Praxi zu Stand zu bringen.
Es ist ausser dem Plan gegenwärtigen Werks, den Beweis davon von Land zu Land und gleich- sam Schritt vor Schritt zu verfolgen; ich muſs mich mit allgemeinen Zügen begnügen, und hoffe daher, auf die Nachsicht meiner Leser rechnen zu dürfen, wenn ich ein bereits vor mehrern Jahren von mir entworfenes Gemählde wieder ins Angedenken bringe, das in seiner Zeichnung, so keck sie auch manchem verwöhn- ten Auge scheinen möchte, noch immer wahr und sprechend erfunden werden wird: „Der Zeitpunkt (schrieb ich bereits im Jahr 1784. *) von welchem an man den Despotismus unserer Deutschen Fürsten datiren muſs, ist das soge- nannte Jahrhundert Ludwigs XIV. Die Deut- sche Herrn haben immer gern gereist; sie reis-
*) In der Schrift: Ueber Regenten, Regierungen und Mini- sters. S. 401. u. f.
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ten Jahrhundert Ludwigs des XIV. an zum Stand-
punkt davon annimmt; denn von dieser Zeit
her finden sich die hohen Selbst-Gefühle der
Fürsten, die beständigen Soldaten und die be-
ständigen Räthe, die einander treulich in die Hand
gearbeitet haben, um das moderne Souveraine-
täts-Gebäude in Theorie und Praxi zu Stand
zu bringen.
Es ist ausser dem Plan gegenwärtigen Werks,
den Beweis davon von Land zu Land und gleich-
sam Schritt vor Schritt zu verfolgen; ich muſs
mich mit allgemeinen Zügen begnügen, und
hoffe daher, auf die Nachsicht meiner Leser
rechnen zu dürfen, wenn ich ein bereits vor
mehrern Jahren von mir entworfenes Gemählde
wieder ins Angedenken bringe, das in seiner
Zeichnung, so keck sie auch manchem verwöhn-
ten Auge scheinen möchte, noch immer wahr
und sprechend erfunden werden wird: „Der
Zeitpunkt (schrieb ich bereits im Jahr 1784. *)
von welchem an man den Despotismus unserer
Deutschen Fürsten datiren muſs, ist das soge-
nannte Jahrhundert Ludwigs XIV. Die Deut-
sche Herrn haben immer gern gereist; sie reis-
*) In der Schrift: Ueber Regenten, Regierungen und Mini-
sters. S. 401. u. f.
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/106>, abgerufen am 17.02.2025.
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